Das Liebesleben am Hof war oft alles andere als einfach
Neue Sonderausstellung im Schlossmuseum: „Liebe! Beziehungsstatus: kompliziert.“ beleuchtet die Beziehungsgeschichten der Braunschweigischen Herzöge und Herzoginnen.
Hochzeiten gelten heute als krönender Höhepunkt von Liebesbeziehungen, früher waren sie für die Herzöge eher notwendige Verbindungen, die oft nur dem Fortbestand der Dynastie dienen mussten. Auch am Braunschweiger Hof war das Liebesleben häufig alles andere als einfach. Die neue Sonderausstellung im Schlossmuseum Braunschweig mit dem Titel „Liebe! Beziehungsstatus: kompliziert.“, die bis zum 17. September nächsten Jahres läuft, bringt Licht ins Dunkel. Heutzutage wäre die Klatschpresse voll von den Episoden und Eskapaden, die sehr unterhaltsam präsentiert werden.
In der Ausstellung wird ausgehend von den heutigen Vorstellungen über Liebe und Beziehungen in das Geschehen am Braunschweiger Hof seit dem 17. Jahrhundert geblickt. „Liebe ist immer ein aktuelles Thema. Einfach ist sie nicht immer. Auch die Beziehungen am Braunschweigischen Hof waren es nicht. Wie facettenreich diese waren, ist überraschend und kann in unserer Ausstellung entdeckt werden“, erläutert Museumsleiterin Helga Berendsen.
Von Mätressen und gleichgeschlechtlicher Liebe
Gegenseitige Abneigung oder gemeinsames Glück, Trennung durch Kriegswirren oder gleichgeschlechtliche Liebe – das alles gab es am Braunschweiger Hof. So war Herzog August Wilhelm dreimal verheiratet und liebte doch auch Männer, hatte Herzog Carl Wilhelm Ferdinand neben seiner Ehefrau mehrere Mätressen und blieb Herzog Wilhelm zwar unverheiratet, wechselte aber seine Liebschaften.
Eine besondere Rolle nimmt die Hochzeit des Welfen Ernst August mit Victoria Luise, der einzigen Tochter Kaiser Wilhelms II aus der Hohenzollern-Dynastie, ein. Die Eheschließung hatte zwar eine erhebliche politische Dimension, war aber doch einzig der Liebe geschuldet. „Ernst August und ich gingen Hand in Hand. Jedermann sah uns unser Glück auf den ersten Blick an“, schrieb Victoria Luise. Durch die Hochzeit versöhnten sich die beiden seit 1866 verfeindeten Häuser, so dass 1913 mit Ernst August erstmals seit 1884 wieder ein Welfe den Braunschweigischen Thron besteigen konnte.
„Die Probleme der historischen Beziehungen sind zeitlos“, sagt Helga Berendsen. Die Ausstellung zeigt repräsentative Porträts und gibt Einblicke in persönliche Aufzeichnungen. Romantische Liebesbriefe und Lackdosen mit doppeltem Boden verdeutlichen die Vielschichtigkeit des Liebesbegriffes zu Zeiten der Braunschweigischen Herzöge. Alle Räume des Schlossmuseums sind einbezogen, wenngleich der Schwerpunkt, wie üblich bei Sonderausstellungen, im Weißen Saal zu finden ist. Moderne Kunstwerke ergänzen die historischen Objekte.
Fatale Fächersprache
„Ausstellungen sollen Neues bieten und interessante Inhalte haben, zudem sollen die Besucherinnen und Besucher aber auch selbst etwas entdecken oder ausprobieren können. So gibt es einen Kiosk, in dem in Hochzeitsausgaben von Illustrierten des vorigen Jahrhunderts geblättert werden kann, an einer Herzenswand können Liebesbotschaften hinterlassen werden und vor einem Spiegel kann die Fächersprache erprobt werden“, zeigt Museumsleiterin Berendsen Möglichkeiten auf, beim Besuch selbst aktiv zu werden.
Und sie warnt schon einmal bei der „Fächersprache“ vor Missverständnissen: „Wenn die Dame den Fächer an den Mund legt, bedeutet das in einer Aufzeichnung: Vorsicht, wir sind entdeckt!, in einer anderen bedeutet das Zeichen allerdings die Aufforderung zum Küssen. Das kann fatal enden. Vor unserem Spiegel lässt sich das das alles ausprobieren.“ Für Verwicklungen wird keine Gewähr übernommen.
Fakten zum Schlossmuseum:
Öffnungszeiten: Dienstag 10 – 17 Uhr, Mittwoch 13 – 20 Uhr und Donnerstag bis Sonntag 10 –17 Uhr.
Eintritt: Erwachsene 4 Euro, Kinder bis 15 Jahre frei.
Kontakt: Telefon: 0531-470-3895, E-Mail: schlossmuseum@residenzschloss-braunschweig.de
Internetseite: www.schlossmuseum-braunschweig.de