Die neue „Heinrichslinde“ steht
Eine Privatperson spendete den Kaufpreis des neuen Baums in Höhe von 3.700 Euro.
Welch schöner, vertrauter Anblick: Jetzt, pünktlich zum Frühjahr, wurde die „neue“, nunmehr dritte „Heinrichslinde“ auf dem Domplatz gepflanzt. Von Juni bis Juli soll sie blühen. Wie lange wird sie dort wohl Schatten spenden? Das Original stand länger als 400 Jahre, der Nachfolger brachte es immerhin auch auf 127 Jahre. Es sah schon befremdlich aus, als im vergangenen Herbst die zweite „Heinrichslinde“ wegen mangelnder Standsicherheit kurzfristig gefällt werden musste. Der Platz wirkte ohne seinen traditionsreichen Mittelpunkt kahl und verlassen. Dank einer Privatperson, die den Kaufpreis in Höhe von 3.700 Euro spendete, war schnelle und unbürokratische Abhilfe möglich.
Der Sage nach soll Heinrich der Löwe im Jahr 1173 neben seinem Dom eine erste Linde gepflanzt haben und dort mit seinem Löwen auch geruht haben. Darauf verweist jedenfalls das Gedicht „Die Linde von Braunschweig“ (1897) von Heinrich Vierordt. Aber das stimmt natürlich nicht. Wäre ja auch zu schon gewesen, um wahr zu sein. Erstmals erwähnt wurde die im Gedicht beschriebene „Heinrichslinde“ wahrscheinlich vom Braunschweiger Geschichtsschreiber Cord Bote im Jahr 1492, immerhin! Bis sie schließlich altersschwach zusammenbrach (1894) galt sie als ältester Baum der Stadt. Auch die Linde danach wurde „Heinrichslinde“ genannt, und so wird es auch mit der neuen Linde sein.
Winter- statt Sommerlinde
Statt einer Sommerlinde wurde jetzt eine Winterlinde gepflanzt. Ihre Blätter sind wohl etwas kleiner, aber dafür sagt man der Pflanze nach, besser geeignet zu sein, um dem Klimawandel zu widerstehen. Sie erreicht Wuchshöhen von 20 bis 25 Metern. Aktuell ist der Baum schon rund neun Meter hoch. Die Winterlinde kann bis zu 1000 Jahre alt werden. 2016 war sie der Baum des Jahres. Die im Herbst gefällte Linde war auf stolze 19 Meter gewachsen, hatte einen Stammumfang von etwas mehr als zwei Metern und einen Kronendurchmesser von zwölf Metern. Das Original war mit einer Höhe von 24 Metern und einem Stammumfang von rund sechs Metern noch viel imposanter. Dem soll die neue Winterlinde nicht zuletzt dank neuester Technik nacheifern.
Ein Tieflader brachte die rund 3,5 Tonnen schwere dritte „Heinrichslinde“ von Hamburg nach Braunschweig transportiert. Hier wird sie sich sehr wohl fühlen, denn die Stadt hat sich große Mühe gegeben, um die Bedingungen für den Baum deutlich zu verbessern. Substrat und Belüftungseinrichtungen sollen für verbesserte Standortbedingungen und ein langes Leben sorgen. In der Baumgrube für die neue Linde wurden zudem drei Sensoren platziert, die neben der Bodenfeuchte auch die Bodentemperatur messen und die Daten digital übermitteln, damit die Wasserversorgung optimal abgestimmt werden kann. Die vorherige Linde hatte unter anderem unter dem stark verdichteten Boden gelitten.