Die zweite „Heinrichslinde“ ist gefällt
Bis auf weiteres: Ungewohnter Anblick am Domplatz, aber Nr. 3 ist schon im Anmarsch.
An diesen Anblick müssen sich die Braunschweiger erst gewöhnen: Wegen des mittlerweile unsicheren Stands musste die „Heinrichslinde“ auf dem Domplatz gefällt werden. Untersuchungen hatten den sehr wackeligen Zustand des wohl berühmtesten Baum Braunschweigs zutage gefördert und die traurige Konsequenz auch in der großen Eile unumgänglich gemacht. Nach Angaben der Stadt soll aber bereits im Januar der Nachfolger, natürlich ebenfalls eine Linde, gepflanzt werden.
Morsch und befallen
Baumstamm und Wurzeln seien verfault und von Pilzen befallen gewesen, teilte die Stadt mit. „Gefahr im Verzug“ hatten zuvor die Gutachter gemeldet. Sie mussten wegen Einsturzgefahr die Untersuchungen und die Zugprüfung vorzeitig abbrechen. Tags darauf rückten sie schon mit Kettensägen an und machten der Linde den Garaus. Noch steht der Stumpf, eventuell soll an dieser Stelle erst einmal ein aufgestellter Weihnachtsbaum die Wunde im Stadtbild schließen.
Durch das Fällen verhinderte die Stadt ein Ereignis, wie es sich 1894 zugetragen hatte. Damals stürzte die „erste“ Heinrichslinde ein, nachdem es jahrelang Versuche gegeben hatte, sie zu retten. Am Ende war der traditionsreiche Baum schon reichlich gestutzt gewesen und tatsächlich kein schöner Anblick mehr. In seiner vollen Pracht soll er aber eine Höhe von 24 Metern und einem Stammumfang von rund sechs Metern gehabt haben.
Einst ältester Baum der Stadt
Die erste „Heinrichslinde“ galt als ältester Baum der Stadt. Sie hatte wegen der Bautätigkeit in ihrem Umfeld und durch die Pflasterung des Domplatzes merklich gelitten und war seither mächtig angeschlagen. Wann sie aber und vor allem von wem sie tatsächlich ursprünglich mal gepflanzt worden war, ist nicht belegt. Eine erste Erwähnung gab es immerhin 1492 wohl durch den Braunschweiger Geschichtsschreiber Cord Bote. Einer Sage nach sollte sie Heinrich der Löwe schon 1173 sie gepflanzt haben, deswegen auch der Name. Aber das ist Humbug und kann aus mehreren Gründen nicht stimmen.
Die zweite „Heinrichslinde“, die auf dem erhöhten Rondell gepflanzt wurde, das heute noch existiert, brachte es in fast 130 Jahren immerhin auch auf 19 Meter Höhe und einen Kronendurchmesser von zwölf Metern. Bevor nun die dritte „Heinrichslinde“ gepflanzt wird, will die Stadt ein sogenanntes Wurzelkammersystem installieren und optimale Bedingungen für den Neuankömmling schaffen, damit er vielleicht so alt wird wie das Original.
Mehr unter: www.der-loewe.info/fake-news-um-die-heinrichslinde