Braunschweiger Lindenhof: So wird er nach der Sanierung genutzt
Braunschweigerin hat den historischen Bau in der Kasernenstraße restauriert. Ein Rundgang zeigt die neue Nutzung und bewahrte Architektur.
Werfen wir einen Blick auf den Lindenhof. Schöner denn je nach seiner Sanierung. Einladend war er schon immer. Architekt Karl Munte ließ sich bei seinem Bau von 1908, besonders auf der Schauseite, vom Jugendstil beeinflussen.
Dieser Artikel ist zuerst erschienen am 20.10.2024
Man sehe die langen, schmalen Fensterbänder und die ansprechende Wölbung der Nordfassade. Der Lindenhof ist kein Kasten, sondern gefällt durch seine rundlichen Seiten. Eleonore Eiswirt und ihr Mann Hans-Gerd Rose präsentieren ihr Denkmal mit einigem Stolz. Und natürlich sollen zu den vielen Geschichten, die sich um den Lindenhof ranken, neue kommen. Sie wollen dem Schönen der Vergangenheit eine Zukunft geben.
Die Tochter der Eigentümerin wählte den Lindenhof als Thema für ihre Bachelorarbeit
Katharina Eiswirt, die Tochter, hat die Geschichte des Lindenhofs zum Thema ihrer Bachelorarbeit gemacht, abgeschlossen dieses Jahr am Karlsruher Institut für Technologie. Die Quellenlage war dünn, und es ist bewundernswert, was sie alles herausgefunden hat.
Am 6. März 1909 annoncierte ein Friedrich Lindenzweig die Eröffnung des Restaurants „Lindenzweig“. Mit Klubzimmern, Billardsaal, Kegelbahn und Stehbierkneipe. Die nächsten Eigentümer, das Ehepaar Talchau, wählten den Namen „Lindenhof“. Es war offensichtlich ein Vergnügen, in den Zwanzigern den Lindenhof aufzusuchen. Und es wurde hier auch getanzt.
Im Zweiten Weltkrieg wurde der Lindenhof in Braunschweig bis auf die Saaldecke vollständig niedergebrannt
Hermann Breford, den die Talchauwitwe geheiratet hatte, blieb 46 Jahre Wirt des Lindenhofs. Vor dem Zweiten Weltkrieg nutzte die NSDAP das Haus für öffentliche Parteiveranstaltungen. Beim Luftangriff durch die britische Luftwaffe in der Nacht vom 14. auf den 15. Oktober 1944 wurde auch der Lindenhof getroffen und brannte bis auf die Saaldecke im ersten Stock nieder.
Nach dem Krieg erhielt das Haus ein Notdach. Der zerstörte Eckturm wurde erst kürzlich bei der Sanierung wiederhergestellt. Eine Frau Heinemann betrieb im Lindenhof ein Lebensmittelgeschäft. Das Restaurant blühte auf. Ab 1975 begann die Ära mit dem neuen Pächter und späteren Eigentümer Paolo Ruggieri. Die Jüngeren der BZ-Redaktion waren häufig bei Paolo und fütterten die Musikbox mit Münzen. Die Reihe „Jazz im Lindenhof“ etablierte sich. Und das Staatstheater erfreute die nonkonformistischen Braunschweiger Kreise mit seinem „Café Wahnsinn“, ließ sich dabei von den wildesten Zeiten im Romanischen Café, Berlin, inspirieren.
Im gesamten Haus finden sich neoklassizistische Elemente und Einflüsse des Jugendstils
Noch eine Erinnerung. Die legendäre „Krautwickel‘s Skiffleband“ um Ali Schultze feierte 1992 im Lindenhofsaal ihr 20-jähriges Bestehen. Ihr Erfolgsgeheimnis: Sie spielte das, was gefordert wurde, und würzte die Pausen mit losen Sprüchen. Kurz vor Mitternacht griff der Kabarettist Hans Loewenberg zum Mikrofon und parodierte Zarah Leanders „Nur nicht aus Liebe weinen“ aus dem Film „Eine rauschende Ballnacht“. Taschentuch, Tupfer, es war zu schön.
Noch ein Rundgang mit Eleonore Eiswirt. Gelegenheit, den Saal zu bewundern. Eine Augenweide. Neoklassizistische und vom Jugendstil beeinflusste Details. Seitliche Stuckfiguren zeigen zwei nackte Mädchen, die eine Girlande halten. Die kleine Bühne wird von einem Säulentrio gerahmt. Die Zapfanlage an der Bar davor: glücklich bewahrter Jugendstil.
Der Tango Argentino ist das Herzstück des Lindenhofs in Braunschweig
Das Wort „Saal“ passt eigentlich nicht so recht. „Salon“ hört sich für das, was hier an praller Kultur passiert, besser an. Der Tango Argentino ist bei allem die Seele des Hauses. Eleonore Eiswirt und Hans-Gerd Rose sind Tangolehrer. Der Lindenhof ist ideale Hülle für Melancholie des Tangos. Und die Akustik ist auch gut, das hat der Geigensolist Josef Ziga verraten. Der Auftritt seiner Formation „Josef & Friends“ (10. November) ist eine Reverenz an Astor Piazzolla, den argentinischen König des Tangos.
Dieser Artikel ist zuerst erschienen am 20.10.2024 und erreichbar unter: www.braunschweiger-zeitung.de/niedersachsen/braunschweig/article407496635/der-braunschweiger-lindenhof-nach-sanierung-praechtiger-denn-je.html