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„Open-in“-Kino im Schloss

Die Beatles in einer Szene aus dem Film „A Hard Days Night“. Foto: Filmfest
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Besondere Filme an einem besonderen Ort: Das 30. Braunschweiger Filmfest lässt an vier Abenden ein mobiles Kino ins Kaufhaus bauen.

Das Braunschweiger Filmfest feiert seinen 30. Geburtstag und lädt als besonderes Dankeschön für die lange Treue der Festivalfreunde zum „Open-In“-Kino in die Schloss-Arkaden ein. Erstmals werden im überdachten Innenhof vom 8. bis zum 12. November (Beginn jeweils 21 Uhr) besondere cineastische Produktionen gezeigt. Der Eintritt in den Abend für Abend extra aufgebauten Kinosaal ist für drei der vier Vorstellungen frei. Die Veranstaltungsreihe unter dem Titel „Festival in der Region und im Schloss“ wird von Sponsoren und Förderern, darunter die Richard Borek Stiftung, getragen. Die Stiftung zählt zu den Filmfest-Unterstützern der ersten Stunde.

Den Auftakt der neuen Reihe bildet am Mittwoch ,,Der ganz große Traum”. Der Film aus dem Jahr 2011 zeigt, wie der Fußball nach Braunschweig und damit nach Deutschland kam. Er spielt am Gymnasium Martino-Katharineum im Jahr 1874. Als Vorfilm wird erstmals das Imagevideo „Heimatliebe“ von meine-region.de gezeigt.

Am Freitag wird der Beatles-Klassiker „A Hard Day`s Night“ von Richard Lester aus dem Jahr 1964 gezeigt. Am Sonnabend läuft „Raving Iran“, eine Produktion aus der Schweiz von Regisseurin Susanne Regina Meures. Der Film aus 2014 zeichnet ein Porträt von zwei jungen Männern, die sich in dem islamischen Regime der Techno-Musik verschrieben haben.

Das Stummfilmkonzert ,,lt – Das Gewisse Etwas“ am Donnerstag ist eine deutsche Premiere mit Musik von Patrick Doyle. Es spielt in Anwesenheit des Ehrengastes und Komponisten das Staatsorchester Braunschweig. Es ist der einzige Beitrag in den Schloss-Arkaden, der Eintritt kostet. Patrick Doyle, auch Komponist von „Thor“, „Cinderella“ oder „Bridget Jones“, wird im Rahmen des Filmfests als erster Preisträger den „Weißen Löwen“ für sein Lebenswerk erhalten. Der Film entstand 1927.

„Wir haben vier Filme ausgesucht, die ein sehr unterschiedliches Publikum ansprechen, aber auch Verbindungen zur Stadt, unseren Partnern und unserem Schwerpunkt haben“, sagt Frank Terhorst, Sprecher des Filmfests. Koch und Braunschweig – das funktioniert sowieso, Beatles und die Ausstellung Pop Art in Great Britain beim Kooperationspartner Kunstmuseum Wolfsburg auch. „It – Das Gewisse Etwas“ spielt in einem New Yorker Kaufhaus und passt deswegen perfekt in die Schloss-Arkaden. Und „Raving Iran“ unterstreicht die enge Verknüpfung von Film und Musik.

Mit dem mobilen Kinosaal in den Schloss-Arkaden haben die Festivalmacher aus der Not eine Tugend gemacht. „Für ein Festival ist es ein Problem, wenn es zu wenige Leinwände in der Stadt gibt, die bespielt werden könnten. Deswegen suchen wir immer nach zusätzlichen Räumen, die kein Kino sind, sich aber eigenen, um dort Filme zu zeigen“, erklärt Terhorst den ungewöhnlichen Ansatz, der zuerst im LOT-Theater umgesetzt wurde. Die Vorstellungen in den Schloss-Arkaden stehen jeweils 200 Sitzplätze zur Verfügung.

