Beitrag zur Braunschweiger Identität
Außergewöhnliche Finanzierung für eine außergewöhnliche Arena: Vor 20 Jahren wurde die Volkswagen Halle eröffnet.
Seit der Eröffnung der Volkswagen Halle haben etwa fünf Millionen Gäste rund 1.500 Veranstaltungen besucht. Die Mehrzahl der Shows, Konzerte und Sportveranstaltungen hätte niemand in Braunschweig sehen können, wenn nicht eine Gruppe von Braunschweiger Persönlichkeiten, allen voran Dietrich Fürst, über viele Jahre langen Atem beim Kampf um eine Multifunktionsarena bewiesen hätten. Neben Dietrich Fürst, damals Generalbevollmächtigter der Norddeutschen Landesbank in Braunschweig, gelten die beiden heutigen Ehrenbürger Richard Borek und Gerhard Glogowski als Väter der Arena.
Schon in den 1970er und 1980er Jahren hatte der Sport um den legendären Stadtsportbundvorsitzenden Willi „Bube“ Staake eine große Halle gefordert, aber konkreter Ausgangspunkt für den Durchbruch war letztlich der drohende Lizenzentzug für Braunschweigs Erstliga-Basketballer wegen einer fehlenden bundesligatauglichen Spielstätte. Am Sonntag, den 20. September 2020, jährt sich die Einweihung der Volkswagen Halle nun zum 20. Mal. Das Jubiläum ist ein guter Grund, an die Entstehung und den Wert der Halle für Braunschweig zu erinnern.
Privatwirtschaftliches Engagement
„Die Volkswagen Halle ist eines der markantesten Ergebnisse für das große, privatwirtschaftliche Engagement, das unsere Stadt und Region auszeichnet“, urteilt Oberbürgermeister Ulrich Markurth anlässlich des 20-jährigen Bestehens. Die als „Braunschweiger Modell“ bezeichnete Baufinanzierung wurde in Deutschland und im Ausland mit großer Aufmerksamkeit verfolgt.
Denn für den Bau hatten die Norddeutsche Landesbank, die Volkswagen AG, die Unternehmensgruppe Richard Borek und die Öffentlichen Versicherung Braunschweig 1998 extra die „Stiftung Sport und Kultur für Braunschweig“ gegründet. Insgesamt wurden für die Halle 15 Millionen und den späteren Ausbau (2006) sieben Millionen Euro benötigt. Die Stadt Braunschweig stellte das Gelände zur Verfügung und beauftragte die Stadthallen Braunschweig Betriebsgesellschaft mit der Herrichtung der Freianlagen und dem Betrieb der Arena.
Stiftungskapital zugeflossen
2014 ging die Volkswagen Halle in das Eigentum der Stadt über. Sechs Jahre früher als ursprünglich vorgesehen wurde die Arena an die Stadthalle Braunschweig Betriebsgesellschaft, einer hundertprozentigen Tochter der Stadt, verkauft. Damit einhergehend wurde die „Stiftung Sport und Kultur für Braunschweig“ aufgehoben. Durch den Verkauf der Volkswagen Halle war der Stifterwille erfüllt. Das Kapital wurde der Schwester-Stiftung „Stiftung Nord LB/Öffentliche“ zugelegt. Sie trägt seither den Namen „Die Braunschweigische Stiftung“. Das Stiftungskapital wuchs durch den Verkauf der Volkswagen Halle um elf Millionen Euro. Die daraus erzielten Erträge kommen nun zusätzlich unter anderem der Förderung von Kunst, Kultur, Bildung, Sport und Braunschweigischer Identität zugute.
Weltstars in Braunschweig
Seit der Eröffnung schreibt die Volkswagen Halle eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte. „Wir hatten Weltstars wie Anna Netrebko, Bob Dylan oder die New Yorker Philharmoniker, große Fernsehshows wie „Wetten, dass…?“ und die deutsche Pop- und Rockelite von Udo Jürgens bis Udo Lindenberg bei uns. Dazu haben wir mit den Basketballern einen starken Seriennutzer sowie weitere regelmäßige Highlights von lokalen Veranstaltungen wie ‚Pop meets Classic‘ oder das Reitturnier ‚Braunschweig Classico‘. Das ist eine insgesamt beachtliche Visitenkarte, um die uns andere beneiden. Braunschweig ist kein weißer Fleck mehr auf der Landkarte der bedeutenden Veranstaltungen in Deutschland und hat sich im Bereich der Arenen mit einem Fassungsvermögen um die 6.000 Plätze auf hohem Niveau etabliert“, urteilt Stephan Lemke, Geschäftsführer des Betreibers Stadthalle Braunschweig Betriebsgesellschaft.
Sport dominiert
Knapp die Hälfte aller Veranstaltungen (46 Prozent) sind Sportevents. Mit unter anderem Basketball,Handball, Tennis, Fußball, Reiten, Motocross, Tanzen, Eiskunstlaufen, Boxen, Judo, Tischtennis oder Turnen hat sich die Arena auch in sportlicher Hinsicht als beeindruckende Mehrzweckhalle bewährt. Insgesamt fanden bereits 15 unterschiedliche Sportarten auf unterschiedlichsten Böden statt. Zu den Höhepunkten zählten die Boxkämpfe von Vitali Klitschko (2002) und Dariusz Michalczewski (2001) vor jeweils 8.000 Zuschauern, die Auftritte des Daviscup- (2001, 2008) und Fedcup-Teams (2019) des Deutschen Tennis Bundes sowie diverse Basketball-Länderspiele und viermal der Basketball-Supercup für Nationalmannschaften (2001, 2002, 2003 und 2005).
Gut fürs Selbstverständnis
„Wir haben unsere Ziele erreicht. Die Volkswagen Halle ist ein Beitrag zur Braunschweiger Identität. Mir war wichtig, dass kulturelle und sportliche Ereignisse nationalen und internationalen Zuschnitts auch in Braunschweig stattfinden können. Dank der Volkswagen Halle ist das nun möglich. Ich denke, dass das für das Selbstverständnis von uns Braunschweigern von großer Bedeutung ist“, begründet Stifter Richard Borek sein Engagement. Er war der Erste, der sich dazu bekannte.
Großprojekt gestemmt
Gerhard Glogowski, damals zunächst Innenminister des Landes Niedersachsen, später Ministerpräsident und bereits Vorstandsvorsitzender der STIFTUNG NORD/LB • ÖFFENTLICHE , unterstützte das Projekt auf politischer Ebene tatkräftig, in der Stiftung hatte er in geschäftsführenden Vorstandsmitglied Axel Richter eine großartige Stütze. „Ich freue mich, dass es gelungen ist, so ein Großprojekt auf die Braunschweigische Art zu stemmen. Es zeigt, dass die Region in der Lage ist, Großes zu erreichen, wenn sie zusammenarbeitet. Das ist das Sinnbild der Volkswagen Halle Braunschweig“, sagt er.