Gerd Biegel bleibt Präsident der Raabe-Gesellschaft
Wilhelm-Raabe-Literaturpreis 2019 wird am 3. November an Norbert Scheuer für seinen Roman „Winterbienen“ verliehen.
Ein Vierteljahrhundert steht Gerd Biegel bereits der Internationalen Raabe-Gesellschaft vor, und es werden mindestens drei weitere Jahre hinzukommen. Im Anschluss an die Jahrestagung mit dem Thema „Wilhelm Raabe – neue Wege der Forschung“ wurde Biegel einstimmig erneut zum Präsidenten gewählt. Biegel ist der am längsten amtierende Präsident der Raabe Gesellschaft. Er gehört auch der Jury zur Vergabe des Wilhelm Raabe-Literaturpreises an. Biegel war bis 2008 Direktor des Braunschweigischen Landesmuseums und ist Gründungsdirektor des Instituts für Braunschweigische Regionalgeschichte und Geschichtsvermittlung der Technischen Universität Braunschweig.
Die Raabe-Gesellschaft wurde bereits 1911 gegründet. Sie soll seit jeher das Schaffen des Schriftstellers erforschen und vermitteln. Raabe zählt zu den bedeutenden Vertretern des Realismus in Deutschland. Zu seinen bedeutendsten Werken zählt „Pfisters Mühle“. Darin machte er auf die Umweltverschmutzung durch die Industrialisierung aufmerksam. Zu den Mitgliedern der Gesellschaft gehören Interessierte aus dem Forschungs- und Universitätsbereich im In- und Ausland. Raabe wurde am 8. September 1831 in Eschershausen geboren und starb am 15. November 1910 in Braunschweig. Er lebte 40 Jahre in der Stadt und war dort tief verwurzelt. Raabe gehörte unter anderem zu den „Kleidersellern“. An sie erinnert der Kleiderseller Weg in Riddagshausen, der zu ihrem Treffpunkt, dem Ausflugslokal „Grüner Jäger“, führt. In der Gaststätte gibt es noch heute einen nach Raabe benannten Veranstaltungsraum.
Ihm zu Ehren hat die Stadt Braunschweig in Kooperation mit dem Deutschlandfunk im Jahr 2000 den hochkarätigen und mit 30.000 Euro dotierten Wilhelm-Raabe-Literaturpreis ausgeschrieben. In diesem Jahr hat ihn Norbert Scheuer (Kall/Eifel) für seinen Roman „Winterbienen“ erhalten. Der Roman spielt in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs. Die summenden Bienen auf den Wiesen konkurrieren darin mit den alliierten Jagdflugzeugen am Himmel. Der Preis wird am 3. November im Rahmen eines Matinee-Festaktes im Kleinen Haus des Braunschweiger Staatstheaters überreicht. An Raabe erinnern auch die 1998 von der Stadt gegründete Wilhelm-Raabe-Forschungsstelle sowie das Museum im Raabe-Haus an der Leonhardstraße.
Raabe zog am 21. Juli 1870 mit seiner Frau Bertha und seinen beiden Töchtern nach Braunschweig. Zuerst lebt die Familie übergangsweise bei Berthas Mutter Caroline Leiste in der Straße Kattreppeln. Danach bezog Raabe mehrere Mietwohnungen (Böcklerstraße, Wolfenbüttler Straße, Leisewitz Straße, Am Windmühlenberg und Leonhardstraße). Raabe wurde auf dem Braunschweiger Hauptfriedhof in einem Ehrengrab (Abteilung 23) beigesetzt.
Im Rahmen der Tagung wurden neun Vorträge von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus der Schweiz, den USA und aus Deutschland gehalten. Ziel war es, einen Überblick über aktuelle Tendenzen der Raabeforschung zu erhalten. Raabes exzentrischer Realismus habe schon in die Moderne gewiesen, sei aber doch noch eingebunden geblieben in der Literaturgeschichte des 19. Jahrhunderts, hieß es. Ein Schwerpunkt der Tagung lag darauf, wie Raabe seinerzeit neue populäre Medien und Institutionen (die periodische Presse bzw. Familienzeitschriften, Leihbibliotheken, Bildformen) und Industrialisierungsprozesse (u.a. mit Eisenbahn und Fabrik) verarbeitete.
Zur neuen Vizepräsidentin der Internationalen Raabe-Gesellschaft wurde Madleen Podewski gewählt. Sie folgt Andreas Blödorn, der in den wissenschaftlichen Beirat wechselt. Geschäftsführerin Angela Klein, wie Biegel seit 25 Jahren im Amt, wurde ebenfalls wieder gewählt.