Er inspirierte Karl May
Symposium und vier neue Bücher zum 200. Geburtstag des Abenteuer-Schriftstellers Friedrich Gerstäcker.
Der Geburtstag von Friedrich Gerstäcker jährt sich am 10. Mai zum 200. Mal. Dem Weltreisenden und Verfasser von Abenteuerromanen zu Ehren veranstaltet die Friedrich-Gerstäcker-Gesellschaft am 7. Mai im Schloss Richmond ein umfangreiches Symposium. Dazu gehört auch eine Führung durch die Dauerausstellung „Nach Amerika“ (18 Uhr) im benachbarten Kleinod des Gerstäcker-Museums, das seit 1982 mit viel Liebe zum Detail an den berühmten Sohn der Stadt erinnert.
Nach dem Tod des Vaters wuchs der gebürtige Hamburger in Braunschweig auf. Nach vielen abenteuerlichen Reisen kehrte er 1869 schließlich in die Stadt zurück und starb 1872 in der Adolfstraße 45 unmittelbar vor dem Aufbruch zu einer weiteren Reise an einem Gehirnschlag. Gerstäcker starb im Alter von 56 Jahren. Die Stadt Braunschweig stiftete 1947 mit dem Friedrich-Gerstäcker-Preis den ältesten deutschen Jugendbuchpreis, der alle zwei Jahre ausgeschrieben wird.
Anlässlich des 200. Geburtstags hat die Friedrich-Gerstäcker-Gesellschaft gleich vier Schriften neu herausgegeben. Es sind die Romane „Der Doppelgänger“, „Germelshausen“ und „Curtis Brautfahrt“, die zusammen für 10 Euro im Museum erhältlich sind, sowie ein Gedichtband, der erstmals veröffentlicht wird und ebenfalls für 10 Euro im Museum erworben werden kann. Durch seine Erzählungen, Romane und Reiseberichte wurde Gerstäcker zu einem der beliebtesten Schriftsteller des 19. Jahrhunderts. Seine lebendigen Schilderungen inspirierten unter anderem Karl May, der unter anderem Winnetou erfand.
„Wir wollten mit den neuen Veröffentlichungen die Vielseitigkeit Gerstäckers verdeutlichen. In `Germelshausen` zeigt er humoristische Qualitäten. Im Gedichtband kommt eine fast unbekannte Seite von ihm zum Vorschein. Die Gedichte sind oft sehr persönlich und anrührend. Sie handeln von Reiseerlebnissen, aber auch von der Liebe. Der `Doppelgänger` ist eine Erzählung aus der Goldgräberzeit in Kalifornien und `Curtis Brautfahrt` spielt in Nordamerika“, berichtet Thomas Ostwald, Vorsitzender der 1979 gegründeten Friedrich-Gerstäcker-Gesellschaft und Initiator des Gerstäcker-Museums, das er wegen knapper Finanzmittel mit sehr viel Eigeninitiative am Leben hält. Ende des Jahres wird die Friedrich-Gerstäcker-Gesellschaft die gesammelten Schriften Gerstäckers in 44 Bänden herausgeben. Das Projekt wird unterstützt von der Braunschweigischen Stiftung und der Richard Borek Stiftung.
Referentin Irene Di Mao hat die weiteste Anreise zum Symposium. Sie reist aus Louisiana/USA an und spricht am Sonnabend um 17.15 Uhr über „Sklaverei und Emanzipation in Fiedrich Gerstäckers Louisiana Schriften.“ In den USA fand Gerstäcker übrigens späte Anerkennung. 1957 wurde er Ehrenbürger des Bundesstaates Arkansas und 1986 verfügte der damalige Gouverneur von Arkansas, Bill Clinton, den Geburtstag Friedrich Gerstäckers am 10. Mai zum „Friedrich Gerstäcker Day“.
Das Programm:
Samstag, 7. Mai
11 Uhr: Begrüßung
12.00 Uhr: Vortrag „Friedrich Gerstäcker und Braunschweig – eine Bestandsaufnahme.“ Thomas Ostwald
14.30 Uhr Vortrag „Friedrich Gerstäcker – spannend, widerborstig und widersprüchlich.“ Wolfgang Bittner, Köln
15Uhr: Vortrag „Lederstrümpfe und Flusspiraten: Friedrich Gerstäcker und der Abenteuerroman.“ Prof. Dr. Wolfgang Hochbruck, Freiburg
16.30 Uhr: Vortrag „Die Begegnung mit dem Fremden.“ Joachim Trapp, Berlin
17.15 Uhr Vortrag „Sklaverei und Emanzipation in Friedrich Gerstäckers Louisiana-Schriften“. Referentin: Irene Di Mao, Louisiana, USA
18.00 Uhr: Führung durch die Dauerausstellung im Friedrich-Gerstäcker-Museum „Nach Amerika! Emigration aus dem Braunschweiger Land seit dem 18. Jahrhundert“
Sonntag, 8. Mai 2016
11 Uhr: Lieder, Kompositionen und mitgebrachte Musik Friedrich Gerstäckers – Am Klavier Kapellmeister A. Falkenhausen (Hildesheim)
12.00 Uhr: Vortrag „Heimliche und unheimliche Geschichten.“ Thomas Ostwald
Ab 13Uhr: Führungen Schloss Richmond / Gerstäcker-Museum
Zusätzlich zum Symposium findet am Dienstag, 10. Mai, ein Vortrag von Prof. Dr. Gerd Biegel im Institut für Braunschweigische Regionalgeschichte an der TU Braunschweig, Fallersleber-Tor-Wall 23, um 19.00 Uhr statt. Der Titel lautet „Der Styl ist so entsetzlich“ und beleuchtet Friedrich Gerstäcker als Reiseschriftsteller bei der Afrikareise von Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg – Gotha im Kontext der Forschungsreisen des 19. Jahrhunderts Veranstaltung.
Mehr unter: www.gerstaecker-museum.de