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Eine liberale Verfassung für das Herzogtum

Herzog Wilhelm (1806–1884), Karl Wilhelm Erich Körner, um 1900 Öl auf Leinwand, ausschnitt. Foto: Katalog
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Geschichte(n) aus dem Braunschweigischen, Folge 24: Herzog Wilhelm erließ 1832 die „Neue Landschaftsordnung“.

Als in der Revolution vom 7. September 1830, in der auch das Braunschweiger Residenzschloss, der Graue Hof, in Flammen aufging, der regierende Herzog Karl II. – ein Despot – gestürzt wurde, endete in Braunschweig keineswegs die Monarchie. Es war vielmehr der Wunsch bürgerlicher und adliger Kreise, dass sein Bruder Wilhelm nun den braunschweigischen Welfenthron besteigen sollte. Kein Welfe im Herzogtum Braunschweig vor und nach ihm hat so lange regiert, keiner so nachhaltig die Veränderungen des Herzogtums Braunschweigs für die moderne Entwicklung bestimmt, mitgetragen und mit erlitten, und keiner war in gewisser Weise in solch großer Distanz zu seinem Volk, wie Herzog Wilhelm (1831 – 1884), von dem bekanntlich noch Ricarda Huch berichtete, dass er jeden Nachmittag mit dem Wagen rund um den Wall gefahren sei und dabei – anstatt die Bevölkerung zu grüßen – die Vorhänge zugezogen waren.

Herzog Wilhelm wurde am 25. April 1806 in Braunschweig als zweiter Sohn von Herzog Friedrich Wilhelm und der Herzogin Marie, geb. Prinzessin von Baden, geboren. Es war ein Jahr gewaltiger politischer Umwälzungen, als nach der Schlacht von Jena und Auerstedt am 14. Oktober 1806 der Großvater Herzog Carl Wilhelm Ferdinand tödlich verwundet im Exil im dänischen Ottensen am 10. November 1806 verstarb und Napoleon erklärt hatte: „Das Haus Braunschweig hat aufgehört zu existieren“.

Schwere Zeiten

Herzog Friedrich Wilhelm, der legendäre „Schwarze Herzog“ hatte seinen Thron verloren und kämpfte als Führer einer Freischar, der sogenannten „Schwarzen Schar“ gegen Frankreich und nach dem frühen Tod der Mutter Marie (1808) verlebte Wilhelm die ersten Kindheitsjahre in London. Ein halbes Jahr nach der Rückkehr nach Braunschweig starb in der Schlacht von Quatrebras am 16. Juni 1815 auch der Vater Friedrich Wilhelm.

Stress mit dem Bruder

Wilhelm und sein Bruder Karl standen nun unter der Vormundschaft des englischen Königs Georg IV., und von 1820 – 1822 lebten die Brüder in Lausanne, ehe Wilhelm ab 1823 in Göttingen studierte. Nach der Erbteilung erhielt er 1824 das Fürstentum Oels, wo er sich in den nächsten Jahren meist aufhielt. Aktiv im preußischen Militärdienst diente Herzog Wilhelm in Berlin, als ihn die Aufforderung erreichte, in Braunschweig anstelle des 1830 vertriebenen Bruders, Herzog Karl II., den Thron und die Regierung zu übernehmen. Zunächst geschah dies mit Billigung seines Bruders. Doch dann, übernahm gegen dessen massiven Versuche, wieder nach Braunschweig zurückzukehren, Herzog Wilhelm am 20. April 1831 die Regierung im Herzogtum Braunschweig.

„Glücklich und segensreich“

Herzog Wilhelm regierte bis 1884, und es war nicht nur eine lange Regierungszeit, sondern sie war auch „glücklich und segensreich“ für das Herzogtum Braunschweig. Selbst 1848 blieb es relativ ruhig. Sein Einsatz für die Reichseinigung führte Herzog Wilhelm auf den Kriegsschauplatz in Schleswig-Holstein, ansonsten finden wir ihn oft in Wien, Blankenburg und Oels. Unter seiner Regierung bestimmten gemäßigt liberale Reformen die zukünftige Politik des Landes Braunschweig.

Relativ modern

Mit der 1832 geschaffenen „Neuen Landschaftsordnung“ erhielt schließlich das Herzogtum eine liberale Verfassung, die es weitgehend als konstitutionelle Monarchie auswies. Die neue Verfassung war für ihre Zeit relativ modern und trug deutlich liberale Züge, so dass sie eine wichtige Station darstellt auf dem Weg Braunschweigs zu einem Verfassungsstaat. Mit Einschränkung lässt sie sich als moderne Repräsentativ-Verfassung charakterisieren.

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