Die längste Flöte misst 2,45 Meter
Blockflötenorchester „Recording Generations“: Musiker zwischen 9 und 83 Jahren – Dank einer gestifteten Knickbassblockflöte zu einem ausgeglichenen Klang.
Wenn Menschen miteinander musizieren, ist das eine tolle Sache. Man muss sich aufeinander einlassen und abstimmen. Das stiftet über die Freude an der Musik hinaus Gemeinschaft und mitunter gar Freundschaften. Wenn sich dann noch ganz junge und Menschen im fortgeschrittenen Alter in einem Ensemble zusammen finden, hat das einen wunderbaren Nebeneffekt: Wo es im wahren Leben mitunter zwischen den Generationen knirscht und an beidseitigem Verständnis mangelt, lernt man sich in einem Orchester kennen und schätzen. Und man muss sich nicht nur ob des harmonischen Tons zusammenraufen. In so einem Ensemble profitieren alle voneinander.
So eine generationsübergreifende Gruppe ist auch das ungebundene Blockflötenorchester „Recording Generations“. Und das kam so: 2013 feierte die Städtische Musikschule Braunschweig ihr 75-Jähriges Bestehen. „Kolleginnen, Kollegen und ich hatten die Idee, dies mit einem Orchester aus 75 Blockflöten zu feiern“, erinnert sich Annette Berryman, Lehrerin für Blockflöte an der Städtischen Musikschule Braunschweig. Ein ambitioniertes Vorhaben, das tatsächlich glückte.
„Das hat damals allen so einen Spaß gemacht, dass wir unbedingt weiter machen wollten.“ Auch dieses Unterfangen gelang, mittlerweile hat das Orchester „Recording Generations“ 30 Mitglieder zwischen 9 und 83 Jahren, von Anfängern bis zu Bundespreisträgern des bekannten Wettbewerbes „Jugend musiziert“. Zum einen flöten in der Gruppe die „Recording Artists“, ein Blockflötenensemble der Städtischen Musikschule unter der Leitung von Annette Berryman. Zum anderen musiziert in dem Mehrgenerationen-Projekt das Riddagshäuser Blockflötenensemble, das es seit 30 Jahren gibt. Berryman hat es vor drei Jahren von Christa Roelcke übernommen. Und auch ehemalige Schülerinnen und Schüler greifen in diesem Ensemble zur Blockflöte.
Neben der Freude kommt auch der Erfolg nicht zu kurz. Beim diesjährigen Niedersächsischen Orchesterwettbewerb gewannen die „Recording Generations“ einen 1. Preis. Sie sind damit für den Deutschen Orchesterwettbewerb 2016 nominiert. Vor ihrem Auftritt im Mai 2015 in Rotenburg/Wümme konnte Annette Berryman dank der Richard-Borek-Stiftung eine Knickbass-Blockflöte in einem Kostenrahmen von mehr als 1.000 Euro anschaffen.
„Es ist für so ein großes Ensemble wichtig, auch viele tief klingende Flöten einzusetzen, damit der Klang ausgeglichen ist und nicht allein von den Sopranflöten dominiert wird.“ Zu den Größenverhältnissen in so einem Ensemble: Das Garkleinflötlein misst 15 Zentimeter, die Subkontrabassblockflöte 2,45 Meter. „Da muss man manchmal schauen, ob die Proben- und Konzerträume hoch genug sind“, so Berryman.
An Projektwochenenden trifft sich das generationsübergreifende Orchester zu gemeinsamen Proben. Das sei immer ganz toll, so Berryman. Denn: Das Alter spielt keine Rolle! Die Erwachsenen erfreuen sich an der unbekümmerten Spielfreude der Kinder, die Jugendlichen profitieren von der Erfahrung, der Sicherheit in den verschiedenen Musikstilen und dem jahrelang geschulten Gefühl für Rhythmus der Erwachsenen.
Nun wurden kürzlich nach den Herbstferien 2015 beide Ensembles zu den „Recording Gene-rations“ und als Gesamtensemble in die Städtische Musikschule Braunschweig aufgenom-men. Beide Ensembles bleiben jedoch für sich auch weiterhin bestehen.
Im Rahmen der Braunschweiger Musikschultage merkte man im Dornse-Konzert: die Chemie des Ensembles stimmt. Nicht nur, dass 30 Personen es innerhalb von einer Minute schafften, sich ziemlich geräuscharm auf der Bühne zu platzieren. Das zeugt nicht nur von Geschick, sondern auch von gegenseitiger Rücksichtnahme und eingespielten Abläufen abseits der Instrumente. Berryman versteht es mit herzlich-freundlicher Ansprache alle mitzunehmen, die Grundschüler ebenso wie die alten Hasen. Und beim „Tango für Elise“ hätte man gern einen flotten Wischer aufs Parkett gelegt.
Der nächste Auftritt der „Recording Generations“ ist am 6. März 2016 im Gottesdienst in der Klosterkirche in Riddagshausen.