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Lotsen im Bildungssystem

Marina Hartwich berät Masti und ihren Vater, welche Schule in Braunschweig für sie die richtige sein könnte. Foto: Stadt Braunschweig, Daniela Nielsen.
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Bildungsbüro der Stadt Braunschweig gibt Jugendlichen Orientierung im Schulsystem und erleichtert ihnen die Suche nach der individuell richtigen Schule.

Seit wenigen Monaten bietet das Bildungsbüro der Stadt Braunschweig eine Schulbildungsberatung an. Dort bekommen ausländische Familien und Neubürger aus anderen Bundesländern Hilfe bei allen Themen rund um das niedersächsische Schulsystem und die Braunschweiger Schullandschaft – so wie Masti, die vor einigen Monaten mit ihrer Familie aus dem Irak nach Braunschweig geflüchtet ist.

Das 17-jährige Mädchen ist mit ihrem Vater zu Marina Hartwich in die Beratung gekommen. Sie ist noch schulpflichtig, weiß aber nicht, welche Schule sie in Braunschweig besuchen kann. Die Mitarbeiterin des Bildungsbüros erkundigt sich nach Mastis bisherigem Bildungsweg, ein Dolmetscher hilft bei der Verständigung. Neben dem anderen Bildungssystem mit den vielen unbekannten Begriffen sind sprachliche Barrieren oft die größte Herausforderung.

Beratung ist notwendig

„Wir bekamen immer wieder Anfragen von Menschen, die Unterstützung suchten, weil sie sich nicht auskannten in der Schullandschaft. Es gab keine Stelle, die unabhängig beraten konnte“, schildert Sahra Nell die Ausgangssituation. Zudem stehen seit mehreren Jahren Teilhabe an Bildung und Chancengleichheit im Fokus der gesellschaftlichen Diskussion. Für das Konzept der Schulbildungsberatung holte die Koordinatorin vom Bildungsbüro verschiedene Partner an einen Tisch: die Schulen, die Landesschulbehörde, die Technische Universität, den Fachbereich Jugend, das Büro für Migrationsfragen und die Volkshochschule.

Masti ist gut vorbereitet und hat ihre letzten Zeugnisse mitgebracht. Der Dolmetscher erklärt, sie habe überwiegend gute Noten, besonders in den sprachlichen Fächern. Das bestätigt sie auch im Gespräch, sie würde gerne einmal studieren und dann Journalistin oder Moderatorin werden. „Dafür brauchst du das Abitur oder mindestens die Fachhochschulreife“, erklärt ihr Marina Hartwich. Sie werden jetzt gemeinsam überlegen, wie dies erreicht werden kann und welche Unterstützung Masti dabei benötigt.

Nachfrage auch von Deutschen

Christine Arbogast, Dezernentin für Soziales, Schule, Gesundheit und Jugend, kann das aus eigener Erfahrung bestätigen. Solch‘ eine Beratung hätte sie sich auch gewünscht, als sie letztes Jahr von Baden-Württemberg nach Braunschweig zog und auf der Suche nach einer Schulform für ihre Tochter war. „Wir haben das Internet durchsucht und verschiedene Leute gefragt, bis wir die richtige Schule gefunden hatten.“ Nicht nur aus persönlichen Gründen unterstützt Christine Arbogast das Projekt, auch der Rat hat in seiner Sitzung im November 2018 grünes Licht für die Unterstützung bei der Finanzierung gegeben.

Das Bildungsbüro hat dabei nicht nur geflüchtete Familien oder andere Familien aus dem Ausland im Blick, auch bei Deutschen sei die Nachfrage groß. Braunschweig als Wirtschaftsstandort mit vielen international operierenden Firmen hätte einen hohen Bedarf an einem derartigen Beratungsangebot. Denn im föderalen Bildungssystem gibt es auch zwischen den einzelnen Bundesländern große Unterschiede im Schulsystem.

Stärken und Schwächen

Für Masti hat Marina Hartwich direkt ein Angebot, sie kann ab sofort eine dreimonatige Vorbereitungsklasse besuchen. Dort werden neben Deutschkenntnissen auch verschiedene Lernmethoden geübt und die Stärken und Schwächen der Schüler evaluiert, um dann besser die richtige Schule für sie zu finden. Der Kurs wird von der Volkshochschule im Auftrag der Stadt angeboten und ist kostenlos für die Teilnehmer. „Die Verbindung von der Beratung mit der Vorbereitungsklasse ist niedersachsenweit einmalig“, erklärt Sahra Nell – und sie wird gut angenommen, fast alle 16 Plätze sind zurzeit belegt, ein Einstieg ist jederzeit möglich.

Gegen Ende ihres Kurses wird Masti zu einem weiteren Gespräch zu Marina Hartwich kommen, um dann zu entscheiden, welche Schule sie besuchen wird. „Wir beraten jeden sehr individuell, können trotzdem aber nur Empfehlungen aussprechen. Die letzte Entscheidung über die Schule liegt bei den Eltern“, ergänzt diese.

Schulen werden entlastet

Die Beratung kann dabei auch die Schulen und andere soziale Träger entlasten. Beratungen über einen möglichen Schulwechsel entfallen, wenn im Vorfeld gut informiert wurde. Ganz abgesehen von dem psychischen Druck für das Kind, wenn es Probleme im Unterricht hat, weil die neue Schule doch nicht die richtige war. Die Schulbildungsberatung richtet sich dabei an Schüler und Schülerinnen weiterführender Schulen, von der 5. Klasse bis zum Ende der Schulpflicht.
Mit Unterstützung der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz und der Niedersächsischen Lotto-Sport-Stiftung konnte die Finanzierung der Schulbildungsberatung für ein Jahr gesichert werden.

Um Masti und ihre Familie weiter zu unterstützen, bietet Marina Hartwich die Teilnahme an einer Bildungseinstiegsbegleitung des Büros für Integrationsfragen an. Dort bekommen sie einen speziell geschulten Mentor, der möglichst auch die Muttersprache der Familie spricht und sie bei allen Terminen und Fragen zum Thema Bildung begleitet wie Schulanmeldung und Elternabende, aber auch bei Problemen hilft oder vermittelt.

Weitere Informationen

Informationen, Adressen und Kontaktdaten unter http://www.braunschweig.de/leben/schule_bildung/bildungsbuero/schubs.html.

Parallel zur Schulbildungsberatung hat das Bildungsbüro eine Schulbroschüre erstellt, in der sich alle weiterführenden Schulen mit ihren Angeboten vorstellen. Sie gibt es hier zum Download:

http://www.braunschweig.de/leben/schule_bildung/bildungsbuero/schulbroschuere.html.

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