Flammendes Plädoyer für die Orgelwochen
Die Kooperation mit dem Berliner Dom ist ein Erfolgsmodell. Die Aufmerksamkeit für die Konzertreihe in der Öffentlichkeit hat in diesem Jahr wieder zugenommen.
Die Konzertreihe „Internationale Orgelwochen Königslutter“ hat sich im fünften Jahr endgültig als bedeutendes kulturelles Ereignis in der Region etabliert. Mit 1500 Besuchern im Kaiserdom ist die Tendenz weiter steigend. Die Kooperation mit dem Berliner Dom ist ein Erfolgsmodell, die Aufmerksamkeit für die Reihe wächst. „Wir können dem Publikum durch die Zusammenarbeit Organisten präsentieren, die sonst nicht zu uns kommen würden“, ist sich Ute Sandvoß von der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, zu der der Kaiserdom gehört, sicher.
Das Ziel, die große romantische Orgel nach ihrer Sanierung, hochkarätig zu bespielen, ist auch in diesem Jahr wieder eindrucksvoll erreicht worden. Mit Andreas Sieling (Berlin) und Helmut Deutsch (Stuttgart), Sara Gerber und Willibald Guggenmos (beide Schweiz), Leo van Doeselaar (Amsterdam) und William Whitehead (London), Eric Lebrun und Marie-Ange Leurent (beide Paris), Henrico Stewen (Finnland) sowie Claus-Eduard Hecker (Braunschweig) kamen die Stars der Szene nach Königslutter. Und sie kamen durchweg gerne, weil sie auf einem besonderen Instrument musizieren konnten.
„Natürlich haben die Orgelwochen eine spitze Zielgruppe. Aber wenn die Orgel nicht genutzt wird, dann hätte sie auch nicht restauriert werden müssen. Dann hätte sie ins Museum gehört“, hält Ute Sandvoß ihr flammendes Plädoyer für die Orgelwochen.
Die Orgel auf der Empore des Kaiserdoms ist ein besonders wertvolles Klangdenkmal des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Sie wurde 1892 von der Firma Furtwängler & Hammer gebaut, einer bedeutenden Werkstatt aus Hannover, die die Geschichte des Orgelbaus in Norddeutschland lange Zeit wesentlich beeinflusste. Die aufwändig von der Firma Freiburger Orgelbau Späth restaurierte Orgel ist seit 2010 mit ihrem sinfonischen Klang nun wieder ein viel gelobtes Instrument. „Die Organisten schätzen das große Volumen des historischen Instruments, obwohl es auch manchmal Spiel-Tücken gibt“, berichtet Ute Sandvoß von den Einschätzungen der Besten ihres Fachs.
Entscheidenden Anteil an der Entstehung der Internationalen Orgelwochen in Königslutter, so erklärt die Organisatorin, hat Tobias Henkel, Direktor der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz (SBK). Er überzeugte Prof. Dr. Andreas Sieling von der Kooperation. Der Berliner Organist zeichnet für die Idee und die Konzeption der Kooperation verantwortlich. So treten die Künstler erst in Berlin und dann stets zwei Tage später in Königslutter auf. Veranstalter im Kaiserdom ist die Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig mit Unterstützung der SBK.
Geplant war die Orgel 1892 als Instrument mit 32 Registern und knapp 2.500 Pfeifen. Wohl aus Kostengründen wurde die Orgel zunächst mit etlichen Leerplätzen für später einzubauende Stimmen gebaut. Bei der aufwändigen Restaurierung wurden die nicht disponierten Stimmplätze ergänzt und das Instrument technisch und klanglich weitestgehend dem einstigen Originalzustand angeglichen.
Die äußerst sensibel durchgeführte Intonation der Orgel durch Rainer Janke, der zu den besten Orgel-Intoneuren Europas zählt, führte bei den 2010 erstmals durchgeführten Internationalen Orgelwochen zu begeisterten Äußerungen der eingeladenen, weltweit konzertierenden Organisten über dieses wunderbare Klangdenkmal. Kevin Bowyer aus Glasgow zählt die Kaiserdom-Orgel gar zu den „fünf besten romantischen Orgeln der Welt“. Wer sich von dem außergewöhnlichen Klang der Orgel überzeugen möchte, sollte die 6. Internationalen Orgelwochen 2015 nicht ungenutzt verstreichen lassen …