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Keine Angst vorm Blick von außen

Miriam Paul (Figurentheater Fadenschein), Moderatorin Elke Flake und Stefani Theis vom LOT-Theater (v.l.) sprachen über Zukunfts- und Machbarkeitsstudien der beiden Häuser. Foto: Der Löwe
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Das LOT-Theater und das Figurentheater Fadenschein stellten ihre Machbarkeits- und Zukunftsstudien im Haus der Braunschweigischen Stiftungen vor.

Mit dem LOT-Theater und dem Figurentheater Fadenschein stehen zwei traditionsreiche freie Kultureinrichtungen Braunschweigs aus verschiedenen Gründen vor großen Veränderungsprozessen. Es geht um nicht mehr und nicht weniger als um die Zukunft der beim Publikum so beliebten Veranstaltungsorte für die regionale Kulturszene. Beide drehen gerade im Rahmen von Machbarkeits- und Zukunftsstudien jeden Stein in ihren Häusern um.

Wie das funktioniert und welche Auswirkungen das hat, erklärten Miriam Paul für das Figurentheater Fadenschein und Stefani Theis für das LOT im Haus der Braunschweigischen Stiftungen. Ehrliche Bestandsaufnahme, realistische Ziele, strukturierte Prozesse und langen Atem – so beschreiben beide Protagonisten im Gespräch mit Moderatorin und Kulturberaterin Elke Flake die Voraussetzungen für erfolgreiche Veränderungsprozesse. Erste Erfolge zeichnen sich bereits ab.

Unterstützt werden die beiden Theater in ihren Bemühungen, sich zukunftsfähig aufzustellen, von der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz und der Braunschweigischen Stiftung. Die Stiftungen unterstützen die Machbarkeits- und Zukunftsstudien finanziell. Das Figurentheater Fadenschein arbeitet seit sechs Monaten an der Studie, im Frühsommer 2020 abgeschlossen sein soll. Das LOT steht bereits nach knapp zwei Jahren vor dem Abschluss.

„Wir fühlen uns als Stiftungen den Theatern auf unterschiedlichen Ebenen verpflichtet. Wir fördern Projekte beider Häuser seit vielen Jahren. Deswegen ist es uns wichtig, zu erfahren, welche Zukunftschancen sie haben. Darüber hinaus erwarten wir von den Studien einen Mehrwert für andere Kultureinrichtungen in der Region. Die Studien haben Pilotcharakter“, sagte Axel Richter, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Braunschweigischen Stiftung, im mit interessiertem Publikum gut gefüllten Sitzungssaal der Gerloffschen Villa.

Gleich ist bei beiden Häusern recht hoher Veränderungsdruck, lediglich die Anlässe sind unterschiedlich. Beim Figurentheater Fadenschein steht ein Generationswechsel an. Die beiden Gründungsmitglieder und geschäftsführenden Gesellschafter, Hanne Scharnhorst und Michael Nöck Gebhardt-Seele, wollen sich aus der Administration zurückziehen und sich auf das Künstlerische konzentrieren. Damit steht unausweichlich ein Generationswechsel an. „Ziel der Studie ist es, die Übergabe des Staffelstabs vorausschauend zu planen und ein junges Team auf die Füße zu stellen. So ein Generationswechsel ist nicht mit der Übergabe einer Excel-Tabelle getan“, begründete Miriam Paul die Studie.

Miriam Paul, ist diejenige, die im Rahmen der Studie von außen auf die Abläufe im Figurentheater schaut, Arbeitsaufgaben dokumentiert, strukturiert und damit optimiert. Das Resultat ist auch deswegen so wichtig, weil Nachfolger wissen wollen und wissen müssen, auf was sie sich einlassen, wenn sie das Theater Fadenschein führen wollen. „Wichtig ist es, Prozesse transparent zu machen und die Veränderungen nicht im stillen Kämmerlein zu planen, sondern das Team von Anfang an mit auf die Reise zu nehmen“, schildert Miriam Paul ihren Ansatz. Sie ist zwar mit dem Theater durch das Festival „Weitblick“ verbunden, aber eben in die geschäftlichen Abläufe nicht eingebunden.

Das LOT ist einen anderen Weg gegangen, um die Studie in Angriff zu nehmen. Die Geschäftsführer Stefani Theis und Martin von Hoyningen Huene haben sich eine externe Beratung gesucht. Gar nicht so einfach, wie Stefani Theis schilderte. Nach vielen Gesprächen blieb lediglich ein Kandidat übrig. Er bekam den Zuschlag und entpuppte sich als Glücksgriff. „Er ist unvoreingenommen, frisch und offen an die Sache herangegangen und hat vieles entdeckt, was wir im Arbeitsalltag gar nicht bemerkt oder betriebsblind gar nicht hinterfragt haben. Viele Prozesse haben wir sofort optimiert, Routinen verändert und gar nicht mehr auf die Ergebnisse der Studie gewartet. Es ist bereits jetzt unheimlich viel nach vorne gegangen. Wir empfehlen allen auf jeden Fall einen externen Berater“, sagte Stefani Theis.

Anlässe für die Studie waren beim LOT einerseits eine nach 2021 unsichere Standortfrage, die Notwendigkeit einer besseren finanziellen Ausstattung und die Bewältigung eines erheblichen Wachstums im vergangen Jahrzehnt von vier auf mittlerweile 15 fest angestellte Mitarbeiter. „Das Ziel der Studie ist es vor allem, Ideen für die Zukunft zu entwickeln. Um zu reflektieren, wo wir stehen, haben wir auch andere freie Theater befragt, wie sie uns sehen, und haben auch eine Zuschauerbefragung durchgeführt. Wir sind sehr gespannt, was dabei herauskommt. Die Auswertung liegt noch nicht vor“, berichtete Stefani Theis.

Sowohl ihr als auch Miriam Paul ist klar, dass nach den Studien noch jede Menge Arbeit wartet, um die Handlungsansätze tatsächlich in die tägliche Arbeit zu überführen. Moderatorin Elke Flake gab ihnen und allen Besuchern mit auf den Weg: Es bedarf Geduld bei der Umsetzung von Veränderungen, aber sie lohnen sich!

Kontakt:

LOT-Theater

Kaffeetwete 4a
38100 Braunschweig
Telefon: 0531-17303
E-Mail: lot@lot-theater.de
Internet: www.lot-theater.de

Theater Fadenschein

Bültenweg 95
38106 Braunschweig
Telefon: 0531 – 340845
E-Mail: theater@fadenschein.de
Internet: www.fadenschein.de

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