Kaiser Lothars ursprüngliches Grabmonument ist zurück
Mittelalterliche Fragmente aus dem Kaiserdom Königslutter wurden restauriert und sind zu besichtigen.
Das barocke Grabmal von Kaiser Lothar III. und seiner Ehefrau Richenza mit dem ihres Schwiegersohns, Herzog Heinrich der Stolze, ist eines der am meisten beachteten Objekte im Kaiserdom Königslutter. Jetzt ist jedoch Konkurrenz erwachsen, denn Fragmente der ursprünglichen Grabstelle wurden restauriert und sind zu besichtigen. Sie waren 1978 entdeckt worden und seither eingelagert.
Die bekannten drei Figuren ersetzten die nach einem Gewölbeeinsturz im Jahr 1640 zerstörte mittelalterliche Grabtumba. Einer alten Sage nach trieben die Einwohner Königslutters in Kriegszeiten ihr Vieh über eine Treppe im Nordturm auf den Dachboden der Kirche, um es vor plündernden Soldaten in Sicherheit zu bringen. Der Boden soll der großen Belastung nicht mehr standgehalten haben und eingebrochen sein. Noch heute wird die Treppe im Volksmund „Ochsentreppe“ genannt.
Nicht ausreichende Baustatik
Doch tatsächlich ausschlaggebend für den Einsturz war vielmehr nicht ausreichend dimensionierte Baustatik. Denn die Mittelschiffwände waren ursprünglich nur für eine Holzdecke ausgelegt. Für die nachträglich im 15.Jahrhundert eingebauten Gewölbe waren sie auf Dauer nicht stark genug und gaben nach.
Die nun restaurierten Skulpturen sind wegen ihres Doppelcharakters bemerkenswert. Sie sind sowohl Stand- als auch Liegefiguren. Einerseits ist das Stehen am Faltenwurf der Gewänder erkennbar ist und andererseits das Liegen am Kissen, auf dem Lothars Kopf gebettet ist. An den Figuren sind zudem noch Reste der ursprünglichen Bemalung zu erkennen.
1133 war Lothar nach Italien gezogen, um sich in Rom von Papst Innozenz II. zum Kaiser krönen zu lassen. Auf dem Höhepunkt seiner Macht entschloss er sich zum Bau des Kaiserdoms, dessen Grundstein er im Sommer 1135 gemeinsam mit seiner Gemahlin legte. Auf der Rückreise vom zweiten Italienzug starb Lothar III. am 4. Dezember 1137 in Breitenwang/Tirol. Seine Gebeine wurden nach Königslutter überführt. Seinem Schwiegersohn, Heinrich dem Stolzen, gelang die Übernahme der Reichsherrschaft nicht. Zwei Jahre nach Lothar starb auch er. Sein Sohn, Heinrich der Löwe, vollendete schließlich um 1170 den Bau des Kaiserdoms.
Das heute bekannte, prachtvolle Grabmonument im Mittelschiff entstand Jahrhunderte später durch den renommierten Helmstedter Bildhauer Michael Helwig (1663-1738). Der Künstler hinterließ seinen Titel sculpteur, seinen Namen und das Datum der Fertigstellung 1708 auf der Tumba.
Ein Bruder Heinrichs des Löwen?
Die Position und die Anordnung der Figuren stimmen allerdings nicht mit der tatsächlichen Situation überein. Bodenplatten vor der Tumba kennzeichnen die genaue Lage der Sarkophage, die sich nur wenig unterhalb des Fußbodens befinden. Danach liegt Richenza auf der linken Seite des Kaisers, Heinrich rechts von ihm. lm vierten Grab (neben dem Herzog) ist ein Kind bestattet. Mit Sicherheit war der verstorbene Junge ein enges Mitglied des Kaiserhauses. Die genauen verwandtschaftlichen Beziehungen konnten bisher jedoch nicht geklärt werden. Entweder handelt es sich um einen Sohn des Kaiserpaares oder einen Sohn des Herzogs und der Kaisertochter Gertrud, also um einen Bruder Heinrichs des Löwen.