Natürlicher Honig mitten aus der Stadt
Schauschleudern und Verkostung bei der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz – lecker und informativ.
Etwa sechs Kilogramm Honig erntete Imker Hans-Georg Picker beim Schauschleudern am 14. Juni im Garten des Hauses der Braunschweiger Stiftungen. Er erklärte und demonstrierte die Honigernte einem interessierten Publikum, darunter viele Eltern mit ihren Kindern. Launig und spannend ging es zu – der Regenguss, der die eigentlich im Freien geplante Veranstaltung ins Zelt zwang, tat dem keinen Abbruch.
Geschleudert wurden Waben des im Garten der Gerloffschen Villa angesiedelten Bienenvolks. Die Zentrifugalkraft drückte den Honig an den Rand der Edelstahltrommel der Honigschleuder. Von da lief das klebrige Gut noch durch ein Sieb, das Verunreinigungen abhielt. Am Ablaufhahn kam reinster, klarer Honig zum Vorschein. Dem Schleudern voraus ging allerdings das Öffnen der geschlossenen Waben. Dafür benutzte der Imker eine Spezialgabel. Alles wurde sehr anschaulich vorgeführt.
Zum Abschluss der Honigernte wird das Bienenvolk der Stiftungen rund 24 Kilogramm geliefert haben. „30 Kilogramm pro Jahr wären möglich, aber das hängt von der Witterung ab“, weiß Hans-Georg Picker und hofft auf größeren Ertrag im nächsten Jahr. Die Bienen haben ihren Nektar im Umkreis von etwa einem Kilometer gesogen. Also mitten in der Stadt. Der Honig besitzt deswegen eine Spitzenqualität, weil er fast nicht schadstoffbelastet und frei von Pestiziden ist.
Von diesem besonders aromatischen Honig überzeugten sich die Besucher direkt nach dem Schauschleudern auf Einladung der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz. Die Verkostung des frischen Honigs mit Kaffee, Tee und Weißbrot geriet erneut zum Höhepunkt. Selten schmeckte Honig besser und intensiver, lautete das einhellige Urteil. Das Schauschleudern fand zum dritten Mal statt. Zu kaufen gibt es den Honig allerdings nicht. Er wird lediglich als „Stiftungsgold“ dann und wann verschenkt.
„Wir wollen das Schauschleudern als Veranstaltung weiter etablieren. Unser Ziel ist es, die spannende Arbeit eines Imkers zu zeigen und Verständnis für die nützlichen Tiere zu schaffen“, sagte Simone Teschner von der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz während der Begrüßung. In diesem Jahr wurde damit begonnen, Schritt für Schritt Einblicke in die städtische Bienenhaltung zu gewähren. In den folgenden Jahren werden Aspekte wie Völkerführung, Schwärme, Vermehrung und Bienengesundheit im Rahmen des Schauschleuderns behandelt. Es lohnt sich also Jahr für Jahr wiederzukommen.
Simone Teschner stellte auch die Beziehung zwischen der Stiftung, des Hauses der Stiftungen und der Honigernte her. Sie verwies auf die landwirtschaftlichen Flächen, die die Stiftung verwalte, und darauf, dass Louis Gerloff, der Erbauer des Hauses der Braunschweigischen Stiftungen, ein Zuckerhändler war und sein Glück mit Süßem gemacht habe.
„Das Bienenhaus der Stiftungen“ übrigens wurde vom Braunschweiger Künstler Stefan Mauck geschaffenen, der ebenfalls Gast beim Schauschleudern war. Mauck nahm bei der Gestaltung die Bienenzucht als ländliches Motiv einer Jahrtausende alten Tradition auf und stellt den Bezug zur Architektur der Gerloffschen Villa her. Das Bienenhaus steht als Kunstobjekt im öffentlichen Raum vor dem Haus der Stiftungen und kann besucht werden.
Das Bienenvolk im Garten des Hauses der Stiftungen hat also fraglos ein ganz exklusives Quartier. Im Sommer wird es von etwa 60.000 Tieren bevölkert, berichtete Imker Hans-Georg Picker, der den Stock gemeinsam mit Matthias Dittrich betreut. Picker vermittelte den gespannten Zuhörern Wissenswertes aus der Welt der nützlichen Insekten. Etwa dieses: Eine Biene lebt etwa 6 Wochen, sie benötigt vom Ei bis zum Schlüpfen rund 21 Tage, eine Königin legt pro Tag bis zu 2000 Eier. Und im Winter überleben nur etwa 10.000 besonders robuste Bienen, die sich dann um die nächste Generation der Arbeiterinnen kümmern, damit das 4. Schauschleudern wieder ein voller Erfolg wird.