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Das Jahr, in dem die jüdische Hoffnung starb

Voller Verzweifelung verschickten Juden ihre Kinder aus dem Nazi-Deutschland ins Ausland. Foto: Screenshot Flyer
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Wanderausstellung „1938Projekt: Posts from the Past“ des Leo Baeck Instituts kommt in die Region und erzählt von Menschen, denen ihre Lebensgrundlage, ihr Besitz, ihre Rechte und häufig sogar ihr Leben genommen wurden.

Mit „1938Projekt: Posts from the Past“ kommt eine international beachtete Aktion des Leo Baeck Instituts New York-Berlin (LBI) in die Region. Die Wanderausstellung  beschreibt anhand von Dokumenten, Fotos und Briefen zwölf jüdische Schicksale aus dem Jahr, in dem die jüdische Hoffnung im Nazi-Deutschland endete. 1938 stellte endgültig den katastrophalen Wendepunkt jüdischen Lebens in der NS-Diktatur dar. Die gewährten Einblicke sind bewegend.

Die Ausstellung wird in der Region vom Israel Jacobson Netzwerk für jüdische Kultur und Geschichte in Zusammenarbeit mit den Städten Wolfsburg, Braunschweig und Salzgitter vom 10. April bis zum 8. Juli gezeigt. Die Vernissage findet am 9. April im Alvar-Aalto-Kulturhaus in Wolfsburg statt. Die Wahl des Ortes erfolgte bewusst, denn 1938 war auch für Wolfsburg ein „Schicksalsjahr”: lm Frühjahr legte Adolf Hitler den Grundstein für das Volkswagenwerk. Die kurz darauf gegründete „Stadt des KdF-Wagens“ sollte zur Musterstadt des NS-Regimes werden.

Das Israel Jacobson Netzwerk hat sich 2016 als eingetragener, gemeinnütziger Verein gegründet. Bürgerinnen und Bürger, regionale Institutionen, wirtschaftliche, wissenschaftliche und kulturelle Einrichtungen aus den Landkreisen und Städten zwischen Harz und Heide engagieren sich darin für die Sichtbarmachung und Wertschätzung jüdischer Kultur, Geschichte und Gegenwart.

Das 1955 gegründete Leo Baeck Institut widmet sich der Historie der deutschsprachigen Juden. Die 80.000 Bände umfassende Bibliothek sowie  umfangreiche Archiv- und Kunstsammlungen stellen die bedeutendste Sammlung von Primärquellen und Wissenschaften über die jüdischen Gemeinden dar. Das LBI setzt sich für die Erhaltung dieses Erbes ein und hat über 3,5 Millionen Seiten an Dokumenten aus seinen Sammlungen digitalisiert. Aus diesem Fundus speist sich die Ausstellung.

Gezeigt werden unter anderem Briefe, Tagebücher und Fotos, die von deutschen Juden und ihren Familien gerettet wurden. Die Ausstellung ist Teil der digitalen Aufbereitung, die neben den persönlichen Geschichten für jeden Tag des Jahres 1938 Kalendereinträge von wichtigen Weltereignissen beifügt, um einen breiten Kontext für die einzelnen Schicksale zu schaffen. Zu finden ist alles im Internet unter www.1938projekt.org

Hintergrund des Projekts sind die gravierenden Einschnitte vor 80 Jahren, als  tausende Juden im Rahmen der „Polenaktion“ von den Nationalsozialisten deportiert wurden, als sich die enthemmte Gewalt der Novemberpogrome gleichermaßen gegen Synagogen, Geschäfte, Wohnhäuser und Privatpersonen richtete. Die jüdischen Familien wagten zum Jahresende einen letzten verzweifelten Schritt: Sie schickten ihre Kinder fort. Mehr als 10.000 wurden durch die „Kindertransporte“ gerettet und waren nach Kriegsende oftmals die einzigen Überlebenden ihrer Familien.

Die vom Leo Baeck Institut ausgewählten Geschichten zeugen von der dramatischen Brisanz des Jahres 1938. Sie erzählen von Privatpersonen und Familien, denen ihre Lebensgrundlage, ihr Besitz, ihre Rechte und häufig  sogar ihr Leben genommen wurden. Sie berichten von verheerenden Folgen von Diskriminierung, Ausgrenzung und Verfolgung.

Auch für die Region zwischen Harz und Heide war 1938 ein besonderes Jahr. Denn neben der Grundsteinlegung des Volkswagenwerkes im heutigen Wolfsburg standen mit dem städtebaulichen Ausbau Braunschweigs und des Baus der „Reichswerke Hermann Göring“ im heutigen Salzgitter weitere Großvorhaben im Fokus nationalsozialistischer Politik. Die drei vom Israel Jacobson Netzwerk organisierten Stationen für die Ausstellung des „1938Projekts“ in Wolfsburg, Braunschweig und  Salzgitter betten das historische Geschehen des Jahres in die Region ein.

Das umfangreiche Begleitprogramm wurde in Zusammenarbeit mit der Braunschweigischen Landschaft e.V. zusammengestellt. Weitere Informationen unter: http://www.ij-n.de/index.php/aktuelles/58-1938projekt-zwischen-harz-und-heide

 Ausstellungstermine

10. – 26. April: Wolfsburg, Alvar-Aalto-Kulturhaus, Hörsaal 2, Porschestraße 51, 38440 Wolfsburg, Mo. – Fr. 9 – 16:30 Uhr, Sa. 9 – 14 Uhr; für Gruppen/Schulklassen nach Anmeldung auch außerhalb dieser Öffnungszeiten. Kontakt: info@ij-n.de

3. Mai – 2. Juni: Braunschweig, Stadtbibliothek, Schlossplatz 2, 38100 Braunschweig, Mo. – Fr. 10 – 19 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr, www.braunschweig.de/stadtbibliothek

7. Juni – 8. Juli: Salzgitter, Museum Schloss Salder, Museumstraße 34, 38229 Salzgitter, Di. – Sa. 10 – 17 Uhr, So. 11 – 17 Uhr, www.salzgitter.de/stadtleben/kultur/museum

Fotos

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