Klappe für Karl Schaper zum 100.
Premiere für eine 60-minütige Filmdokumentation über den Apelnstedter Künstler.
Der Film „Eisenbahn nach Japan – eine Entdeckungsreise in die Welt des Künstlers“ ist eine Hommage an den Künstler Karl Schaper (1920 – 2008). Filmemacher Manfed Bannenberg (Hamburg) hat sich anlässlich der 100. Wiederkehr des Geburtstags dem Werk und dem Wirken Schapers angenommen. Im Zentrum des Films steht das bis heute unverändert gebliebene Atelier des Künstlers in Apelnstedt. Darin erinnern sich Zeitzeugen an ihn, an seine engagierte und gesellschaftskritische Kunst, an seinen Witz und an seine Ironie.
Die Premiere des Films im Universum in Braunschweig war ausverkauft. Für die Vorführung am Sonntag (11 Uhr) sind noch Plätze frei. Wegen der Corona-Bestimmungen dürfen jeweils nur 70 Personen in den 200 Zuschauer fassenden Kinosaal. Weitere Vorführungen wird es im Filmpalast Wolfenbüttel (7. November, 18 Uhr und 8. November, 14 Uhr) sowie in Celle (5. November, 19.30 Uhr) geben. Der Film wurde von der Braunschweigischen Stiftung gefördert.
Eisenbahn nach Japan
Der Name des Films klingt ungewöhnlich, jedenfalls auf den ersten Blick. Er bezieht sich auf ein Bild Karl Schapers, das er in den 1970er-Jahren gemalt hat. Es zeigt eine Eisenbahnschranke auf einem Streckenabschnitt bei Jerxheim. Die Bahnstrecke Wolfenbüttel – Oschersleben zählt zu den ältesten in Deutschland, war aber während der deutschen Teilung durch eine Grenze unterbrochen. Schaper nannte das Bild „Eisenbahn nach Japan“. „Für ihn schien die damalige DDR ebenso weit entfernt zu sein wie Japan, obwohl sie doch so nah war“, erläutert Manfred Bannenberg. Im Film klärt er darüber gleich zu Beginn auf.
„Das Haus, in dem sich das Atelier befindet, übt eine ungeheure Faszination aus. Die soll transportiert werden. Im Atelier wirkt alles so unberührt. Als ich dort gedreht habe, dachte ich immer, dass Karl Schaper jeden Augenblick um die Ecke kommt, mir auf die Schulter klopft und fragt: Was machen Sie hier eigentlich?“, schildert Manfred Bannenberg seine Empfindungen während der Dreharbeiten. Inspiriert zu dem Film hatte ihn der Besuch der Karl Schaper-Sonderausstellung „Fruchtfolgen“ 2018 im Gärtnermuseum Wolfenbüttel.
International bekannt
Karl Schaper war vor allem durch seine überdimensionalen, holzgeschnitzten Briefe und die erdachte Korrespondenz mit toten und lebenden Persönlichkeiten aus Kultur, Politik oder Märchen bekannt geworden. Seine künstlerischen Arbeiten fanden früh internationale Resonanz. Er stellte bereits 1959 auf der documenta 2 in Kassel und 1960 bei der Triennale von Mailand aus.
Gemeinsam mit seiner Frau Susanne war er Gründungsmitglied des Kunstvereins Wolfenbüttel (1975). Gemeinsam produzierten sie unter anderem auch viele künstlerische, aussagekräftige Teppiche. Susanne Schaper hatte die Weberei in französischen Manufakturen studiert, Karl Schaper, gebürtiger Burgdorfer, in Düsseldorf, Paris und an der Kunstakademie in Kassel.
Die Teppiche und die Geschichten drumherum nehmen einen Teil des 60minütigen Films ein. Die Sequenz ist wie alle anderen dreigeteilt. Gezeigt werden einerseits die Zeitzeugen im Gespräch, andererseits die Kunstwerke, das ehemalige Schulhaus in Apelnstedt, das Atelier und viele Details. Untermalt wird der Film mit der eigens komponierten Musik von Konstantin Herleinsberger.
Nachdenklicher, mahnender Chronist
„Für die Darstellung seiner Ideen hat sich Karl Schaper stets mit den verschiedensten künstlerischen Gestaltungsmitteln und Ausdrucksformen auseinandergesetzt. Es gibt nicht allein Karl Schaper den Maler, Karl Schaper den Bildhauer, Karl Schaper den Grafiker – vielmehr kommt es in seinen Arbeiten zu einer Synthese der Medien. Karl Schapers Kunst ist überwiegend gesellschaftskritisch und engagiert, doch ist er kein politischer Künstler, der die Ereignisse lediglich kolportiert. Schaper ist ein nachdenklicher, mahnender Chronist, der die Dinge ins Bild setzt und somit für die Nachwelt dokumentiert“, charakterisierte Susanne Pfleger, Direktorin der Städtische Galerie Wolfsburg, den Künstler anlässlich einer Ausstellung im Jahr 2000.
Die Kunstwissenschaftlerin zählt neben dem Sohn Hans Schaper und der Kunstvermittlerin Marianne Winter zu den Zeitzeugen, die zu Wort kommen. Viele Museen besitzen Werke von Karl Schaper. So nennt Pflegers Städtische Galerie Wolfsburg ein größeres Konvolut seiner „Holzbriefe an die Welt“ ihr eigen. Das Sprengelmuseum Hannover hat darüber hinaus einige, auch größere Arbeiten in Besitz. Aktuell ausgestellt ist Schapers Niedersachsenaltar, der auch im Film eine Rolle spielt.
Im Rahmen des Projekts Karl Schaper 100 gab es in Wolfenbüttel bereits die Ausstellung: „Karl Schaper und die deutsch-deutsche Frage“ in der Galerie VitaVilla. Kuratiert wurde die Ausstellung von Manfred Bannenberg und Margot Michaelis (Kunstvermittlerin) zusammen mit Hans Schaper, einem Sohn des Künstlers. Die Wanderausstellung wurde ebenfalls im Pforthaus im Amt Neuhaus/Elbe und im Kunstfleck Dahlenburg gezeigt wurde.