700 Jahre Baugeschichte auf 230 Seiten
Bauhistoriker Elmar Arnhold legt mit „Fachwerkhäuser in Braunschweig“ seinen dritten populären Band für Braunschweig-Liebhaber vor.
Im Zuge der Sanierung des Fachwerkensembles am Ackerhof wurde die Idee geboren, die große Bedeutung Braunschweigs als mittelalterliche Stadt in einem Buch populär zu präsentieren. Bauhistoriker und Stadteilheimatpfleger Elmar Arnhold nahm sich der Sache an. Jetzt hat er sein übersichtliches und leicht verständliches Werk „Fachwerkhäuser in Braunschweig“ vorgelegt. Darin stellt er die 120 noch erhaltenen Fachwerkbauten in der Innenstadt auf 230 reichhaltig illustrierten Seiten kenntnisreich vor. Es ist in erster Linie ein Buch für Braunschweig-Liebhaber und in zweiter Linie eines für wissenschaftlich Interessierte. Das von der Richard Borek Stiftung geförderte Buch ist im gut sortierten Buchhandel für 12,90 Euro erhältlich.
„Inseln regionaler Identität“
Beim Gang durch die Innenstadt gerate leider nur allzu leicht in Vergessenheit, dass die Stadt einst weltweit zu den Zentren mit dem umfangreichsten und eindrucksvollsten Bestand an Fachwerkbauten gehörte, sagt Prof. Dr. Michael Grisko, Geschäftsführer der Richard Borek Stiftung. Dabei bildeten die bis heute erhaltenen Fachwerkhäuser Inseln regionaler Identität. Die Bewahrung dieser Tradition sei eine Aufgabe, der sich die Richard Borek Stiftung verpflichtet fühle. „Damit das gelingt, müssen uns der Wert und die Geschichte dieser Bauwerke bewusst sein. Daher ist es das besondere Verdienst des vorliegenden Buches, Braunschweigs Fachwerkhäuser zu versammeln, zu beschreiben und ihre stadthistorische Bedeutung aufzuzeigen“, erläutert er.
Vor den verheerenden Bombenangriffen der Alliierten zum Ende des von den Nationalsozialisten entfesselten Zweiten Weltkriegs war Braunschweig mit rund 2.000 Fachwerkbauten eine der besterhaltenen mittelalterlichen Großstädte Deutschlands. Elmar Arnhold spricht von einer einstigen „Großstadt aus Holz“. Vor allem im Oktober 1944 kam es zu einer fast vollkommenen Zerstörung des bis dahin in großen Teilen erhaltenen mittelalterlichen Stadtkerns. Arnhold, der einst als Architekturstudent von Höxter nach Braunschweig übersiedelte, nennt das den Verlust eines Flächendenkmals, ähnlich dem in Dresden, aber eben nicht so im nationalen Gedächtnis verankert.
Vorstellung am 28. November
„Das große Interesse der Bürgerinnen und Bürger am jüngsten Sanierungsprojekt Ackerhof beweist aber, dass Fachwerk noch immer zur unverwechselbaren Identität unserer Stadt gehört“, hat Autor Arnhold bei seinen vielen Besuchen auf der Baustelle im Magniviertel festgestellt. Am Donnerstag, 28. November (18 Uhr), wird er sein Buch im Torhaus am Wendentor in Zusammenarbeit mit dem Bund deutscher Architekten Niedersachsen vorstellen. Der Eintritt ist frei.
„Die annähernd 120 im Stadtzentrum erhaltenen Fachwerkhäuser verkörpern fast 700 Jahre Baugeschichte. Sie sind lebendige Zeugen kultureller und sozialer Verhältnisse in früheren Jahrhunderten. So wird Architektur- und Kunstgeschichte im Vorbeigehen alltäglich erfahrbar. Diese Veröffentlichung soll dazu anregen und den Blick auf unsere gebaute Umwelt schärfen“, wünscht sich Arnhold. „Fachwerkhäuser in Braunschweig“ ist nach „Braunschweiger Plätze in Geschichte und Gegenwart“ und „Braunschweigs Brücken an den Oker-Umflutgräben“ das dritte Buch dieser Art von Elmar Arnhold. Ebenfalls noch erhältlich ist sein bemerkenswertes Standardwerk „Mittelalterliche Metropole Braunschweig“. „Der Löwe – das Portal für das Braunschweigische“ hat viele Beiträge in Zusammenarbeit mit Elmar Arnhold veröffentlicht. Sie sind unter www.der-loewe.info frei einzusehen.
Würdigung der Ackerhof-Sanierung
In der aktuellen Publikation stellt Bauhistoriker Arnhold auch neue Erkenntnisse bauhistorischer Untersuchungen an. Dazu gehören bis in das 14. Jahrhundert reichende Datierungen. In der Löwenstadt stehen einige der ältesten Fachwerkgebäude Niedersachsens. Dazu kommt die bisher früheste bekannte inschriftliche Fachwerk-Datierung Deutschlands aus dem Jahr 1432 am Haus Ackerhof 2. Die Sanierung des Fachwerkensembles am Ackerhof ist das jüngste und eines der herausragenden Beispiele für die behutsame Sanierung des erhaltenen Fachwerkbestands in Braunschweig. „Diese seit Jahrzehnten währenden Bemühungen zur Bewahrung unseres Kulturerbes wollte ich mit diesem Buch ebenfalls würdigen“, so Elmar Arnhold.