Geschichtenmobil kommt zum 2. Advent
Der Europäische Stationenweg zu 500 Jahre Reformation macht im Kloster St. Marienberg in Helmstedt Halt.
Das Kloster St. Marienberg in Helmstedt ist vom 2. bis 4. Dezember Gastgeber auf dem Europäischen Stationenweg zu 500 Jahre Reformation. Im Mittelpunkt steht dabei das sogenannte Geschichtenmobil, das auf dem Gelände des ehemaligen Posthofes an der Braunschweiger Straße stehen wird. Es ist für jedermann zugänglich und präsentiert Geschichten, die auf der am 3. November in Genf, der Hauptstadt der Ökumene, beginnenden Reise eingesammelt werden. Aus Helmstedt werden Geschichten dazukommen, die im Kloster St. Marienberg mit den Schülern und Bürgern in den zurückliegenden Monaten erarbeitet wurden. Während der drei Tage des Aufenthalts wird es ein umfangreiches Begleitprogramm geben (siehe unten). Die Initiative, sich am Europäischen Stationenweg zu beteiligen, ging seinerzeit vom 2015 verstorbenen Landesbischof Friedrich Weber aus.
Der Europäische Stationenweg macht an insgesamt 68 Stationen von Turku im Norden und Dublin im Westen, bis Rom im Süden und Riga im Osten Halt. Er soll an den 31. Oktober 1517 erinnern, jenen Tag an dem Luther seine 95 Thesen in Wittenberg angeschlagen hat. Die letzte Station wird am 18. Mai 2017 Bernburg in Sachsen-Anhalt sein, bevor der Truck am 20.Mai 2017 in die Lutherstadt Wittenberg kommt und dort in die Weltausstellung „Tore der Freiheit“ mündet. Der Stationen weg wird vom Reformationsjubiläum e.V. (r2017) in Kooperation mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) und dem Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund (SEK) organisiert. Alle lokalen Geschichten der jeweiligen Stationenorte werden dort final präsentiert.
Aus der Landeskirche Braunschweig ist neben Helmstedt noch Goslar (30. November bis 2. Dezember) berücksichtigt. „Wir sind stolz darauf, gleich mit zwei Orten vertreten zu sein“, sagte Oberlandeskirchenrat Thomas Hofer. Das belege die Bedeutung des Braunschweigischen für die Reformationsgeschichte. Schwerpunkt ist in Goslar das Thema Bildung mit der Marktkirchen-Bibliothek als einen zentralen Ort der Reformation. Sowohl von Helmstedt als auch von Goslar sind in dem Geschichtenmobil von Anfang an Informationsfilme zur Reformation in ganz Europa zu sehen.
Das Kloster St. Marienberg ist als einziges evangelisches Kloster dabei. Und Helmstedt ist nicht zuletzt auch deswegen ein besonderer Stationenort geworden, weil Herzog Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel mit dem Juleum dort Norddeutschlands erste protestantische Universität gründete. Neben dem Juleum sind die katholische Pfarrkirche St. Ludgeri als älteste Kirche Helmstedts aus dem 9. Jahrhundert und St. Stephani, in der am 15. Oktober 1568 die Reformation für Helmstedt eingeführt wurde, Bestandteil. An allen vier Orten findet am 3. Dezember zeitgleich ein „Tag der offenen Tür“ statt.
Für Kuratorin Dr. Ursula Röper stellt der Europäische Stationenweg eine willkommene Gelegenheit dar, Helmstedt als historisch bedeutende Stadt darzustellen und nicht nur auf das Dasein als einstige Grenzstadt zwischen West und Ost zu beschränken. Als „Wimpernschlag der Geschichte“ bezeichnete Helmstedts Erster Stadtrat Henning Konrad Otto jene Phase der deutschen Teilung. Auch er sieht in der Teilnahme am Europäischen Stationenweg eine Chance zur Imageaufwertung.
„Der Europäische Stationenweg ist ein wunderbares Projekt. Es nur auf dieses eine Wochenende, den zweiten Advent, zu beschränken, wäre aber zu kurz gesprungen“, sagte Tobias Henkel, Direktor der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz. Die SBK fördert sowohl die Station in Helmstedt als auch die in Goslar. Darüber hinaus unterstützt sie das wissenschaftliche Symposium im Kloster St. Marienberg zum Thema „Bildwelten liturgischer Textilien. Paramente in Bewegung (11. – 21. Jahrhundert)“ vom 24. bis 25. März 2017 und die dazu vom Kloster mit seiner Paramentenwerkstatt der von Veltheim-Stiftung geplante Ausstellung.
Gemeinsam mit Braunschweigischen Stiftung fördert die SBK in Braunschweig zusätzlich die große Reformations-Ausstellung im Landesmuseum Braunschweig mit dem Titel „Im Aufbruch“ vom 7. Mai bis 19. November 2017. Die Sonderausstellung ist ein Gemeinschaftsprojekt mit den Landeskirchen Braunschweig und Hannover. Ausgestellt wird im Landesmuseum am Burgplatz sowie im Klostergebäude St. Aegidien und in der Kirche St. Ulrici-Brüdern, in der Johannes von Bugenhagen als wichtiger Wegbegleiter Luthers die Reformation in Braunschweig umsetzte.
Das starke Engagement der SBK für 500 Jahre Reformation ist auch darin begründet, dass ihre Ursprünge selbst in der Reformation liegen. 1569 erließ Herzog Julius eine neue Kirchenordnung, die den Stiften und Klöstern Selbständigkeit zuschrieb. Daraus entstand der Braunschweigische Kloster- und Studienfonds, der heute ein Teilvermögen der SBK darstellt.
Programm:
- Dezember
18 Uhr: Begrüßung des Geschichtenmobils
- Dezember
9 – 20 Uhr Geschichtenmobil öffentlich zugänglich
10 Uhr: Eröffnungsandacht St. Marienberg
11 Uhr: Ausstellungseröffnung „Himmel, Stoff und Strümpfe“ St. Marienberg
12 – 16 Uhr: „Tag der Offenen Tür“ in St. Ludgeri, St. Marienberg, St. Stephani und im Juleum
16 Uhr: Diskussion „Ökumene – woher und wohin“ mit Landesbischof Dr. Christoph Meyns und Generalvikariatsrat Dr. Christian Hennecke (Bistum Hildesheim)
18 Uhr: Abendveranstaltung im Rathaus Helmstedt mit Festvortrag „Religionen im Konflikt“ von Dr. Ulrike Jureit (Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur).
- Dezember:
Abschlussgottesdienst St. Marienberg
Video zum Kloster St. Marienberg: https://www.der-loewe.info/kloster-st-marienberg-im-video/
Die 95 Thesen: https://www.ekd.de/glauben/95_thesen.html
Kontakt: Kloster St. Marienberg, Klosterstrasse 14, 38350 Helmstedt, Telefon: 05351-6769, Mail: klostermarienberg@gmx.de