Aufbruch in eine neue Ära
Landesmuseum am Burgplatz wird zukunftsfähig gemacht und bleibt dafür sechs Jahre lang geschlossen.
Das Braunschweigische Landesmuseum wird für rund 54 Millionen Euro saniert und ausgebaut. Das teilten Museumsdirektorin Heike Pöppelmann und Niedersachsens Kulturminister Björn Thümler mit. Von diesem Mai an bis voraussichtlich ins Jahr 2026 wird das Vieweg-Haus demnach geschlossen bleiben.
Die Exponate werden in der Umbauphase fachgerecht in ein nahe gelegenes und dauerhaft gemietetes Depot ausgelagert. Ausstellungen und Aktivitäten finden in dieser Zeit in Ausweichquartieren wie den Räumen von Hinter Brüdern oder Hinter Aegidien statt.
Das Haus am Burgplatz wurde zwischen 1981 und 1985 grundlegend umgebaut, um dort den Hauptsitz des Landesmuseums einzurichten. Das ehemalige Wohn- und Verlagshaus war von 1799 bis 1804 für den Verleger Friedrich Vieweg (1761-1835) gebaut worden. Das Gebäude wurde 1976 durch den Wechsel des Vieweg-Verlags nach Wiesbaden frei und danach zunächst als Lager genutzt. Das Vieweg-Haus zählt mit seinem trapezförmigen Grundriss um den zentralen Innenhof herum und seinen klaren Stilelementen zu den bedeutenden Bauten des Klassizismus in Deutschland. Nach nunmehr 35 Jahren der intensiven Museumsnutzung verlangen sowohl das altehrwürdige Haus als auch die Museumsräume zwingend nach Modernisierungen.
Der nicht zu beschönigende, aktuelle Sanierungsstau wird in zwei Bauabschnitten behoben. Begonnen wird mit der Erneuerung des vorhandenen, aber undicht gewordenen Glasdachs über dem Innenhof. Danach werden die Räume des Museums sukzessive in Angriff genommen. Neben der Sanierung sollen auch neue Möglichkeiten für Sonder- und Dauerausstellungsflächen geschaffen werden. Das wird unter anderem dank des externen Zentralmagazins möglich. Die Ausstellungsfläche werde sich, so Museumsdirektorin Heike Pöppelmann, auf dann 3600 Quadratmeter vergrößern.
Mit dem umfassenden Umbau soll das traditionsreiche Landesmuseum nach dem Wunsch von Minister Thümler in eine neue Ära starten. Er kündigte an, dass die zeitgemäß gestalteten Räume barrierearm würden und die moderne Museumstechnik künftig flexible Möglichkeiten für Ausstellungen und partizipative Veranstaltungsformate böte. Daneben ginge es aber auch um die Erneuerung der betriebstechnischen Anlagen und die energetische Sanierung der Dachflächen für mehr Energieeffizienz und damit mehr Klimafreundlichkeit.
Im zweiten Obergeschoss wird wie bisher die Dauerausstellung zur Landesgeschichte untergebracht. Im ersten Obergeschoss sind für Sonderausstellungen rund 800 Quadratmeter geplant und zusätzlich 400 Quadratmeter, auf denen wechselnde Themen vertieft werden sollen. Im sogenannten Zwischengeschoss wird das stark nachgefragte Kindermuseum sowie eine Ausstellung zur Geschichte des Museums und des Vieweg-Hauses eingerichtet.
Das Landesmuseum wird dauerhaft von der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz unterstützt. Gegründet wurde es 1891. Vorausgegangen war ein Aufruf an die Bevölkerung zum 75. Todestag von Herzog Friedrich Wilhelm 1890 Erinnerungsstücke zur Verfügung zu stellen. Sie sollten in einer Gedenkausstellung präsentiert werden. Die Resonanz war jedoch so groß, dass beschlossen wurde, die Objekte als Sammlung zu erhalten. Das war die Geburtsstunde des Landesmuseums.
Die beiden weiteren braunschweigischen Landesmuseen, das Naturhistorische Museum und das Herzog-Anton-Ulrich-Museum, wurden bereits umfangreich modernisiert. In das Herzog Anton Ulrich-Museum wurden von 2009 bis 2016 rund 36 Millionen Euro für Modernisierung und Anbau investiert, in das Naturhistorische Museum von 2012 bis 2015 zwei Millionen Euro.