„Bennemanns Weltbild noch heute aktuell“
Die Braunschweigische Stiftung präsentierte die in Kooperation mit dem Stadtarchiv entstandene Biographie des herausragenden sozialdemokratischen Braunschweiger Politikers in der Dornse.
Zur Präsentation der Biographie von Otto Bennemann des Autors Dr. Horst-Rüdiger Jarck waren am Montagabend mehr als 150 Gäste der Einladung der Braunschweigischen Stiftung in die Dornse gefolgt. Unter ihnen waren viele Weggefährten des herausragenden sozialdemokratischen Braunschweiger Politikers zu finden.
Kulturdezernentin Dr. Anja Hesse sprach ihre Grußworte im Namen von Oberbürgermeister Ulrich Markurth sowie von Rat und Verwaltung der Stadt Braunschweig. Sie hob die Unterstützung hervor, die der Vorsitzende der Bennemann-Stiftung, Braunschweigs ehemaliger Stadtkämmerer Dr. Zirbeck, bei der Arbeit an diesem Buch eingebracht hat. Vor allem aber auch den Beitrag, den das Stadtarchiv Braunschweig geleistet habet, das den schriftlichen Nachlass von Otto Bennemann verwaltet. Das Buch erschien in Kooperation mit dem Stadtarchiv. Eines der letzten Gespräche mit Bennemann sei so faszinierend gewesen, dass sie erkannt habe: Das ist eine Legende. Es sei beeindruckend, wie aktuell Otto Bennemanns Weltbild noch heute ist.
Gerhard Glogowski, wie Bennemann Ehrenbürger Braunschweigs, ehemaliger Oberbürgermeister, niedersächsischer Innenminister, allerdings auch noch Ministerpräsident, sprach nicht nur als Vorstandsvorsitzender der Braunschweigischen Stiftung, sondern auch als Bennemanns politischer Schüler und langjähriger Weggefährte.
Er hob hervor, dass die Reihe der Biographien, die die Stiftung initiiert habe, Persönlichkeiten gewidmet sei, die Vorbildcharakter haben. Das Buch über Carl Lauenstein sei das erste in der Reihe gewesen. Carl Lauenstein, aus einer Landwirtschaftsfamilie stammend, sei ein Beispiel dafür, dass auch eine konservative Familie, trotz Verfolgung und Folter, den Nazis Widerstand geleistet habe. Der zweite Band beschreibe das Leben des sozialdemokratischen Politikers Heinrich Jasper, der 1919 mit dafür gekämpft habe, dass in Braunschweig eine Demokratie entstehen konnte, sei von den Nazis im KZ ermordet worden.
„Es ist die Überzeugung der Stiftung“, erklärte Glogowski, „dass wir der Schriftform bedürfen, um die Erinnerung an solche Menschen dauerhaft zu sichern.“ Ganz nach der Erkenntnis: „Über wen nichts geschrieben ist, der ist vergessen.“ Mit Horst-Rüdiger Jarck habe die Stiftung einen Historiker gefunden, der wissenschaftliche Texte auch für den normalen Leser verständlich formulieren kann. Das habe er schon bei der Überarbeitung der Jasper-Biographie bewiesen.
Glogowski fuhr fort, er habe Otto Bennemann 1965 kennengelernt, als er als Student in seinem Büro „Akten ordnen“ durfte. Er wurde zum politischen Schüler des Sozialdemokraten, dessen Grundüberzeugungen die Erkenntnis gehörte, dass Braunschweig nur stark sein könne, wenn es starke Verbindungen in die Region pflege. Er wünsche sich, es wäre noch heute so, fügte Glogowski hinzu.
Ein weitere Maxime Bennemanns sei gewesen: Worte und Taten müssen immer übereinstimmen. Auch Erkenntnis vermisse er heute häufig, merkte Glogowski an. Und über Diskussionen mit seinem politischen Vorbild sei ihm in Erinnerung, dass es schwer gewesen sei, sich Bennemanns Logik und Argumentation zu verschließen.
Archivdirektor Dr. Henning Steinführer blickte noch einmal auf die enge zweijährige Zusammenarbeit mit dem Autoren zurück. Jarck habe der Person Otto Bennemann mit dem Buch ein großartiges Denkmal gesetzt.
Der Autor erklärte, er sei an die Arbeit zu dieser Biographie im Sinne der These von Carlo Schmidt gegangen: „Der Mensch ist was er verbirgt“. Durch diesen Satz angeregt sei die Betrachtung des Lebenslaufs von Otto Bennemann begleitet von dem Wunsch gewesen, den Lebensweg beschreibend zu begleiten und – wenn möglich – zu verstehen. Dafür habe er mehr als 25 000 Blatt ausgewertet und mehr als 200 Bilder gesichtet. Im Anschluss gab Jarck dem Publikum einen Überblick über den Lebensweg des bedeutenden Politikers.