Aus dem Schandfleck wurde ein Schmuckstück
Sanierung der beiden stadtbildprägenden, früheren Scheunen gegenüber der Stadthalle soll Mitte März abgeschlossen sein.
LOT-Theater, Theaterpädagogisches Zentrum und die neu gegründete Freie Spielstätten Braunschweig haben erste Einblicke in die künftigen Räumlichkeiten im Quartier St. Leonhard gewährt.
Unter dem Titel „Vorfreude“ hatten sie zu einer Baustellenbegehung in die neuen Räumlichkeiten im Quartier St. Leonhard eingeladen. Die Sanierung der beiden stadtbildprägenden, früheren Scheunen gegenüber der Stadthalle ist der letzte Bauabschnitt. Die endgültige Fertigstellung ist für Mitte März 2023 geplant. Baubeginn war im Frühjahr 2021.
Reizvolles Gesamtprojekt
Das Gesamtprojekt „Quartier St. Leonhard“ realisieren die Richard Borek Stiftung, die Borek Immobilien und die Evangelische Stiftung Neuerkerode gemeinsam. Bereits fertiggestellt wurden der Internationale Kindergarten und das Internat Christlichen Jugenddorfs Braunschweig, Räume für das Lukas Werk, 39 Wohnungen sowie Altenpflege- und Behinderteneinrichtungen. Zum Quartier zählen auch die Gebäude der Christengemeinschaft mit der Kapelle St. Leonhard und die Hans-Georg-Karg Grundschule des CJD. Die Bauplanung wurde von Stefan Drees (Feddersen Architekten, Berlin) entwickelt.
„Ich wurde oft gefragt, warum ich mir, meiner Familie und meinen Mitarbeitern eigentlich dieses Projekt aufgebürdet habe. Nun, es hatte mich städtebaulich, sozial und unternehmerisch gereizt, aus diesem Schandfleck gegenüber unserer Stadthalle ein integratives Quartier zu entwickeln“, erläuterte Richard Borek sen. im Rahmen der Begehung. Die Realisierung des Projekts verantwortet sein Sohn Christoph Borek für die Borek Immobilien.
Langer Atem notwendig
Vor nunmehr dreizehn Jahren hatten die damalige Gesamtleiterin des Christlichen Jugenddorfs Braunschweig, Ursula Hellert, und er für die Richard Borek Stiftung in einer Absichtserklärung festgehalten, das Projekt eines Mehrgenerationenquartiers auf dem ehemaligen Gelände der Polizei-Reiterstaffel zu verwirklichen, in dem Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam leben, lernen und arbeiten könnten. Langer Atem war bis zur Vollendung dieses auch über die Stadtgrenzen hinaus viel beachteten Leuchtturmprojekts notwendig.
„Wir sind begeistert, Sie als Mieter gewonnen zu haben, da Sie durch Ihre Arbeit dieses Quartier eigentlich erst so richtig zum Leben erwecken können. Die Bewohner des Quartiers St. Leonhard warten also auf Sie und Ihren kreativen Input“, sagte Richard Borek sen. an Stefani Theis, Kathrin Simshäuser und Martin von Hoyningen Huene gerichtet, die die neuen Mieter, das LOT-Theater, das Theaterpädagogisches Zentrum und die Freien Spielstätten Braunschweig vertreten.
Gekommen waren zu der Baustellenbegehung Vertreterinnen und Vertreter von Stiftungen sowie von Politik und Verwaltung der Stadt Braunschweig und des Landes Niedersachsen. Bei Führungen durch das Gebäude erhielten die Gäste einen Eindruck und Informationen zu den geplanten Nutzungsmöglichkeiten.
Viel Platz für Kreatives
Neben dem Theatersaal, der Platz für 80 Zuschauerinnen und Zuschauer bietet, wird es in den Gebäuden zwei Proberäume, eine Gästewohnung und Büroräume geben. Außerdem wird ein Restaurant dem Theaterbetrieb angegliedert ist. Die neuen Räume sind für Publikum, Künstlerinnen und Künstler sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter barrierefrei zugänglich. Neben dem neuen Spielort hält das LOT-Theater weiterhin an der bisherigen Spielstätte in der Kafeetwete fest und wird zukünftig mit zwei Bühnen in Braunschweig vertreten sein.
Um die zweigeschossig geplanten Scheunen zeitgemäß nutzen zu können, waren umfangreiche Arbeiten erforderlich. Dank konstruktiver Maßnahmen konnten die charaktervollen Denkmale erhalten werden. Die Außenwände sind aus Duckstein erstellt. Das Material aus dem Elm ist problematisch, weil es sehr großporig ist und so Feuchtigkeit lange hält. Die Scheunen waren um 1855 errichtet worden.
Lange dem Verfall preisgegeben
Nach schweren Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg wurde das nördliche Gebäude zuletzt vor viereinhalb Jahrzehnten von der Polizei als Werkstatt und das südliche Gebäude für Büros genutzt. Seit 1978, als die Reiterstaffel der Polizeidirektion Braunschweig das ehemalige Landesgestüt verließ, waren die Gebäude leer und dem Verfall preisgegeben. Versuche, das Gelände zu nutzen, etwa durch einen Hotelbau, waren immer wieder gescheitert, bis die faszinierende Idee des integrativen Stadtviertels „Quartier St. Leonhard“ aufkam.
Mehr unter: www.der-loewe.info/braunschweigs-neues-leuchtturmprojekt
Zum Spatenstich gibt es hier einen Beitrag mit Video.