Leinen los!
Im Rahmen eines Sozialtrainings bauten 16 Siebtklässler der Hauptschule Pestalozzistraße am Heidbergsee Flöße.
Kniffelige Passagen im Hochseilgarten. Schwierige Klettertouren mit Halteseilen am Berg. Rafting im Wildwasser. Teambuilding-Maßnahmen sind bei Profisportlern keine Seltenheit. Eine nicht weniger spektakuläre Prüfung hatte eine siebte Klasse der Hauptschule Pestalozzistraße in Braunschweig zu bewältigen. Anlässlich eines an der Schule durchgeführten Sozialtrainings bauten die Jugendlichen am Heidbergsee Flöße. Zur Verfügung standen lediglich rustikale LKW-Schläuche, simple Holzlatten und ein paar Stricke. Am Ende des Tageswerkes gab es gemeinschaftlich einen riesigen Erfolg zu feiern: Die Flöße hielten. Auch mit jeweils acht Personen an Bord lenkten die Schüler der 7.2 die selbstgebauten Boote quer über den Heidbergsee.
Die Floßbauaktion ist Teil eines mittlerweile deutschlandweit vielbeachteten Pilotprojektes. Dank der Hilfe der Richard Borek Stiftung nehmen mit der Grund- und Hauptschule Pestalozzistraße und der Hauptschule Sophienstraße zwei von drei Braunschweiger Hauptschulen mit ihren fünften bis siebten Jahrgangsstufen am erlebnisorientierten Sozialtraining teil. Dieses ist zudem im normalen Schul-Curriculum fest verankert. Entwickelt hat es der 35 Jahre alte Erlebnispädagoge Nils Borkowski, Mitarbeiter des AWO-Förderzentrums Lotte Lemke. Ziel des Pilotprojektes ist es, die sozialen Kompetenzen, das Selbstbewusstsein und die Konfliktfähigkeiten der jungen Schüler zu stärken.
„Manche Schüler fördern beim Sozialtraining individuelle Fähigkeiten und Fertigkeiten zu Tage, die sie im Unterricht so nicht zeigen können. Auch der reguläre traditionelle Unterricht profitiert spürbar davon“, freut sich Angelika Beinroth, Rektorin der Grund- und Hauptschule Pestalozzistraße, über die Erfolge des Pilotprojekts und betont: „Der Umgang miteinander und die Rücksichtnahme haben sich auf unserer Schule in den einzelnen Unterrichtsfächern stark verbessert.“ Den Schülern müssten vor allem Sozialkompetenzen vermittelt werden. Dies funktioniere am besten außerschulisch, fährt die Rektorin fort. „Das Lehren von Sozialkompetenz ist in unseren Leitsätzen festgeschrieben und enorm wichtig für die Berufsorientierung.“
„Das Floßbauen stellt alle Hauptschüler vor große Herausforderungen und erzeugt mitunter Stress und Druck. Und manchmal auch Streit“, berichtet Nils Borkowski, Stellvertretender Leiter im Bereich Jugend und Erziehungshilfen der AWO. „Doch auf diese Weise lernt man, mit Konflikten friedlich miteinander umzugehen, aber natürlich auch Lösungen für den Bau des Floßes zu finden und damit kreativ zu werden. Jeder muss seine Rolle finden.“
Und was sagen die Schüler? „Die Teamarbeit hat echt gut funktioniert, alle haben gut mit angepackt. Und wir haben uns nicht einmal angemeckert“, erklärt Can Aylanc mit einem Augenzwinkern. Er betont: „Ich würde so etwas auf jeden Fall immer wieder machen.“ Der 14-Jährige macht sich schnurstracks auf den Weg, um kurz vor Schulschluss beim Auseinanderbauen der Flöße zu helfen. Auch dies gehört dazu.