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Österreichische Spuren der Welfen

Dr. Ulrike Sbresny, Leiterin des Schlossmuseums Braunschweig, während der Buchpräsentation mit Heinrich Prinz von Hannover. Foto: Schlossmuseum
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Historiker Heinz Schiesser zeichnet für den MatrixMedia Verlag von Heinrich Prinz von Hannover die Familiengeschichte im Gmundener Schloss Cumberland nach.

Im österreichischen Gmunden am Traunsee erlebte die letzte Braunschweigische Herzogin Victoria Luise „die schönste Zeit ihres Lebens“. Wie die Ausstellung „Victoria Luise – ein Leben, zwei Welten“ im Schlossmuseum zeigt, verbrachte sie im Schloss Cumberland eine unbeschwerte Zeit nach dem Ende der Monarchie bis 1933. Der Gmundner Historiker Heinz Schießer verfasste eine erste Gesamtdarstellung zur Geschichte der Welfen am Traunsee und zum Schloss Cumberland. Das Buch wurde jetzt im Schlossmuseum Braunschweig von Heinrich Prinz von Hannover vorgestellt.

Der Urenkel des Erbauers von Schloss Cumberland  hatte sich während des Symposiums „130 Jahre Schloss Cumberland“ 2016 in Gmunden dazu entschlossen, die Geschichte der Welfen in und um Gmunden aufzuarbeiten und zu dokumentieren. „Die Welfen am Traunsee – 130 Jahre Schloss Cumberland“ heißt das nun in seinem Matrix-Verlag erschienene Werk. Für das Projekt gewann er den Gmundner Historiker Heinz Schießer als Autoren. „Es war eine außerordentlich fruchtbare Kooperation“, ist Heinrich Prinz von Hannover überaus zufrieden mit dem Ergebnis.

In mühevoller Arbeit trug Schießer zahlreiche Dokumente und Fotografien, darunter eine Menge bislang unveröffentlichtes Material, zu einer erstmaligen Gesamtdarstellung der österreichischen Geschichte des Welfenhauses und des Schlosses Cumberland  zusammen. Die historischen Fotografien im Buch stammen vielfach aus dem „Fotografischem Atelier“ des Gmundner Fotografen Karl Jagerspacher. „Mit dem Buch ist ein herausragendes Zusammenspiel zwischen Bildern und Texten gelungen“, sagt Dr. Ulrike Sbresny, Leiterin des Schlossmuseums Braunschweig, begeistert.

Im Konflikt zwischen Österreich-Ungarn und Preußen im Jahr 1866 hatte das  Königreich Hannover an der Seite Österreichs gekämpft. Deshalb musste König Georg V. nach der Kapitulation seine Heimat verlassen und ins Exil nach Österreich gehen. Kronprinz Ernst August veranlasste 1882 den Bau der neuen Exil-Residenz, des neugotischen Schlosses Cumberland. Es diente dem Oberhaupt des Welfenhauses und damit der Familie des Mannes von Victoria Luise, dem letzten regierenden Herzog von Braunschweig Ernst August,  zum Repräsentieren und zum Empfang ausländischer Staatsgäste.

Das Gebäude gilt als bedeutendster Schlossbau des Historismus in Oberösterreich. Das Schloss besitzt drei Stockwerke und ist mit vielen Türmchen, Erkern und Balkonen verziert. In der Panzerkammer von Schloss Cumberland wurde damals auch der weltberühmte Welfenschatz aufbewahrt. Unterhalb des Schlosses liegt idyllisch der Krottensee, in dem Victoria Luise als begeisterte Sportlerin immer gerne geschwommen hatte.

Die Welfen waren durch dir Jahrzehnte ein bedeutender wirtschaftlicher Faktor für Gmunden. Der Hofstaat, der im Schloss Cumberland untergebracht war, hatte zeitweise mehr als 200 Angestellte. Noch heute sind die „Spuren“ der Welfen in Gmunden zu sehen. 1933 zog der Hofstaat aus Gmunden wieder ab, weil die Hannoveraner einen Prozess gegen den deutschen Staat zur Teilrückgabe ihrer Besitzungen gewannen.

1938 errichteten die Nationalsozialisten im Schloss eine „Gauschulungsburg“ und von 1940 bis 1945 diente es als Kriegslazarett. Das Schloss ging nach dem 2. Weltkrieg in den Besitz der einzigen Tochter des letzten Herzogspaares Herzog Ernst August und Herzogin Victoria Luise, der Königin Friederike von Griechenland, über. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente das Schloss als TBC-Station. 1972 wurde es in eine Landes-Pflegeanstalt umgewandelt, die auch heute noch besteht. 1979 verkaufte die herzogliche Cumberland-Stiftung das Schloss an das Land Oberösterreich. Die wertvolle Inneneinrichtung ist in der Zwischenzeit verschwunden, nur noch die alten Kachelöfen, Wandverkleidungen, Verglasungen, Fenster und Türen sind geblieben.

Information

Das Buch „Die Welfen am Traunsee“ ist im MatrixMedia Verlag erschienen und ist im Museumsshop des Schlossmuseums Braunschweig für 24,90 Euro zu erwerben.

Fotos

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