Labor und Prozessort zugleich
Das Museum für Photographie Braunschweig zeigt vom 31. März bis 28. Mai die Ausstellung „andere Situation“, die durch den Dialog von fünf Künstlern aus Paris, New York, Berlin und Kassel entstand.
Es war ein Experiment, dessen Ausgang ungewiss war. Romina Abate, Frank Dölling, Johanna Jaeger, Mickaël Marchand und Professor Florian Slotawa ergründeten im Ausstellungsprojekt „andere Situation“ die wechselseitigen Beziehungen und Qualitäten von Fotografie, Video, Projektion und Objektinstallation im Zusammenhang mit ortsspezifischen Bedingungen, sprich die Räumlichkeiten des Museums für Photographie Braunschweig. Am Ende war der künstlerische Versuch von Erfolg gekrönt. Zu sehen sind die faszinierenden heterogenen Werke vom 31. März bis 28. Mai 2017 in den Museumsräumen in der Helmstedter Straße 1.
„Es war mehr als spannend mit anzusehen, wie sich das Kooperationsprojekt entwickelt hat. Die Idee stammte von Florian Slotawa. Die Anordnungen der Kunstobjekte in den Räumen haben sich erst im Dialog vor Ort ergeben. Unser Museum war so Labor und Prozessort zugleich“, berichtet Barbara Hofmann-Johnson, die Leiterin des Museums für Photographie Braunschweig.
Bei Florian Slotawa, der sich auf das Arbeiten in Räumen spezialisiert hat, haben Abate, Dölling, Jaeger und Marchand zu unterschiedlichen Zeiten an der Universität der Künste Berlin beziehungsweise an der Kunsthochschule in Kassel studiert. Doch kennengelernt haben sich die Aussteller in dieser Konstellation erst in Braunschweig. Als Vorbild fungierte Slotawas ehemalige Schau „Atelier“, bei der er seinen Besitz für eine Ausstellung neugeordnet hat. Sieben von 36 Schwarzweißfotografien seiner damaligen Werkgruppe sind im Kontext der Thematik in der Ausstellung zu sehen.
Sehr anschaulich wird es im Raum von Mickaël Marchand. Der bei Paris lebende Franzose wirft mit Hilfe von drei Projektoren Kollagen an die Wand. „Ich finde Objekte auf der Straße, baue sie auf und fotografiere sie. Anschließend erstelle ich die Kollagen in Form von Dia-Positiven“, erklärt der 35-jährige, der in seiner Zeit an der Universität der Künste in Berlin insgesamt 82 Fotos in Berlin schuf. Auch die Projektoren sind in Eigenarbeit endstanden – mit Materialen, die Marchand in Braunschweig gefunden hat. Er bringt auf den Punkt, was alle getan haben: „I make a deal with the room.“
„Meine Frage lautet stets: Was macht das Objekt mit mir? Ich inszeniere mich selbst in meinem eigenen Atelier in Bilderwelten“, so Romina Abate, die in Kassel arbeitet und ebenfalls mit Fundstücken arbeitet. Montageartig sind die Objekte bei ihr verbunden. Für die teilweise in New York lebende Johanna Jaeger führen die Objekte ein Eigenleben. Sie hantiert in einem Raum im alten Torhaus mit Farbe und Fotografie. Sie hat einen Farblichtmesser aus den fünfziger Jahren gezeichnet, dabei wechseln die Farbtöne unter Einbeziehung der Vorhänge und des Sonneneinfalls von Gelb zu Blau.
„Meine fotografisch-filmische Arbeitsweise definiert sich durch das Wegnehmen und gleichzeitige Hinzufügen von Bildelementen und dem Re-Kontextualisieren und Wiedergewinnen des Bildes mit anderen autobiographischen Bildern, die in der Zusammenstellung einen neuen gegenwärtigen Kontext ergeben, welcher sich aus meinen eigenen Gedächtnis nährt“, sagt der 27 Jahre alte Frank Dölling, dessen Videos von der Helmstedter Straße aus zu sehen sind – besonders gut bei Dunkelheit. „Die Vielzahl von Quellen, Referenzen und Eindrücke meiner Umgebung und aus Situationen und Interaktionen beschreiben mein Bildwerden.“
Das Ausstellungsprojekt wurde unterstützt vom Kulturinstitut der Stadt Braunschweig, vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur und von der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz.
Mehr Infos: www.photomuseum.de
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