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Ich wünsche mir, dass es Seifenblasen regnet

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In der Theater AG der Grundschule Rheinring haben die Schülerinnen und Schüler ein Theaterstück erarbeitet. „Ich wünsche mir…“ soll Toleranz und gegenseitige Wertschätzung vermitteln und das Selbstwertgefühl der Kinder stärken.

Ich wünsche mir…, dass die Obdachlosen ein Zuhause bekommen.
Ich wünsche mir…, dass die Menschen keinen Müll mehr auf die Straße schmeißen.
Ich wünsche mir…, dass es keinen Krieg mehr gibt.
Ich wünsche mir…, dass es keine armen, hungernden Kinder mehr gibt.

Die Kinder singen aus vollem Halse, denn es gilt, einem unsichtbaren Zauberer, der durch ein geheimnisvolles Rohr zu ihnen spricht, ihre Wünsche zu vermitteln. Die Geschichte haben sich die 2.- bis 4.-Klässler in der Theater AG selbst ausgedacht. Im Mittelpunkt stehen die Wünsche der Kinder, die sie zunächst aufgeschrieben haben. Ziel des Projektes ist, dass Kinder, unabhängig davon, ob mit oder ohne Migrationshintergrund, unabhängig von der jeweiligen Heimatkultur, den Glaubensrichtungen oder der Hautfarbe, einander respektieren lernen.

Ich wünsche mir…, dass ich alles in der Welt zaubern kann.
Ich wünsche mir…, dass ich nur 1en schreibe.
Ich wünsche mir…, dass ich viele gute Freunde habe.
Ich wünsche mir…, dass ich Glück in meinem Leben habe.

Alla Krieger vom Alexander David Zentrum in Braunschweig, die das Projekt initiiert hat, ist beeindruckt von der Vielfalt der Wünsche, die die Kinder formuliert haben. „Da sind ganz materielle Dinge dabei wie Geld, ein Auto, eine Villa. Aber auch Wünsche für andere, dass es jemandem gut geht, und Wünsche an die Gesellschaft und die Politik nach Frieden, Umweltschutz oder gegenseitigem Verständnis.“ So lernen die Kinder sich gegenseitig und die Stärken der anderen besser kennen. Gerade an einer Schule wie am Rheinring, die von vielen Kindern mit Migrationshintergrund besucht wird, ist das ein wichtiges Thema.

Ich wünsche mir…, dass Liora nicht mehr rumzickt.
Ich wünsche mir…, dass wir heute nochmal Schi-Ha-Zu spielen.
Ich wünsche mir…, dass es 400 €, Eis und Kaugummis regnet.
Ich wünsche mir…, dass wir einen guten Auftritt haben und niemand den Text vergisst.

Der Verein Alexander David Zentrum ist anerkannter Träger der freien Jugendhilfe. Zentrales Anliegen ist dabei die Förderung der Verständigung zwischen Menschen unterschiedlicher Nationalitäten und unterschiedlicher Religionen. Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund sollen bei der Entwicklung der eigenen Identität unterstützt, ihr Selbstwertgefühl gestärkt werden. Der Verein setzt sich für eine interkulturelle Erziehung und Bildung der Mädchen und Jungen ein. Dies bedeutet neben einer Auseinandersetzung mit einem auf freiheitliche Rechte und Toleranz basierendem Demokratieverständnis die Vermittlung von Wissen über Riten und Bräuche des Judentums und anderer Religionsgemeinschaften.

Ich wünsche mir…, dass die AG nicht ausfällt.
Ich wünsche mir…, dass ich in Zukunft eine Villa habe.
Ich wünsche mir…, dass ich zum Picknicken gehe
Ich wünsche mir…, dass Lenox mal ein Kapitän wird.

Unter Anleitung von Mitarbeiterinnen des Theaterpädagogischen Zentrum – Spielraum für Braunschweig und Region“ haben die 17 Kinder schließlich überlegt, wie sie die Geschichte als Theaterstück darstellen und die Handlung in Bewegung umsetzen können. „Die Kinder sollen spielerisch – durch Pantomime oder durch das Spielen einer Rolle – die schulische oder persönliche Verschlossenheit bewältigen. Es soll ihre Persönlichkeit entwickeln und ihre Stärken festigen“, erklärt Krieger das Konzept. So könne auch Mobbing vorgebeugt werden, denn die gegenseitige Wertschätzung sei von grundlegender Bedeutung für das Selbstwertgefühl und den schulischen Erfolg.

Ich wünsche mir…, dass ich reich bin.
Ich wünsche mir…, dass Olivia Handstand kann.
Ich wünsche mir…, dass ich die beste Freundin habe
Ich wünsche mir…, dass ich IMMER Eis kriege.

Die jüngeren Kinder wollten viel laufen, spielen, sich bewegen. Die älteren eher Szenen spielen“, beschreibt Krieger die Herausforderungen. Aber die Pädagoginnen des TPZs haben es geschafft, auf alle Anforderungen einzugehen – alle Wünsche zu erfüllen, sozusagen. Am Ende entstanden zwei Teile, die die Kinder jeweils in der Schule vor Mitschülern, Lehrern und Eltern aufgeführt haben und die gefilmt wurden. So nehmen die Kinder nicht nur vielfältige Erfahrungen aus dem Projekt der Theater-AG mit, sondern auch eine CD mit den Filmen der beiden Teile und jeweils eine Hörspielfassung davon.

Ich wünsche mir…, dass ich ein neues Handy bekomme.
Ich wünsche mir…, dass ich immer eine schöne Familie habe.
Ich wünsche mir…, dass die Lehrer nicht mehr krank sind.
Ich wünsche mir…, dass ich Freunde habe, denen ich alles sagen kann.

Aufgrund großer kultureller Unterschiede legt auch die Stadt Braunschweig einen Schwerpunkt auf die Entwicklung einer toleranten und vielfältigen Gesellschaft. So wurde das Projekt vom Büro für Migrationsfragen der Stadt Braunschweig, der Richard Borek Stiftung und dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogrammes Demokratie leben gefördert. Ob der Wunsch eines Kindes, immer in der Theater-AG bleiben zu können, in Erfüllung gehen wird, ist noch unklar: Nach einem halben Jahr endete das Projekt zunächst mit der Präsentation des zweiten Teils. Doch Krieger schließt nicht aus, etwas Ähnliches noch einmal anzubieten, evtl. auch für andere Schulen.

Ich wünsche mir…, dass Mathias eine Freundin hat.
Ich wünsche mir…, dass ich ein eigenes Zimmer habe.
Ich wünsche mir…, dass Celyn besser in der Schule wird.
Wir wünschen uns…, dass ihr uns zuhört, denn wir wollen euch was erzählen.

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