Motto beim Verein Hospizarbeit Braunschweig: Leben bis zuletzt
Petra Scholz-Marxen (links), Geschäftsführerin und Koordinatorin des Vereins Hospizarbeit Braunschweig, unterhält sich am Infostand auf dem Kohlmarkt mit ihrem Gast Katrin Sopper, im Hintergrund ist die ehrenamtliche Mitarbeiterin Ann-Kathrin Lumpe ebenfalls in Gesprächen. Foto: Bernward Comes
Am Welthospiztag auf dem Kohlmarkt in Braunschweig gab es viel Lob für die Ehrenamtlichen. Wir sprachen mit Geschäftsführerin Petra Scholz-Marxen.
Angelika Haake (64), die wir am Samstagnachmittag Anfang Oktober auf dem Kohlmarkt treffen, arbeitet ehrenamtlich im Verein Hospizarbeit Braunschweig. Am Welthospiztag, wenn auf die Anliegen der Hospizbewegung aufmerksam gemacht werden soll, ist sie natürlich im Einsatz – so wie viele andere ehrenamtliche Helferinnen und Helfer und Vorstandsmitglieder, ebenfalls ehrenamtlich.
Dieser Artikel ist zuerst erschienen am 09.10.2021 (Bezahl-Artikel)
„Für mich ist seit 20 Jahren in der Hospizarbeit das Wichtigste, dass ich so ein gutes Leben führen durfte und darf – und dass ich dem Leben etwas zurückgeben möchte“, sagt Angelika Haake jetzt – und das ist ein Gefühl und eine Motivation, die hier Viele umtreibt.
Der Verein hat mehr als 400 Mitglieder, rund 100 Ehrenamtliche sind im Einsatz
Rund 100 Ehrenamtliche sind beim Verein Hospizarbeit Braunschweig im Einsatz. Ein Verein mit mehr als 400 Mitgliedern, der im ambulanten Hospizdienst und als Mitgesellschafter im Hospiz „Am Hohen Tore“ unter anderem in der Begleitung schwer kranker und sterbender Menschen tätig ist. Hauptamtliche Koordinatorin und Geschäftsführerin ist Petra Scholz-Marxen, die im September 2020 Ulrich Kreutzberg nachfolgte. Wir sprachen am Samstag mit ihr.
Was ist Ihr wichtigsten Anliegen am Welthospiztag?
Die Menschen mit dem Thema in Kontakt zu bringen. Dass sie sich damit auseinandersetzen. Ich habe heute 18-Jährige angesprochen – und sie blieben stehen und waren offen dafür. Und ich habe über 80-Jährige angesprochen, da war es ebenso. Die Themen reichten von der Unterstützung für Zuhause über die Patientenverfügung bis hin zum stationären Hospiz, also ganz vielfältig. Wahrnehmbar war oft erst eine kleine Scheu, dann jedoch oft die Bereitschaft und Dankbarkeit, sich auf ein Gespräch einzulassen.
Sind die Menschen klamm bei diesem Thema oder eher aufgeschlossen?
Sowohl als auch. Wenn man Paare anspricht, dann ist es meistens so, dass die Frau offen fürs Gespräch ist – und der Mann sich eher abwendet. Es scheint nach unserer Erfahrung ein Thema zu sein, das Männern schwerer fällt. Manchmal gibt es auch Tränen, etwa, als bei einer Dame noch einmal die Erinnerung hochkam, wie vor fünf Jahren ihre Mutter verstarb. Aber vor allem spüren wir: große Dankbarkeit, dass es den Verein Hospizarbeit gibt und dass Menschen bereit sind, sich dafür ehrenamtlich zu engagieren.
Was ist in der Hospizbewegung aus Ihrer Sicht im Moment das größte Problem?
Das ist die Corona-Zeit. Denn Begleitung heißt immer auch Nähe. Und das war in der Corona-Zeit nicht oder nur sehr schwierig möglich. Und: Die Hospizarbeit wird nur zu kleinen Teilen durch Krankenkassen mitfinanziert, der Großteil besteht aus Spenden. Doch die Spendenbereitschaft geht zurück.
Warum ist das so?
Es konnten zum Beispiel weniger Aktionen stattfinden, etwa ein Benefizkonzert. Da wird normalerweise viel unterstützt und gespendet. Auch Beerdigungen, Kranzspenden – normalerweise haben wir aus diesen Quellen ein höheres Spendenaufkommen.
Was ist an einem Tag wie heute Ihr wichtigstes Anliegen?
Tatsächlich ist es Werbung und die Unterstützung für die ambulante Arbeit – Sterbebegleitung zu Hause, in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern. Viele haben den Wunsch, zuhause durch Ehrenamtliche im Sterben begleitet zu werden. Wir möchten, dass das in Braunschweig wieder etwas stärker ins Bewusstsein kommt. Dem dient auch heute unser Stand. Und, ganz klar: Trotz Corona besteht auch weiterhin eine Scheu, sich mit dem Thema der eigenen Endlichkeit zu beschäftigen. Leben bis zuletzt, das ist das Motto unseres Vereins.
Was ist Ihnen persönlich besonders wichtig?
Es ist die Würdigung der Ehrenamtlichen. Alles ist entstanden aus einer Bürgerschaftsbewegung. Ohne die Ehrenamtlichen, die zu den Menschen nachhause gehen, wäre unsere Arbeit nicht möglich. Und das darf und muss auch immer wieder gewürdigt werden.
Werden noch ehrenamtliche Helferinnen und Helfer benötigt?
Ja, sie sind immer willkommen! Und, nicht zu vergessen: Ihre Hilfe wird benötigt, aber sie bekommen auch so viel zurück. Wir hören so viel von Dankbarkeit und Zufriedenheit, eine solche wichtige Aufgabe zu übernehmen.
Hospizarbeit Braunschweig:
Telefon: (05 31) 1 64 77
E-Mail: Info@hospizarbeit-braunschweig.de
Internet: www.hospizarbeit-braunschweig.de
Dieser Artikel ist zuerst erschienen am 09.10.2021 und erreichbar unter: https://www.braunschweiger-zeitung.de/braunschweig/article233537911/Motto-beim-Verein-Hospizarbeit-Braunschweig-Leben-bis-zuletzt.html (Bezahl-Artikel)