Ein Jahrhunderte altes Spektakel
Das Abfischen an den Riddagshäuser Teichen ist spannend wie eh und je.
Als ich das erste Mal beim Abfischen am Kreuzteich war, ging ich noch nicht einmal zur Schule. Es ist mehr als ein halbes Jahrhundert her. Mit meinem Großvater habe ich damals einen Fußmarsch aus der Stadt über den Nußberg bis an die Riddagshäuser Teiche gemacht. Jahrzehnte später habe ich natürlich meinen Kindern, längst erwachsen, auch das Jahrhunderte alte Spektakel mit großer Freude gezeigt. Und wieder Jahrzehnte später stehe ich nun erneut am Rand und schaue den Fischern bei ihrer Arbeit zu. All die Erinnerungen kommen zurück. Wie schön.
Herbstausflug in die Natur
Einmal im Jahr also, jeweils Anfang Oktober, werden die Teiche trocken gelegt, um sie abzufischen. Traditionell ist freitags der Auftakt, aber auch an diesem Samstag geht es von 8 Uhr an weiter. Die Fische werden wieder wild im flachen Wasser zappeln. Die Männer werden weiter in ihren wasserdichten Gummihosen durch den Morast waten und das Netz immer enger ziehen. In der Ferne werden Kormorane und Reiher wegen des niedrigen Wasserstands auf leichte Beute lauern. Riddagshausen, der Kreuzteich und das Abfischen stehen für ein gutes Stück Braunschweigische Identität. Das ist allemal einen Herbstausflug in die Natur wert.
Die mit Keschern gefangenen Fische werden in Kübeln zum Transporter gehievt. Dort werden sie in Behälter mit Wasser gekippt. Später kommen sie auf dem Fischgut in spezielle Hälteranlagen, in denen die Fische zum Verkauf stehen. Ein größerer Teil wird lebend verkauft an die Interessengemeinschaft Mittellandkanal, einem Zusammenschluss von Sportfischern. Das Gros der gefangenen Fische sind Karpfen, aber es gibt auch Barsche, Hechte, Aale und Schleien in den Riddagshäuser Teichen.
900 Jahre Fischzucht
Die Zisterzienser hatten die Teiche vor rund 900 Jahren zur Fischzucht angelegt. Sie hielten die Gewässer deswegen so flach, weil die Fische im wärmeren, niedrigeren Wasser besser gedeihen. Jedes Jahr aufs Neue ist es eine Überraschung, wie schwer die Karpfen tatsächlich geworden sind. Im Frühjahr werden sie klein ausgesetzt. Über den Sommer versorgen sich die Fische selbst. „Es wird nichts dazu gefüttert, so hängt es auch von der Nahrung ab, die sie finden, wie sie sich entwickeln“, berichtet Fischwirtschaftsmeister Klaus Lübbe. „Wenn man einen Teich abfischt, ist das wie eine Wundertüte“, sagt er.
Acht Teiche bewirtschaftet
Ursprünglich hatten die Mönche in dem ausgeklügelten Riddagshäuser System 28 Teiche mit Grabenverbindungen angelegt. Heute existieren noch elf Teiche. Zur Fischzucht genutzt werden noch acht, insbesondere der Kreuzteich, der Mittelteich und der Neue Bleeksteich. Der größte Riddagshäuser Teich, der Schapenbruchteich, wird dagegen nicht mehr bewirtschaftet. Wie vor Jahrhunderten wird vor dem Abfischen das Wasser über Schleusen abgelassen. Der Abfluss der Teiche erfolgt über den Fischergraben, den Weddeler Graben und den Mönchsteichgraben Richtung Westen zur Wabe.
Trockenlegen ist Naturschutz
Ohne das regelmäßige Trockenlegen wären die Teiche in ihrer Art nicht zu erhalten. Klaus Lübbe ist seit 1984 für das Abfischen verantwortlich. Er unterhält das Fischgut Riddagshausen und betreibt damit auch Naturschutz. Auf dem Gut befindet sich der Hofladen, in dem Fische frisch oder auch geräuchert erhältlich ist. Übrigens auch Forellen, gleichwohl die nicht aus den Riddagshäuser Teichen stammen.
Kontakt:
Klaus Lübbe
Fischerweg 1
38104 Braunschweig
Telefon: 0531/37 72 91
E-Mail: info@fischzucht-luebbe.de
Verkaufszeiten:
- montags bis samstags von 9 Uhr bis 12.30 Uhr und von 13.30 Uhr bis 18 Uhr
- sonntags von 9 Uhr bis 12.30 Uhr.
Weitere Infos: www.fischereibetriebe-luebbe.de