Startseite Kunst & Kultur „Hart am Wind“ drei Tage lang ...

„Hart am Wind“ drei Tage lang auf Sendung

Szene aus fridays.future. des Jungen Theaters Göttingen. Foto: Hart am Wind/Dorothea Heise
von

Das 7. Norddeutsche Kinder- und Jugendtheaterfestival findet vom 10. bis 12. Juni erstmals in Braunschweig statt und erreicht sein Publikum der Corona-Not gehorchend nur digital.

Normalerweise geht es in den Städten lebhaft zu, wenn das Norddeutsche Kinder- und Jugendtheaterfestival „Hart am Wind“ zu Besuch ist. Schulklassen reisen an, um die für ihre Generation geschriebenen Stücke zu sehen. Die Kinder und Jugendlichen verändern das Straßenbild, machen es jünger, wuseliger, lebensfroher. Bei der siebten Ausgabe des Festivals in Braunschweig wird alles anders. Normal ist nichts mehr in diesen Corona-Krisenzeiten. Aber trotz der Pandemie hält „Hart am Wind“ Kurs und setzt die Segel vom 10. bis zum 12. Juni in Richtung virtueller Welt. Vor Braunschweig wurde das Festival bereits in Oldenburg (2008), Hannover (2010), Göttingen (2012), Bremen (2014), Hamburg (2016) und Kiel (2019) veranstaltet.

Online-Show aus dem Kleinen Haus

Vor dem Virus und den daraus resultierenden Kontaktbeschränkungen zu kapitulieren kam für die veranstaltenden Braunschweiger Theater nicht in Frage. Deswegen findet „Hart am Wind“ zwar nicht wie geplant auf den Bühnen des Staatstheaters Braunschweig und des LOT-Theaters statt, sondern kommt als dreitägige Online-Show, übertragen aus dem Kleinen Haus des Staatstheaters, via YouTube in die Schulklassen oder auf die Computer und Smartphones der jungen Generation. Die Teilnahme an der digitalen Ausgabe des Festivals ist kostenlos. Zu den Förderern gehören unter anderem auch die Richard Borek Stiftung und die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz.

Die Organisatoren haben zwei Jahre lang für das Festival gearbeitet, hunderte von Sitzungen absolviert und insgesamt rund 60 Bewerbungen geprüft. Doch dann schmiss Corona auf der Zielgeraden in den vergangenen beiden Monaten alles über den Haufen. Immer wieder musste umdisponiert, neue Lösungen gefunden werden, um deutlich zu machen, so Stefani Theis (LOT-Theater) und Jörg Wesemüller (Junges Staatstheater) im Programmheft, dass auch in Krisenzeiten die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen ernstgenommen werden müssen. „Das Festival jetzt komplett digital zu veranstalten, ist in diesem Frühling die einzige Möglichkeit, dem Recht der Kinder und Jugendlichen auf kulturelle Teilhabe Ausdruck zu verleihen“, sagen sie.

Gäste im Studio

Dank des digitalen Konzepts erreichen die ausgewählten Festival-Produktionen zum Thema „Demokratie (er)leben“ doch noch auf Umwegen durch das World Wide Web ihr Publikum. Darüber hinaus wird es Workshops (über Zoom) und Online-Gesprächsrunden geben. Gesendet und moderiert wird an allen drei Tagen von 11 bis 17 Uhr live aus dem „Hart am Wind“-Studio. Gäste sind unter anderem: Dagmar Schlingmann, Generalintendantin Staatstheater Braunschweig, der Zukunftsforscher Stephan Rammler, Annemarie Matzke, Professorin für Experimentelle Formen des Gegenwartstheaters an der Uni Hildesheim, Johannes Kup, Theaterpädagoge an der UdK Berlin, und Florian Reetz, Vorstand des Stadtschülerrats Braunschweig.

