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Durchhaltewille der Fürstenberger Porzelliner

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Weißes Gold aus Fürstenberg, Folge 3: Milchkanne mit misslungenem Purpurfond und bunter Blumenmalerei, um 1755.

Die Milchkanne sieht mit ihrem birnenförmigen Korpus, der Schnaupe und dem flachen Aufsatzdeckel aus wie eine verkleinerte Kaffeekanne. Das Besondere aber ist ihr Dekor: Die Kanne ist, unter Aussparung des Henkels und des Reliefs an der Schnaupe, mit einem fleckigen Fond in einem graustichigen Violett dekoriert. Auf dem Bauch und dem Deckel sind gelb umrahmte Reserven ausgespart, die mit polychromen Blumenbouquets bemalt sind.

Auffällig ist der farbige Fond durch seine unregelmäßige, fleckige Struktur. Es ist anzunehmen, dass die Herstellung eines purpurfarbenen Fonds beabsichtigt war – eine Mode, die von der damals führenden Porzellanmanufaktur in Meißen eingeführt worden war. Doch die Farbe misslang im Dekorbrand: Statt eine gleichmäßige Farbschicht zu ergeben, zog sie sich zu kleinen Flecken zusammen. Und auch der Farbton ist weit von dem gewünschten leuchtenden Purpur entfernt, wie ihn das Publikum des 18. Jahrhunderts liebte.

Streben nach höherwertigen Produkten

Nachdem die Porzellanproduktion in Fürstenberg ab der zweiten Jahreshälfte 1753 nach sechs Jahren des Experimentierens endlich angelaufen war, bestand die nächste Herausforderung in der Entwicklung geeigneter Farben zur Bemalung der Waren. Wenngleich Weißware – oft fehlerhafter Ausschuss – einen nicht unerheblichen Anteil an dem tatsächlich gebrauchten Porzellan im 18. Jahrhundert hatte, trachteten alle Manufakturen danach, durch die Bemalung höherwertige Produkte anzubieten.

In Fürstenberg behalf man sich zunächst mit eingeführten Farben, etwa von dem Apotheker Jucht aus Bayreuth. Diese hatte der dort zuvor als Hausmaler tätige Johann Friedrich Metzsch mitgebracht, als er 1751 nach Fürstenberg kam. Auch der Blumenmaler Georg Friedrich Geisler hat möglicherweise Farben mit sich geführt, als er 1753 von Höchst nach Fürstenberg wechselte.

Die Milchkanne demonstriert damit eindrücklich und geradezu rührend, wie sehr sich die Manufakturisten anstrengen mussten, um qualitätvolle Porzellane herzustellen. Wie oft sie auf diesem Weg scheiterten, lässt sich aus heutiger Perspektive kaum ermessen. Das Objekt aus einer niedersächsischen Privatsammlung symbolisierte in der letztjährigen Jubiläumsausstellung „In Herz und Hand“ den Durchhaltewillen der Fürstenberger Porzelliner.

Anlässlich des 275-jährigen Gründungsjubiläums der Porzellanmanufaktur stellt „Der Löwe – das Portal für das Braunschweigische“ in einer sechsteiligen Reihe herausragende Stücke des Museums Schloss Fürstenberg vor.

Dr. Christian Lechelt ist Leiter des Museums Schloss Fürstenberg

Kontakt:
Museum Schloss Fürstenberg
Meinbrexener Straße 2
37699 Fürstenberg

Telefon: 05271/966778-10
E-Mail: museum@fuerstenberg-schloss.com
Website: www.fuerstenberg-schloss.com

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag sowie an Feiertagen 10-17 Uhr
Eintritt: 8,50 Euro, ermäßigt: 5,50 Euro

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