Auf neuen, alten Wegen durch Viewegs Garten
Gartenhistorische Bezüge der Wegeverbindungen aus der Epoche der Aufklärung im zentralen Bereich des Parks erhalten.
Mit der Sanierung von Viewegs Garten ist das erste Projekt der fünften Vereinbarung zur Förderung grünflächenbezogener Projekte zwischen der Stadt Braunschweig und der Richard Borek Stiftung abgeschlossen. In den vergangenen Monaten wurden die Wegeverbindungen im zentralen Bereich des Parks erneuert und der Kinderspielplatz in die Mitte des Parks verlegt. Ziel der Sanierung war es in erster Linie, die noch erhaltenen gartenhistorischen Bezüge zu bewahren, die auf die Epoche der Aufklärung zurückzuführen sind.
Erst hieß es „Campes Garten“
Um 1797 hatte der Verleger Johann Heinrich von Campe (1746 – 1818) den Grundstein für seinen Landschaftsgarten gelegt. 1781 war er dem Ruf Herzog Carl Wilhelm Ferdinands nach Braunschweig gefolgt, um das Schulwesen des Herzogtums zu reformieren. Die Reform scheiterte zwar am Widerstand der Kirchen- und Schulbehörden, aber Campe gründete 1787 die „Braunschweigische Schulbuchhandlung“. Die Buchhandlung überschrieb er seinem Schwiegersohn, dem Berliner Buchhändler Friedrich Vieweg, nachdem dieser 1799 ebenfalls auf Wunsch des Herzogs Carl Wilhelm Ferdinand nach Braunschweig umsiedelte. Auf ihn geht also der heutige Name des Parks zurück. Noch 1835 hieß er „Campes Garten“.
Campes Erben übernahmen den Garten und die Familiengrabanlage. Sie ersetzten das Wohnhaus Campes durch eine großzügige Villa des Architekten Konstantin Uhde, der Hochschullehrer am Collegium Carolinum, dem Vorläufer der heutigen Technischen Universität, war. Unter anderem entwarf der auch die heute noch existierenden Villen Löbbecke und Rimpau sowie das heutige TU-Altgebäude. Im Februar 1935 wurde der mittlerweile als „Viewegs Garten“ bekannte Park von der Stadt Braunschweig erworben.
Ursprünglich befanden sich auf dem Gelände Felder und zwei Windmühlen ehe der braunschweigische Minister Heinrich Bernhard Schrader von Schliestedt (1706–1773) etwa elf Hektar erwarb und einen ersten Garten anlegte. Es folgte 1778 der Engländer Roger von Drake als Eigentümer, der den Park zwischenzeitlich im englischen Stil umgestaltete.
600 Bäume wurden gefällt
Als der heutige Hauptbahnhof in den 1950er Jahren entstand, wurden umfangreiche Umgestaltungen im Umfeld erforderlich. Von Viewegs Garten blieb zugunsten des Bahnhofs und der dreizügigen Kurt-Schumacher-Straße nur noch ein Rest übrig. Mehr als 600 Bäume wurden gefällt, die Gräber der Familie Campe auf den benachbarten Magnifriedhof verlegt, die Villa Vieweg wie weitere 100 Häuser abgerissen und 1000 Bewohnerinnen und Bewohner umgesiedelt. Im Gegenzug wurde der Park im Osten und im Süden bis an den Berliner Platz erweitert. Der Hauptbahnhof wurde 1960 als Durchgangsbahnhof eröffnet. Er ersetzte den Alten Bahnhof aus dem Jahr 1838, der als Sackbahnhof den modernen Erfordernissen nicht mehr entsprach.
Ob das freilich die letzte gravierende Umgestaltung der historischen Gartenanlage war, bleibt vor dem Hintergrund der städtebaulichen Überlegungen zur sogenannten Bahnstadt ungewiss. Denn Viewegs Garten zählt zum Masterplan der 300 Hektar großen „innerstädtische Potentialfläche“, könnte in dem Zuge an Bedeutung gewinnen und als „grüne Lunge“ gegenüber dem Hauptbahnhof aufgewertet werden.
Der erste „Grünflächenvertrag“ zwischen Stadt und Richard Borek Stiftung wurde 1993 geschlossen. Ausgangspunkt war seinerzeit die geplante Bewerbung Braunschweigs für die Landesgartenausstellung. Zur Bewerbung kam es seinerzeit nicht, dafür hat die Fördervereinbarung mit der Richard Borek Stiftung bis heute Bestand. Bislang wurden dank der Kooperation 18 Projekte in Parkanlagen und auf historischen Friedhöfen in Braunschweig realisiert.
Weitere Projekte
Im Rahmen der fünften Vereinbarung werden wie aktuell am Löwenwall auch im Bürger- und im Prinzenpark sowie im Naturschutzgebiet Riddagshausen umfangreiche Sanierungen vorgenommen. Im Prinzenpark wird die Brunnenanlage am Prinz-Albrecht-Denkmal instandgesetzt (2025). Im Bürgerpark geht es um die Wege um den Südteich. Und im Naturschutzgebiet Riddagshausen werden die Stationen „Rinderpfad“, „Amphibienpfad“ sowie der „Steg Schapenbruchteich“ restauriert und an allen sieben Stationen die Schautafeln erneuert.
Mehr zu Johann Heinrich von Campe: https://www.der-loewe.info/ein-fanatiker-der-franzoesischen-revolution