„Gerne wären wir auch live Gastgeber des Festivals gewesen, zumal Theater für junges Publikum in Braunschweig schon seit der Gründung des Theaterspielplatzes und zusätzlich seit 2017 mit dem Aufbau des ‚Jungen Staatstheaters‘ einen sehr hohen Stellenwert hat. Besonders freut uns die gelungene Kooperation zwischen dem LOT-Theater und dem Staatstheater Braunschweig. Sie zeigt einen wichtigen Schulterschluss zwischen der Freien Szene und dem Staatstheater. So macht ‚Hart am Wind‘ beispielhaft deutlich, dass wir für unser junges Publikum viel erreichen, wenn wir gemeinsam die Segel hissen. Von all dem sind wir sehr beeindruckt“, erklärt Anja Hesse, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft der Stadt Braunschweig, ebenfalls im Programmheft des Festivals. Jungem Publikum kulturelle Teilhabe zu ermöglichen und Kultur selbst mitgestalten zu lassen, sei ein wegweisendes Projekt und eine gewaltige Investition in die Zukunft.

Die Auswahl der zehn Inszenierungen, die während des Festivals gezeigt werden, hat eine dreiköpfige Jury getroffen. Céline Bartholomaeus, Theatervermittlerin am Staatstheater Braunschweig, Thilo Grawe, Vorstandsmitglied des Theaterhauses Hildesheim, und Thomas Lang, zwischen 1980 bis 2000 Leiter des Kinder- und Jugendtheaters am Staatstheater Braunschweig, legten ihr Augenmerk auf Theaterproduktionen, die ihr junges Publikum interaktiv und kommunikativ in Produktionsprozesse und Vorstellungformate einbinden. Es ging ihnen auch um die Suche nach Schnittmengen zwischen Theaterkunst, ästhetischer Bildung und demokratischen Kulturen. Zum Festival gehören Beiträge aus den Genres Schauspiel, Tanz, Musiktheater und Performance.

Preisverleihung durch die „Junge Jury“

Die Preise verleiht eine nach Altersgruppen getrennte „Junge Jury“. Die Kinder-Jury wurde geleitet von den Theaterpädagogen Caroline Mempel und Paul Felix Oster. Sie ist ein Kooperationsprojekt des LOT-Theaters mit der Nachmittagsbetreuung des Jugendzentrums der Evangelisch-methodistischen Kirche an der Grundschule Bürgerstraße und dem Theaterpädagogisches Zentrum (TPZ) für Braunschweig und die Region. Die Jugend-Jury wurde von den Theaterpädagogen Andrea Fester und Patrick Dudek begleitet. Das Projekt ist ein Bündnis für Bildung zwischen dem Staatstheater Braunschweig, der Nibelungen-Realschule und dem TPZ. Die Preisverleihung findet am 12. Juni von 15.25 Uhr an statt und wird selbstverständlich übertragen.

Die Festival-Beiträge:

Für Kinder: Karneval der Tiere/Thermoboy FK (ab 8 Jahren), Linus in der Stufenwelt/Theater Osnabrück (ab 10 Jahren), Für mich/Antje Pfundtner in Gesellschaft (ab 8 Jahren), Das platte Kaninchen/Theater zwischen den Dörfern (ab 4 Jahren), Schöne neue Welt auf dem wundersamen Planeten Wawisi/Landesbühne Niedersachsen Nord (ab 10 Jahren).

Für Jugendliche: All das Schöne/Junges Schauspiel Hannover (ab 13 Jahren/Leider kann die Produktion aus dispositorischen Gründen nicht während des Festivals gezeigt werden), Für Vier/Theater Bremen (ab 12 Jahren), Die Berufung/Markus&Markus Theaterkollektiv (ab 12 Jahren), Good Bye Norm/ Die soziale Fiktion (Ab 16 Jahren), fridays. future./Junges Theater Göttingen (ab 11 Jahren).

Die Streams:

(Die Streams werden automatisch gespeichert und sind nach Beendigung als Video abrufbar)

Mehr unter: www.festival-hartamwind.de/braunschweig/

Programmbuch: https://www.festival-hartamwind.de/wp-content/uploads/2020/06/HAW_2020_Programmbuch_DIGITAL_rgb-1.pdf

Bilboard 2 (994x118 px)