Ein Likör für die Fruchtbarkeit
Museum mal anders: Zum Valentinstag lud das Schlossmuseum zu Musik, Sekt und Knabbereien und bot dazu Geschichten und pikante Details aus dem Liebesleben der Herzöge und Herzoginnen. Aber auch sonst hat das Museum spannende Führungen und Aktionen für verschiedene Besucher und Gruppen im Programm.
„What’s love got to do with it“, stellte Maren Schaefer mit Tina Turner gleich zu Beginn die entscheidende Frage. Denn blickt man in die Geschichte und auf die Beziehungen der Herzöge und Herzoginnen, ist Liebe nur ein netter Nebeneffekt einer Ehe. Vielmehr waren politisches Kalkül und dynastische Machtansprüche die Gründe für eine Verbindung zweier Menschen. Die junge Geschichtsstudentin zog das Publikum nicht nur mit spannenden Geschichten in ihren Bann, sondern auch mit emotional vorgetragenen Liedern passend zum Thema Liebe und Leidenschaft.
Dabei fängt die erste Geschichte so romantisch an, oder wie Maren Schaefer mit den Worten von Tim Bendsko singt: „Das geht mir unter die Haut, dass wir verbunden sind“: Marie und Herzog Friedrich Wilhelm, der „Schwarze Herzog“, verlieben sich in der von ihren Eltern arrangierten Verbindung tatsächlich ineinander. Doch die Umstände – er führte einen Guerilla-Kampf gegen Napoleon, sie war mit den Kindern auf der Flucht vor dem Franzosen – verhinderten, dass sie ihr Leben gemeinsam führen konnten. Und schließlich starb sie mit nur 25 Jahren im Kindbett.
Nicht immer entstanden Respekt und Sympathie zwischen den Ehepartnern. Christine Charlotte Sophie zum Beispiel wurde an den russischen Zarenhof verheiratet, für ihren Großvater Herzog Anton Ulrich passte die Ehe gut in den Plan, die Beziehungen zu den Romanows zu stärken. Doch ihr unberechenbarer und trunksüchtiger Ehemann misshandelte sie, so dass sie zurück zu ihren Eltern nach Wolfenbüttel floh. Ihr Schwiegervater Zar Peter I. überredete sie jedoch zur Rückkehr nach St. Petersburg, wo sie kurz nach der Geburt ihres ersten Sohnes starb – auch so ein wiederkehrendes Motiv in den Geschichten.
„Waren Erben geboren, war der Vertrag eigentlich erfüllt“, stellte Maren Schaefer nüchtern fest. Blieb hingegen der Kindersegen aus, scheute man keine Kosten und Mühen. Und so kam es, dass Elisabeth Christine, die nicht schwanger wurde in ihrer Ehe mit dem späteren Kaiser Karl VI., Likör verordnet bekam, um die Fruchtbarkeit zu fördern. Ob der Alkohol oder die pornografischen Bilder, die im Schlafzimmer aufgehängt wurden, halfen – sie brachte eine Tochter zur Welt.
Tatsächlich waren es oft die Frauen, die unter einer nicht funktionierenden Beziehung litten. „Who needs a heart when a heart can be broken“. Als Beispiel erzählte Maren Schaefer die Geschichte von Elisabeth Christine Ulrike von Braunschweig-Wolfenbüttel und dem späteren König Friedrich Wilhelm II. Weil er sie oft betrog, suchte auch sie sich ein amouröses Abenteuer – und wurde schwanger. Ihre Flucht mit dem Geliebten wurde vereitelt, Friedrich Wilhelm ließ sich von ihr scheiden und sperrte sie ins Stettiner Schloss. Als Staatsgefangene lebte sie die nächsten 71 Jahre in einem goldenen Käfig.
Wie es Maren Schaefer mit Annett Louisan sagte: „Das Gefühl steht mir nicht“. So dachten wohl auch einige der Protagonisten. So vielleicht König Friedrich II. von Preußen, den sein Vater in eine Ehe mit der Braunschweiger Prinzessin Elisabeth Christine zwang. Er verachtete sie, hielt sie für ungebildet und übertrug nach seiner Thronbesteigung alle repräsentativen Aufgaben seiner Mutter. Keine guten Voraussetzungen für ein erfülltes Familienleben, zumal sie in allen ihren Handlungen und Entscheidungen von ihm abhängig war.
„What’s love but a sweet old fashioned notion“, sang Tina Turner. Betrachtet man jedoch die Beziehungen der Herzöge und Herzoginnen, muss man sagen, dass Liebe keineswegs eine altmodische Idee ist, in den Schlafzimmern der Adeligen jedenfalls gab es sie nur in wenigen Fällen. Maren Schaefer entließ das begeisterte Publikum mit Tim Bendzko. „Das geht mir unter die Haut, wie ein warmer Sommerwind“. Ein versöhnlicher Abschluss nach so vielen Geschichten voller Dramatik – schließlich war Valentinstag.
Wer die Liebesgeschichten der Herzöge verpasst oder keinen Platz mehr bekommen hat, hat am 24. April um 18 Uhr die nächste Chance. Das Schlossmuseum lädt erneut zu Sekt, Musik und Liebesgeschichten (Kosten: 7 € Führung, zzgl. 4 € Eintritt).
Und wem das zu viel Gefühl ist, für den bietet das Schlossmuseum zahlreiche andere Sonderführungen und Veranstaltungen an:
Am Freitag, 1. März um 18.30 Uhr, stehen die Kinder im Schlossmuseum ganz im Mittelpunkt. Als Geschichtsdetektive begeben sie sich auf Spurensuche mit der Taschenlampe (Kosten: 5 € pro Person, zzgl. 4 € Eintritt für die Begleitpersonen).
„Vom Schloss ins Rathaus“ führt eine außergewöhnliche Führung am 15. März um 15 Uhr. Nach einer Kurzführung durch die Sonderausstellung „Revolution. Abdankung. Schloss.“ mit Gästeführer Mario Wenzel-Becker im Schlossmuseum geht es weiter zum Rathaus. Bezirksbürgermeisterin Heike Zander gibt dort gemeinsam mit Ratsmitglied Cornelia Seiffert spannende Einblicke in die originären Aufgaben eines Ratsmitgliedes bzw. Bezirksrates (Teilnahme kostenfrei).
Unter dem Thema „Revolution und dann?“ liest Andreas Jäger am Mittwoch, 20. März um 18.30 Uhr aus Ehm Welks „Im Morgennebel“, dem Roman zur Novemberrevolution in Braunschweig (Kosten 9 € pro Person).
Hoch hinaus geht es am Donnerstag, 4. April um 15 Uhr. Der Kunsthistoriker Dr. Bernd Wedemeyer lädt die Besucher zur Quadriga-Führung ein (Kosten: 3 € zzgl. 2 € Eintritt zur Quadriga). Weitere Termine: 9. Mai, 13. Juni, 22. August, 12. September – jeweils um 15 Uhr.
Am Mittwoch, 10. April um 18.30 Uhr präsentieren Studierende des Instituts für Geschichtswissenschaft der TU Braunschweig ihre Forschungsergebnisse zu dem Projekt „Der Herzog dankt ab!“ (Eintritt frei).
Anmeldung unter: schlossmuseum@residenzschloss-braunschweig.de oder 0531- 470 4876.
Mehr unter: www.schlossmuseum-braunschweig.de