Das Programm

Mittwoch, 9.11., 21 Uhr: ,,Der ganz große Traum”. Regie: Sebastian Grobler. Musik: lngo Ludwig Frenzel. Darsteller: Daniel Bruhl, Burghart Klausner, Justus von Dohnanyi. Deutschland ohne Fußball ist unvorstellbar. Und doch brauchte es die Fantasie und die Entschlossenheit des Lehrers Konrad Koch, um hierzulande Begeisterung für das Spiel zu wecken. Koch (Daniel Brühl) soll am Martino Katharineum in Braunschweig Englisch unterrichten. Um die Schüller für die fremde Sprache zu begeistern, greift er zu ungewöhnlichen Mitteln und bringt ihnen einen seltsamen Sport nahe, den er aus England kennt: Fußball. Doch mit seiner unkonventionellen Art macht sich Koch bald Feinde: seine Kollegen, die nur auf preußischen Drill und Gehorsam setzen, genauso wie einflussreiche Eltern und Würdenträger der Stadt. Sie wollen Koch um jeden Preis loswerden.

Donnerstag, 10.11., 21 Uhr: Stummfilmkonzert ,,lt — Das Gewisse Etwas“. Regie: Clarence G. Badger, USA 1927, 72 Min., Musik: Patrick Doyle, Darsteller: Clara Bow, Antonio Moreno, William Austin. Ein Kaufhaus in New York City. Eine Verkäuferin mit viel ,,lt” angelt sich den charmanten Kaufhauserben. Das 40-köpfige Streichorchester mit Klavier, Celesta und Harfe verleiht dem dem ersten It-Girl aller Zeiten Sinn und Sinnlichkeit. James Shearman, langjähriger Orchestrator und Dirigent Doyles, leitet die Aufführung. „It“ verkörpert wie kein zweiter das gewisse Etwas der Roaring Twenties.

Freitag, 11.11., 21 Uhr: ,,A Hard Day’s Night“, Regie: Richard Lester, UK 1964, 87 Min., OmdU, Musik: The Beatles, George Martin, Darsteller: John Lennon, Paul McCarthy, George Harrison, Ringo Starr. Der Amerikaner Richard Lester galt als Wunderkind, das bereits mit 15 Jahren an die Uni ging und dabei seine Liebe zum britischen Kino entdeckte. Berühmt wurde er als filmischer Geburtshelfer der Beatle-Mania. Die als anspruchsloser Musikfilm geplante Billigproduktion „A Hard Day’s Night“ verwandelte er in eines der großen anarchischen Filmkunstwerke. Doch schon bevor er den Humor der Pilzkopfe in improvisiert wirkende Sequenzen goss, gelang ihm der wohl erste echte Pop-Art-Film.

Samstag, 12.11., 21 Uhr: „Raving Iran“, Regie: Susanne Regina Meures, CH 2014, 84 Min., OmdU, Musik: Blade & Beard, Ghazal Shakeri, Roland Widmer, Stefan Willenegger. Zwei DJs gegen das islamische Regime: Techno und Teheran, das verträgt sich im Iran so schlecht, dass Anoosh und Arash mit ihrer ,,Teufelsmusik” illegale Raves in der Wüste veranstalten müssen. Als sie versuchen, ihr illegales Musikalbum unter die Leute zu bringen, wird Anoosh verhaftet. Sie verlieren die Hoffnung und sind des ewigen Versteckspiels müde. Als Anoosh gerade aus dem Gefängnis frei kommt, Iockt mit der Streetparade in Zürich die Freiheit. Der Film ist ein packendes Porträt von Unterdrückung und Ausbruch. Der Abschlussfilm der Züricher Hochschule der Künste erhielt den First Steps Awards 2016 für den besten Dokumentarfilm und in Nyon den Suiss Image Jury Prize for most innovative film.

Mehr Informationen zum Filmfest unter: www.filmfest-braunschweig.de

Fotos

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