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Jetzt ist der Sarg wieder schwarz

Die Gegenüberstellung vorher/nachher zeigt den Erfolg der Restaurierung des Sarges im Dom. Fotos: Jens Klocke
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Aufwändige Restaurierung rechtzeitig zum 200. Todestag des „Schwarzen Herzogs“ mit einer Andacht im abgeschlossen.

In einer würdevollen Veranstaltung im Braunschweiger Dom wurde dem 200. Todestag von Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig-Oels (1771-1815) gedacht. Gleichzeitig wurde der renovierte Sarg des „Schwarzen Herzogs“ in der Krypta wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Wegen der gerade rechtzeitig zum Gedenktag beendeten Restaurierungsarbeiten war die Gruft von Mitte Februar an geschlossen gewesen.

Dompredigerin Cornelia Götz widmete am 16. Juni ihr „Wort zum Alltag“ dem „Schwarzen Herzog“. „Er fiel auf dem Schlachtfeld von Quatre-Bras und wurde standesgemäß hier im Braunschweiger Dom beigesetzt. Wäre er kein Herzog gewesen, bliebe er eines der ungezählten Opfer der napoleonischen Kriege, namenlos und unbekannt. Wäre er kein Herzog von Braunschweig gewesen, keiner hier wüsste etwas von seinen genauen Todesumständen, seine Gebeine wären vermutlich in fremder Erde vermodert, und wir wären heute nicht hier. So aber erinnern wir uns eines Mannes, dessen Lebensgeschichte seinen Zeitgenossen zum Ideal des mutigen und man könnte schon fast sagen selbstbestimmten Freiheitskampfes wurde und der den ehrenvollsten Tod starb, den man sich damals denken konnte. Letzteres hat sich verändert: Uns heute gilt der Tod im Krieg längst nicht mehr als etwas Großartiges; im Gegenteil: wir halten ihn wohl nur noch für sinnlos und traurig“, sagte sie.

Den Nachgeborenen seiner Zeit habe Friedrich Wilhelm, so Götz, allerdings als Identifikationsfigur gedient. Er habe ihren Stolz und ihre Heimatverbundenheit genährt. Heute zähle er zu den prägenden Figuren der Braunschweigischen Geschichte – wenn man denn den sogenannten „Schwarzen Herzog“ noch einordnen könne. Es gäbe Spannendes über sein Leben und sein Sterben zu berichten. „Dafür sollte man aber nach nebenan ins Landesmuseum gehen“, so Dompredigerin Cornelia Götz. Das tat die Gruppe von knapp 200 Personen, die den Dom zu dieser Gedenkveranstaltung gut gefüllt hatten, im Anschluss an die Andacht.

Neben dem Besuch der äußerst gelungenen Ausstellung „Wann ist der Held ein Held“ stand auch der Gang in die Krypta zum renovierten Sarg auf dem Programm des Nachmittags. In diesen Tagen gibt es übrigens mit dem Schlossmuseum eine dritte braunschweigische Institution, die an den „Schwarzen Herzog“ erinnert. Dort allerdings auf ganz andere Weise. Denn vom 26. Juni an geht es im Schlossmuseum um „Marie! – Die Frau an seiner Seite.“ (Öffnungszeiten beider Ausstellungen siehe unten).

Die Besucher der Gedenkveranstaltung zeigten sich beeindruckt von der Leistung der Paramentenwerkstatt der von Veltheim-Stiftung und Metall- und Holz-Restaurator Jens Klocke. Die Gegenüberstellung von Fotos von vor und nach der Restauration verdeutlichen den großen Erfolg. Bei den aufwändigen Arbeiten wurde viel Originalsubstanz erhalten. Textilrestauratorin Sabine Kißler und Klocke berichteten wie Mechthild von Veltheim, Domina des Klosters St. Marienberg, von den Problemen der Restaurierung. Mechthild von Veltheim dankte während ihrer kurzen Ansprache insbesondere der Richard Borek Stiftung. Die Initiative für die insgesamt 42.000 Euro teure Restaurierung war vom Verein Herzoglich Braunschweigisches Feldcorps ausgegangen, der sich mit einer Spendenaktion tatkräftig beteiligt hatte. Erste Pläne zur Restaurierung stammen aus dem Jahr 1992. Es war jetzt höchste Zeit, das bedeutende Stück braunschweigischen Kulturguts zu bewahren.

„So hilft das Gedenken und Erinnern, die Vergangenheit wachzuhalten und regionale Identität zu pflegen. Ich halte solches Gedenken aber vor allem dann für sinnvoll, wenn es auf Zukunft zielt. Denn die Erfahrungen der Vergangenheit sensibilisieren in der Gegenwart und verhelfen zur Urteilsfähigkeit auf Zukunft hin. Das können wir brauchen mit Blick auf unsere eigene Friedensfähigkeit und Courage, zur Stärkung unserer inneren Freiheit und wie ich jüngst in Schwaben lernte: für unsere Gemeinwohlklugheit“, schloss Dompredigerin Cornelia Götz ihre anregende 5-Minuten-Andacht zum Gedenken an den „Schwarzen Herzog“.

„Marie! – Die Frau an seiner Seite.“
Schlossmuseum Braunschweig
Schlossplatz 1
38100 Braunschweig

26. Juni 2015 bis 25. Juni 2016
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 10:00 bis 17:00

Eintritt: Erwachsene 3 Euro inkl. Audioguide-Führung, Kinder/Jugendliche bis 15 Jahre Eintritt frei
Öffentliche Führungen: Sonntag, 26. Juli / 23. August / 27. September / 25. Oktober / 22. November / 20. Dezember 2015 jeweils um 11 Uhr, Anmeldung erbeten
Führungsbeitrag 5 Euro pro Person zzgl. Eintritt.

„Wann ist ein Held ein Held?“
Braunschweigisches Landemuseum
Burgplatz 1
38100 Braunschweig

22. Mai bis 18. Oktober 2015
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 – 17 Uhr, jeden 1. Dienstag im Monat 10 – 20 Uhr
Eintritt: Erwachsene 5 Euro, Kinder (6-16 Jahre) 2 Euro, freier Eintritt für Schulklassen und Kinder bis 5 Jahre

Fotos

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