„Die Qualität der Schäden ist bitter“
Februar-Stürme entwurzelten mit ihrer tagelangen Belastung wegen der durchnässten Waldböden auch stabile Bäume.
Die Sturmtiefs „Nadia“, „Ylenia“, „Zeynep“ und „Antonia“ haben in den ersten beiden Monaten des Jahres den ohnehin schon gebeutelten Wäldern weiteren schweren Schaden zugefügt. Betroffen sind auch die Reviere der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz mit ihren Wäldern bei Stadtoldendorf, Braunschweig, Königslutter, Schöningen und Helmstedt. Betroffen waren diesmal auch wurzelstabile Baumarten wie Buchen, Lärchen und Douglasien, die nun auch als Samenbäume der Zukunft ausfallen. „Der Löwe“ sprach über die Situation mit Arno Meyer von Wolff, Revierleiter der Stiftungsförsterei Stadtoldendorf.
Wie groß sind die Schäden in Ihren Wäldern?
Der Schaden ist vielschichtig und trifft uns zur Unzeit. Von dem betroffenen Holzvolumen ist er nicht übermäßig groß, aber die Qualität der Schäden ist bitter. Es sind Bäume betroffen, wie zum Beispiel Lärchen, Douglasien und auch Eichen. Durch die Schäden von 2018 bis 2021 durch Trockenheit, Sturm und nicht zuletzt den Borkenkäfer wurden sie plötzlich selbst zur Randlage und haben so eine große Angriffsfläche für die Stürme geboten. Der Boden war extrem nass, da konnten viele Wurzeln der tagelangen Belastung nicht standhalten und wurden umgeworfen. Viele der jetzt umgeknickten Bäume hätten die Samenbäume der Zukunft sein und bei der Wiederaufforstung unserer Wälder eine bedeutende Rolle spielen sollen.
Wieso haben Sie die Februar-Stürme zur Unzeit getroffen?
Natürlich gibt es nie einen guten Zeitpunkt für extreme Wetterereignisse. Aber wir waren gedanklich schon bei der Wiederaufforstung, jetzt haben wir es mit einer neuen Schadenssituation zu tun. Zur Unzeit trifft uns das, weil wir uns mitten in der Frühjahrs-Pflanzsaison befinden. Bis Ende April wollen wir noch 60.000 junge Bäume setzen wollen, auch wenn das letztlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist. Jetzt sind aber zunächst wieder Aufräumarbeiten erforderlich, um die Pflanztätigkeiten wieder aufnehmen zu können. Dazu müssen Gefahren beispielsweise durch herabfallende Äste für Wanderer und Spaziergänger beseitigt werden. Die Arbeiten sind wegen der stark aufgeweichten Böden zurzeit allerdings nur unter sehr erschwerten Bedingungen möglich. Die Situation für unsere Wälder hat sich nochmal verschärft. Eile ist geboten, denn es bleibt wenig Zeit, bis die Aktivität der Borkenkäfer wieder zunimmt.
Wie hoch ist der Bedarf bei der Wiederaufforstung in Ihren Wäldern?
Eine hohe sechsstellige Summe müssen wir in den nächsten drei Jahren aufwenden, um alle betroffenen Flächen wieder aufzuforsten. Das Problem ist aber gegenwärtig, dass es angesichts der riesigen Schäden überall gar nicht ausreichend Pflanzen auf dem Markt gibt. Auch fehlen aufgrund der Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt dringend benötigte Arbeitskräfte. Die klimatische Abfolge ist ein Jahrhundertereignis. Wir haben 50 Prozent des Fichtenbestands verloren. Das ist ein enormer Schaden. Die Wiederaufforstung mit robustem Mischwald auf das Niveau von vor 2018 wird Jahrzehnte in Anspruch nehmen.
Fakten
Drei Stiftungsförstereien
Der 2005 gegründeten Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz (SBK) gehören aktuell insgesamt 5.310 Hektar Wald. Die Stiftung zählt damit zu den größten Waldbesitzern Niedersachsens. Bereits seit Entstehung des Kloster- und Studienfonds, einem Teilvermögen der SBK, im Jahr 1569 sind große Waldflächen Stiftungseigentum. Sie wurden bis 2008 von den Bediensteten des Landesherrn und seiner Rechtsnachfolger bewirtschaftet. Seit 2009 wurde der Stiftungswald in die Eigenbewirtschaftung der SBK übertragen. Heute sind die Waldflächen in drei Stiftungsförstereien aufgeteilt.
Zur Stiftungsförsterei Lappwald gehören Waldflächen des Lappwalds bei Helmstedt, bei Querum, Riddagshausen und des Norderwalds in Sachsen-Anhalt. Die Stiftungsförsterei Elm umfasst Waldflächen im Elm bei Schöningen und Königslutter, den Eitz sowie Waldflächen im Lappwald bei Grasleben. Die Stiftungsförsterei Stadtoldendorf umfasst Waldflächen des Voglers, des Homburgwaldes und des Hooptales.