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Ein Zeichen des Neuanfangs

Hochschulforum der Technischen Universität Braunschweig. Links die Universitätsbibliothek, rechts das Audimax. Foto: Braunschweigische Landschaft/Olaf Gisbertz
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Im Rahmen von „Achtung – modern! – Architektur zwischen 1960 und 1980“ steht Friedrich Wilhelm Kraemers Forumsgebäude der TU im Fokus.

Das Hochschulforum der Technischen Universität Braunschweig ist die letzte Station der diesjährigen Vorstellung ausgewählter Bauwerke in der Reihe „Achtung – modern! – Architektur zwischen 1960 und 1980“. Das Gebäude zählt zu den bedeutenden Bauten der Nachkriegsmoderne und ist zugleich Symbol für den Neuanfang der universitären Lehre nach 1945 in Braunschweig. Der architektonische Rundgang findet am 17. Juli von 17.30 Uhr an statt. Die Teilnahme ist kostenlos.

Treffpunkt ist der Haupteingang des Altgebäudes der TU an der Pockelsstraße. Die Laudatio auf das Gebäude wird Prof. Dr. Ulrich H. Reimers, Vizepräsident für Hochschulentwicklung und Technologietransfer der TU Braunschweig, halten. Die Führung leitet Prof. i.V. Dr. Olaf Gisbertz (FH Dortmund). Im Anschluss findet eine Diskussion mit Vertretern der Krekeler Architekten und Generalplaner (Brandenburg, Berlin, Braunschweig) und dem Publikum statt. lm Zuge von Überlegungen zur Sanierung und Weiternutzung steht das Forum seit Jahren in der Diskussion.

Das Forumsgebäude wurde in den Jahren von 1961 bis 1963 vom Architekten Friedrich Wilhelm Kraemer als Instituts- und Verwaltungsgebäude errichtet und 1964 in Betrieb genommen. In der jüngeren Vergangenheit wurde der Bau umfassend saniert. „Dennoch ist es als kritisch zu beurteilen, dass ein Großteil der ursprünglichen Bausubstanz ersetzt und mit dem Einbau der zwei Treppenhauskerne an den Stirnseiten ein erheblicher Eingriff in den Gebäudeaufbau vorgenommen wurde. Betrachtet man zusätzlich die Maßnahmen, die aufgrund des Wärmeschutzes an der Fassade vorgenommen wurden, muss festgestellt werden, dass von dem baulichen Erbe wenig in seiner ursprünglichen Form erhalten werden konnte“, schrieb Jana Dietzsch 2015 in ihrem Wettbewerbsbeitrag „Studentische Plädoyers zur Erhaltung des architektonischen und städtebaulichen Erbes der Vorwendezeit.“ Sie zählte mit ihrem Aufsatz „Brand Heiss – Denkmalschutz unter Sicherheitsaspekten“ zu den Preisträgern. Heute arbeitet Jana Dietzsch für das Büro Krekeler Architekten und Generalplaner.

Weiter führte sie seinerzeit aus: „Positiv ist jedoch festzuhalten, dass das äußere Erscheinungsbild der Fassade mit seiner gerasterten Struktur sowie das offene Treppenhaus und die grundsätzliche Gestaltung der Räume mit einer zum Teil verbesserten Bausubstanz viele Jahre weiterbestehen können. Durch die vorgenommene Sanierung ist zudem die zukünftige Weiternutzung des Gebäudes durch zentrale Funktionen der Universität gesichert. Somit wird das architektonische Erbe Friedrich Wilhelm Kraemers an dessen jahrzehntelanger Wirkungsstätte, der Universität und Stadt Braunschweig, zumindest in seinem Erscheinungsbild weiterbestehen.“

Das Forumsgebäude ist Teil eines Ensembles der Nachkriegsmoderne, zu dem auch die Universitätsbibliothek und Auditorium Maximum zählen. Kraemer entwarf alle drei Gebäude im Kontrast zum 1877 errichteten Altgebäude der TU. Kraemer leitete von 1946 an knapp 30 Jahre lang die Professur für Gebäudelehre und Hochbauten an der TU Braunschweig. Er wirkte maßgeblich beim Wiederaufbau der kriegszerstörten Stadt mit. Gemeinsam mit seinen Professorenkollegen Dieter Oesterlen und Walter Henn gründete er die sogenannten „Braunschweiger Schule“, die in der Nachkriegszeit prägend für die moderne Architektur war.

Aktuell wird das Audimax denkmalgerecht saniert und bleibt für zwei Semester geschlossen. Als Ersatz für den größten Hörsaal wurde ein Zelt mit etwa 800 Plätzen auf der Rasenfläche hinter dem Naturhistorischen Museum aufgestellt. Es ist der zweite Teil eines Gesamtprojekts. Bereits von 2010 bis 2011 war das Audimax wegen Sanierungsarbeiten geschlossen gewesen. Die Gesamtkosten der Sanierung betragen knapp 7 Millionen Euro. Ziel ist es auch beim Audimax, das äußere Erscheinungsbild, wie es Friedrich Wilhelm Kraemer schuf, zu erhalten.

Das Projekt „Achtung modern!“ wurde 2013/14 von der Braunschweigischen Landschaft initiiert. Daraus entstand auch ein Buch mit Beiträgen von Stefan Amt, Helge Bofinger, Winfried Brenne, Berthold Burkhardt, Peter Burschel, Rocco Curti, Heinz Duddeck, Nicole Froberg, Norbert Funke, Olaf Gisbertz, Detlef Gottwald, Ulrich Hausmann, Arne Herbote, Anja Hesse, Sebastian Hoyer, Ulrich Knufinke, Hans-Georg Lippert, Simon Paulus, Hans-Joachim Pysall, Frederik Siekmann, Michael Tacke und Karin Wilhelm Petersberg.

„ACHTUNG modern! Architektur zwischen 1960 und 1980″ ist im Michael Imhof Verlag erschienen. Preis: 19,95 Euro. ISBN 978-3-7319-0344-4

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