Er wächst und wächst und wächst …
Die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz (SBK) zählt zu den größten Waldbesitzern in Niedersachsen, entsprechend groß ist die Verantwortung für das Ökosystem.
Der Begriff „nachhaltig“ fand erstmalig in der 1713 erschienenen Publikation „Silvicultura oeconomica“ Verwendung. Der Autor war der sächsische Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz. Zusammengefasst appellierte von Carlowitz an einen langfristig angelegten, verantwortungsbewussten Umgang mit der Ressource Holz im Erzgebirge. Das Thema „nachwachsende Rohstoffe“ war also bereits vor 300 Jahren präsent, ist es heute angesichts der Klimaveränderungen umso mehr. Wer Wald besitzt, trägt große Verantwortung für Mensch und Ökosystem. Auch die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, die rund 5360 Hektar Stiftungswald in ihrem Besitz hat und damit zu den größten Waldbesitzern Niedersachsens zählt.
Der Großteil der heutigen SBK-Waldflächen sind bereits seit 1569 Stiftungseigentum des Teilvermögens Braunschweigischer Vereinigter Kloster- und Studienfonds. Mit der Neuen Landschaftsordnung anlässlich der Neuordnung der großen Braunschweigischen Verwaltungsreform von 1832 kamen die Forstflächen des Fonds und die herzoglichen Kammerforsten, später Landesforsten, unter gemeinsame Bewirtschaftung. Eine weitere historische Zäsur bedeutete das Jahr 2009: Seitdem führt die SBK die Bewirtschaftung der Waldflächen sogar durch zwei Stiftungsförstereien in Eigenregie durch. Zu deren Aufgabenfeldern zählen der Naturschutz, die Bewahrung des Holzbestandes, der Holzverkauf und der Umweltschutz, um nur einige zu nennen.
Die Verantwortung ist groß, denn jeder einzelne ökologisch intakte Wald gewinnt an Bedeutung für das Klima auf der Erde. Hintergrund: Bäume und Pflanzen binden Kohlendioxid, sind als Gegengewicht zum umweltschädlichen CO2-Ausstoss enorm wichtig. Darüber hinaus schützen sie vor Erosion.
Im Stiftungswald ist der Anteil der Buche mit 30 Prozent am größten, gefolgt von Eichenbäumen (26), Kiefer (13), Fichte (12) und Lärche (8). Laubholz-Mischwald ist die gängigste Form. Bewirtschaftet werden alle Waldflächen der Stiftung nach den Regeln „ordnungsgemäßer Forstwirtschaft“, Vorbild ist das LÖWE-Programm („Langfristige Ökologische Waldentwicklung“). Jedes Jahr wächst die grüne Lunge des Braunschweiger Landes um 38.000 Kubikmeter Holz (über vier Kubikmeter in der Stunde). 26.500 Kubikmeter Holz können so jedes Jahr verkauft werden – unter anderem nach China.
Zertifizierung spielt auch in der Forstwirtschaft eine große Rolle. Beim Stiftungswald kommt das PEFC-Zertifikat (= Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes) zum Tragen. Es wird an Betriebe vergeben, die äußerst verantwortungsvoll mit dem Roh- und Werkstoff Holz umgehen. In Kooperation mit der Unteren Naturschutzbehörde werden hierbei Konzepte für den Habitatbaumbestand und Totholz, Vogelschutzgebiete und Naturwirtschaftswälder, Wald in Wasserschutzgebieten und „Alten Wald“ umgesetzte.
Stichwort alter Wald: Eines der jüngsten Natur- und Artenschutzmaßnahmen der SBK gemeinsam mit dem Förderkreis Umwelt- und Naturschutz und der Stadt Braunschweig ist ein 50 Hektar großer Urwald mit 260 Jahre alten Bäumen, übrigens die ältesten Buchen und Fichten Braunschweigs. Zu finden sind sie in Querum und Hondelage. Ab sofort sind die Bäume geschützt. Wo sie hinfallen, bleiben sie einfach liegen. Der neugeschaffene Braunschweigische Urwald ist ein wichtiger Beitrag zum Erhalt der gesamten biologischen Vielfalt, denn er bietet Lebensraum beispielsweise für höhlenbewohnende Vögel und Säugetiere, Insekten und Pilze sowie für viele andere „Spezialisten“ (Artendiversität).
Dass es die SBK mit dem Schutz des Ökosystems ernst meint, beweist wohl kein Beispiel besser als folgendes: Im Sommer 2014 erfolgte die Holzernte im Stadtoldendorfer Wald der SBK im Weserbergland erstmalig mit Hilfe eines speziellen Seilkrans eines österreichischen Herstellers. So wurde der Waldboden weitaus mehr geschont, als wenn man mit einem Forstschlepper oder gar einem Harvester in das Gelände des Mittelgebirgszuges gegangen wäre.
Auch für den Menschen ist der Wald von hohem Wert: Denn was macht den Kopf freier, als eine Wanderung durch gesunde Wälder?