In Braunschweig eröffnet das erste Tageshospiz der Region
In dem Haus an der Oker soll für unheilbar kranke Menschen ein Ort der Gemeinschaft, der Entspannung und des Rückzugs entstehen.
Bodentiefe Fenster lassen den Blick über Bäume und Buschwerk am Okerufer gleiten. Sanftes Grün beherrscht ebenso den Raum der Stille, dessen noch kahle Wände und Regale von den künftigen Gästen nach ihren Bedürfnissen gestaltet werden sollen – so wie vieles im neuen Tageshospiz an der Peter-Joseph-Krahe-Straße 11 noch im Werden ist.
Dieser Bezahlartikel ist zuerst erschienen am 5.6.2023
Für unheilbar kranke Menschen soll hier ein Ort der Gemeinschaft, des Rückzugs, der Entspannung entstehen. Ein Wohlfühlort nach ihren Wünschen. Ein Gegenentwurf zur Einsamkeit im Single-Haushalt. Oder auch ein Ausgleich zum Familientrubel. Für pflegende Angehörige kann er Entlastung bringen – je nach Wahl stunden- oder tageweise.
Das Tageshospiz – ein neuartiges Modell, das eine Brücke schlägt zwischen der ambulanten Betreuung und dem stationären Hospiz, wie es die Diakonie im Braunschweiger Land und der Verein Hospizarbeit Braunschweig als Gesellschafter bereits Am Hohen Tore betreiben. Trägerin beider Hospize ist die gemeinnützige Hospiz Braunschweig GmbH.
Montags bis freitags zwischen 8 und 17 Uhr können bis zu acht Gäste zeitgleich das Tageshospiz an der Oker nutzen. Wie oft und an welchen Tagen die Gäste ins Tageshospiz kommen möchten, können sie selbst entscheiden.
Patienten in Palliativ-Behandlung
Voraussetzung ist eine ärztliche Verordnung über eine teilstationäre Hospizpflege. Das Angebot richte sich an Schwerkranke, die austherapiert seien und palliativ behandelt würden, erläutert Geschäftsführerin Petra Gottsand, die gemeinsam mit Ekke Seifert die Hospiz gGmbH leitet.
Vom Bedarf ist auch Norbert Velten überzeugt. Velten hat für die Diakonie-Stiftung Braunschweiger Land – Bauherrin des Projekts – den Umbau des diakonieeigenen Gebäudes zum Tageshospiz begleitet. 870.000 Euro hat die Diakonie in das Projekt investiert. 145.000 Euro Bundesmittel sind darüber hinaus aus dem Förderprogramm „Sterben, wo man lebt und zu Hause ist“ geflossen.
„Wir sind auch auf Spenden angewiesen“
In Deutschland sind Tageshospize im Aufbau. Vier gibt es bislang in Niedersachsen. Noch offen sind Fragen zur Finanzierung. Zurzeit werde pauschal ein Tagessatz gezahlt, der um 40 Prozent unter dem Satz für stationäre Hospize liege. Die Hospizarbeit strebe indes bundesweit eigens ausgehandelte Tagessätze an. Von einer Kostendeckung geht Ekke Seifert künftig trotzdem nicht aus. „Wir werden weiterhin auf Spenden angewiesen sein.“
Und aufs Ehrenamt. Mehr als zehn Ehrenamtliche werden das ebenso große Profi-Team an Teilzeitkräften im Tageshospiz unterstützen. Die Gestaltung des Tages soll an den Wünschen der Gäste ausgerichtet werden. Ob Yoga, Ergo-, Mal- oder Musiktherapie, Spiele oder Spaziergänge, all das lässt sich laut Ekke Seifert organisieren. In einem Raum der Stille sollen Menschen aller Glaubensrichtungen in sich kehren können.
Petra Gottsand hält auch den Austausch mit anderen für hilfreich, um sich mit der eigenen Lebenssituation auseinanderzusetzen. Gesprächsgruppen seien ebenso möglich wie eine seelsorgerische Begleitung.
Dieser Bezahlartikel ist zuerst erschienen am 16.6.2023 und erreichbar unter: https://www.braunschweiger-zeitung.de/braunschweig/article238602715/In-Braunschweig-oeffnet-erstes-Tageshospiz-der-Region.html