Moderne Technik erklärt alte Meister
Herzog Anton Ulrich-Museum testet Touch-Screen im Tischformat.
Um auch die Generation Smart-Phone und Tablet zu erreichen, geht das Herzog Anton Ulrich-Museum (HAU) neue Wege bei der Vermittlung von Kunst. Gemeinsam mit dem Leibniz-Institut für Wissenschaften an der Universität Tübingen entwickelte das Museum einen Multi-Touch-Screen-Tisch, der bei der Neueröffnung des Museums dem Besucher als interaktives Instrument Werke aus der Ausstellung näher bringen, bevor er ihnen in Natura gegenübertritt.
Derzeit kann der „Kunst-Tisch“ noch bis März kommenden Jahres im Foyer der Burg Dankwarderode getestet werden. Dabei werden auch die Präferenzen der Nutzer ermittelt, um das System diesen anpassen zu können. Derzeit sind 30 Kunstwerke mit weiterführenden Informationen erfasst worden, bis zur Eröffnung des sanierten Haupthauses wird die Zahl auf etwa 100 Objekte aller Epochen und Gattungen anwachsen.
Mehrere Jahre Forschung stünden hinter dem Projekt, zwei Jahre habe die Entwicklung des „Kunst-Tisches“ gedauert, sagt Peter Gertjes, Projektbetreuer der Universität Tübingen. Ziel sei es dabei gewesen, eine Informationsstruktur zu entwickeln, die „anregt, tiefer in das Kunstwerk“ einzusteigen.
Und HAU-Museumspädagoge Dr. Sven Mommsen sieht das multimediale Angebot als Ergänzung zu den herkömmlichen Führungsmethoden wie z.B. durch Museumsführer oder Audio-Guides. Im deutschsprachigen Raum gebe es derzeit nichts Vergleichbares, versichert Mommsen. Es sei ein System entwickelt worden, das sich unmittelbar an den Interessen und Gewohnheiten der Besucher und Nutzer anlehne, so Mommsen weiter.
Auf dem Tisch können die Kunstwerke, die sich ungeordnet auf dem Touch-Screen befinden, aufgerufen, verschoben, verkleinert oder vergrößert werden, um Details betrachten zu können. Mit einer weiteren Berührung lassen sich die Karten auf die Rückseite drehen, und zeigen dort verschieden „Karteikarten“ mit tiefergehenden Informationen.
Ergänzend zum stationären Multi-Media-Touch-Tisch ist eine App für das I-Pad entwickelt worden. Besucher können sich im Museum ein Tablet ausleihen und sich ihren Rundgang durch das Museum selber zusammenstellen. Die Kunstwerke können aus einer Übersicht oder einer Zeitschiene ausgewählt werden. Ein Lageplan zeigt den Ort, an dem die Objekte zu finden sind. Dabei lassen sich einzelne Skulpturen um ihre Achse drehen, damit sie von allen Seiten betrachtet werden können. Auf der Rückseite des Bildes ist der Katalogtext zu finden. Es gibt aber auch die Möglichkeit, sich die Werke per Audio-Info erläutern zu lassen.
Die App kann kostenlos im iTunes Store heruntergeladen werden, um sich auf einen Museumsbesuch schon zu Hause vorbereiten zu können. Die App ist allerdings nicht leicht zu finden, denn Suchworte wie Herzog Anton Ulrich Museum oder HAU führen nicht zum Erfolg. Die App ist nämlich unter „Epochal“ zu finden.