Galka Scheyers Jahre in Amerika
Theater Zeitraum beleuchtet in seiner dokumentarischen Aufführung die Zeit der temperamentvollen Kunstvermittlerin von 1924 bis 1945.
Zwei Jahre nach der dokumentarischen Aufführung „Galka Scheyers Fotoalbum“, die sich mit der Kindheit und der Jugend in Braunschweig sowie den Freundschaften zu Malerinnen und Malern der temperamentvollen Kunstvermittlerin beschäftigte, präsentiert das Theater Zeitraum mit „Galka Scheyer in Amerika“ in diesem Herbst die Fortsetzung der bewegenden Geschichte. Regie führt erneut Gilbert Holzgang. Die Aufführungen finden vom 13. Oktober im Theatersaal der Gaststätte „Gliesmaroder Thurm“ statt.
Weltgeltung für die „Blaue Vier“
Beleuchtet werden die Jahre, die Emmy Esther Scheyer (1889-1945) in den USA verbrachte, um die Kunst der Maler Feininger, Jawlensky, Kandinsky und Klee zu bekannt zu machen. Es gelang der gebürtigen Braunschweigerin, dem Quartett letzten Endes Weltgeltung zu verschaffen. Die Bekanntschaft mit den Malern hatte sie in Lausanne und im Bauhaus in Weimar gemacht. Von 1924 an wurden sie als Gruppe „Blaue Vier“ von Scheyer in den Vereinigten Staaten vertreten.
Galka Scheyer schrieb am 4. Juni 1929 aus den USA recht begeistert an die Gruppe: „Ich will im Telegraphenstil erzählen, weil ich positiv keine Zeit habe, ausführlich zu schreiben. Hollywood … ein Kunsthändler … reiche Moviekunden … Archipenko vor Eröffnung verkaufte 18 Werke an einen von Sternberg, einen Kinomenschen. Ich setzte mich sofort mit ihm in Verbindung, er wird hierherkommen und interessiert sich für die Blaue Vier…Kunsthändler, Name Braxton … existiert sechs Monate in Hollywood, von New York, war hier am 25. Mai (mit Frau) … beide hell begeistert… mit Verständnis. Resultat: 1. bis 15. September Jawlensky-Ausstellung. 15. September bis 1. Oktober Kandinsky. 1. bis 15. Oktober Feininger. 15. Oktober bis 1. November Klee. Adieu San Francisco, Oakland, Berkeley. Guten Tag Hollywood. (Werde ich noch als Movieschauspielerin enden?).“ (Aus Archives of American Art, Galka Scheyer Papers, 1917-1945)
In New York gescheitert
Galka Scheyer, wie sie von Jawlensky und bald auch von seinen Kollegen der Gruppe „Die Blaue Vier“ genannt wurde, war zunächst nach New York gereist. Ernüchtert zog sie weiter nach Kalifornien, wo sie große Erfolge für die „Baue Vier“ verzeichnen konnte, aber auch schwere Krisen erlebte. Deutschland besuchte sie nur noch zweimal. Ihre Familie litt schwer unter der Verfolgung der Nationalsozialisten.
Am 28. Dezember 12.1937 schrieb sie Kandinsky: „Fritz Lang hat sich bei mir zum Picknick angesagt, und da er sein ganzes Geld für den Kampf gegen Hitler ausgibt, werde ich ihm sagen, dass Sie zu den von Hitler Geschädigten gehören, und da er Ihre Arbeiten wirklich versteht, muss er eigentlich wegen Hitler von Ihnen kaufen. Von Sternberg ist in Paris. Zeigen Sie ihm nur möglichst frühe Sachen, er versteht nichts von der reinen abstrakten Kunst. Greta Garbo ist wieder nach Schweden und die Sache mit Stokowsky scheint aus zu sein. Aber ich glaube es war überhaupt Mrs. Stokowsky, die kauft. Garbo gibt nie Geld aus. Sie ist bekannt dafür.“ (Aus Archives of American Art, Galka Scheyer Papers, 1917-1945)
Früher Tod mit 56 Jahren
Das neue Holzgang-Stück zeigt Galka Scheyer und die Maler Lyonel Feininger, Alexej von Jawlensky, Wassily Kandinsky und Paul Klee beim Schreiben und Lesen von Briefen. Geschildert wird das dramatische Auf und Ab, das sie in Amerika und Europa bis 1945 erlebten. Ihr Idealismus überlebte die schlimmsten Krankheiten, Krisen und Kriegsereignisse. Befreundet mit Marlene Dietrich und Greta Garbo starb Galka Scheyer im Alter von nur 56 Jahren nach einem bewegten Leben, das seinen Ursprung in Braunschweig hatte, an einer Krebserkrankung in Hollywood.
Die Mitwirkenden sind Kathrin Reinhardt als Galka Scheyer, Jürgen Beck-Rebholz als Lyonel Feininger, Andreas Döring als Wassily Kandinsky, Ronald Schober als Paul Klee und Hans Stallmach als Alexej von Jawlensky. Das Spiel wird ergänzt durch viele Abbildungen von Kunstwerken, zahlreiche Ansichtskarten der erwähnten Städte, einige Filmdokumente und etwas Musik.
Die Aufführung wird unterstützt von der Richard Borek Stiftung und der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz.
Termine:
13., 15., 29., 30. Oktober, 3., 5. und 6. November (jeweils 19.30 Uhr) und 7. November 11 Uhr. (Die an den Aufführungstagen geforderte Nachweise zum Corona-Status“ sind erforderlich, bis zum Sitzplatz besteht Maskenpflicht).
Eintritt:
Abendkasse: 15 Euro (ermäßigt für Schülerinnen und Schüler sowie Studentinnen und Studenten 12 Euro).
Vorverkauf: 12 Euro (ermäßigt für Schülerinnen und Schüler sowie Studentinnen und Studenten 10 Euro) zzgl. VVK-Gebühr bei Musikalien Bartels, Wilhelmstr. 89, 38100 Braunschweig. Die Reservierung von Sitzplätzen ist möglich per Telefon 0531-79 83 98 oder per E-Mail an Gilbert.Holzgang@t-online.de.