„Musicke“ aus den Zwanzigern am Ilseder Kugelwasserturm
Staatsorchester Braunschweig spielt beim 5. Picknickkonzert der Braunschweigischen Landschaft am 28. August Melodien aus Berliner Operetten.
Beschwingte Stimmung ist vorprogrammiert, wenn das Braunschweiger Staatsorchester im Rahmen des 5. Picknickkonzerts der Braunschweigischen Landschaft am 28. August am Ilseder Kugelwasserturm de Melodien aus der Blütezeit der Berliner Operette und der „goldenen Zwanzigern“ zum Besten gibt. Geprägt wird der typische Berliner Stil von schneidigen Marschrhythmen. Das berühmteste Beispiel dafür ist Paul Linckes „Das ist die Berliner Luft, Luft, Luft“ aus der Operette „Frau Luna“, bei dem sicher ganz viele Besucherinnen und Besucher mitsingen werden. Mit der nun schon traditionellen Konzertreihe wird auf kulturgeschichtliche Besonderheiten im Braunschweigischen aufmerksam gemacht und gleichzeitig ein Beitrag zum kulturellen Angebot im ländlichen Raum geleistet.
Regionale Kultur fördern
Das Konzert in Ilsede beginnt um 16 Uhr. Von 13 Uhr an laden aber bereits verschiedene Vereine zu Mitmachaktionen und Gesprächen ein. Der Eintritt ist frei. Nils Neuhauser genannt Holtbrügge, Ilsedes Bürgermeister, freut sich auf die exponierte Veranstaltung in seiner Gemeinde. „Dieses besondere Ereignis ist eine hervorragende Möglichkeit der Zusammenkunft für Besucherinnen und Besucher von nah und fern“, sagt er. Schirmherr ist Peines Landrat Henning Heiß. „Ich freue mich, dass die Braunschweigische Landschaft, deren Gründungsmitglied der Landkreis Peine ist, mit diesem Projekt ein Format nach llsede bringt, das sowohl die regionale Kultur fördert als auch dem regionalen Ehrenamt eine Plattform bietet“, erklärt er.
Paul Lincke (1866-1946) gilt als der große stilbildend Komponist für die Ära der Berliner Operetten. Zu den bekanntesten dieser Werke zählen unter anderem „Der Vetter aus Dingsda“ (Eduard Künnecke, 1920), „Im weißen Rössl“ (Ralph Benatzky, 1930), Viktoria und ihr Husar (1930) und „Ball im Savoy“ (beide Paul Abraham, 1932). Die Blume von Hawaii (Paul Abraham, 1931) avancierte zum erfolgreichsten Bühnenstück der Weimarer Republik. Die Musik aus diesen Operetten macht einfach gute Laune, selbst dann, wenn das Wetter nicht optimal sein sollte.
Ehrenpreis „Paul-Lincke-Ring“
Weil Lincke in der Gemeinde Hahnenklee-Bockswiese starb, verleiht die Stadt Goslar alle zwei Jahre den Paul-Lincke-Ring für besondere Verdienste um die deutschsprachige Unterhaltungsmusik. Zu den Ausgezeichneten zählen unter anderem Udo Jürgens, Udo Lindenberg, Die Fantastischen Vier, Peter Maffay oder Clueso.
„Für die Picknickkonzerte suchen wir stets nach geeignetem Orten im Braunschweiger Land, die identifikationsstiftend wirken und eine historische Bedeutung haben, aber im Dornröschenschlaf liegen und nicht stark bespielt werden. Wir bringen ungewöhnliche Orte und Kultur zusammen. Wir sehen uns nicht nur bei diesem Projekt als Anstifter von Kooperationen. Die Picknickkonzerte sind aber ein sehr gutes Beispiel dafür, wie das funktioniert“, sagt Anna Lamprecht, Geschäftsstellenleiterin der Braunschweigischen Landschaft.
Die bisherigen Picknickkonzerte fanden am Paläon in Schöningen (2017), am Seilbahnberg in Lengede (2018), im Greifpark Salzgitter (2019) und am Großen Schloss Blankenburg (2020) statt. Auch sie lagen in der Verantwortung der AG Musik der Braunschweigischen Landschaft. Deren Sprecherin Juliane Gaube verspricht erneut eine entspannte Veranstaltung, die der ganzen Familie von Jung bis Alt Freude machen wird.
Örtliche Vereine eingebunden
Staatsorchester und Braunschweigische Landschafft kommen auf Einladung des jungen Ilseder Vereins WOW-Club zum Kugelwasserturm. Eine Besonderheit der Picknickkonzerte ist die Unterstützung der jeweiligen Landkreise, Gemeinden und lokalen Vereine. Weiterer wesentlicher Eckpfeiler des Konzepts ist das großartige Engagement regionaler Stiftungen und Förderer, ohne dass eine Open-Air-Veranstaltung dieser Art unmöglich wäre. Dazu zählen die Stiftung der Niedersächsischen Volksbanken und Raiffeisenbanken, die Volksbank BraWo, der Rotary Club Peine, die Bürgerstiftung Peine, das Unternehmen Hoffmann Maschinen- und Apparatebau Lengede, die Richard Bernhard und Elisabeth Augustin-Stiftung sowie die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz.
Klassische Musik unter freiem Himmel und Picknickstimmung im Ambiente traditionsreicher Orte der Region – das ist das Erfolgskonzept der Picknickkonzerte der Braunschweigischen Landschaft. Diese Form von Konzerten hat ihren Ursprung in Großbritannien. Dort ist Picknick unverändert sehr beliebt und hat den Rang eines gesellschaftlichen Ereignisses, wenn dazu auch noch klassische Musik gespielt wird. Ähnliches gilt auch für die Adaption im Braunschweigischen.
Martin Weller, Orchesterdirektor des Braunschweiger Staatsorchesters und Künstlerischer Leiter der AG Musik der Braunschweigischen Landschaft, wird mit Erläuterungen zu den jeweiligen Musikstücken durch das attraktive Programm führen. „Wir verwandeln den Ort auf dem ehemaligen Hüttengelände, der immer noch von industrieller Architektur geprägt ist, in einen sommerlichen Ausflugsort und Erlebnisort mit ‚Musicke‘“, verspricht er dem Publikum beste Unterhaltung.