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„Runder Tisch“ zum Ackerhofportal

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SPD und Grüne im Rat wollen mit zivilgesellschaftlichen Akteuren den Wiederaufbau des historischen Bauwerks vorantreiben.

Nach der CDU-Ratsfraktion, die bereits angekündigt hat, zur Dezember-Ratssitzung eine Anfrage zum Thema „Wiederaufbau des Ackerhofportals“ an die Stadtverwaltung zu richten, schalten sich jetzt auch Sozialdemokraten und Grüne erneut in die Diskussion ein. Sie wollen einen „Runden Tisch“ mit zivilgesellschaftlichen Akteuren initiieren und neuen Schwung in das Vorhaben bringen. Damit gibt es eine breite politische Phalanx im Rat der Stadt, die für das Projekt einsteht. Das Ackerhofportal, erbaut zwischen 1773 und 1775, war vor 50 Jahren im Zuge des Horten-Neubaus mit der Zusage der Stadt abgebbaut worden, es innerhalb von 24 Monaten wieder neu zu errichten. Seither wird das Versprechen immer wieder gebrochen.

Das soll sich nun ändern. Gefragt sind für die Rückkehr des städtebaulichen und historischen Leuchtturms gleichwohl mehr als reine Absichtsbekundungen. Gefragt sind vor allem kreative Ideen, um die wirtschaftliche Machbarkeit darstellen zu können. Die Grünen hatten sich im Bezirksrat Innenstadt 2017 für den Wiederaufbau stark gemacht. Ein Jahr später hatte die SPD-Ratsfraktion nochmals eine entsprechende Anfrage an die Stadt gerichtet. Beide Initiativen liefen bei der Stadtverwaltung ins Leere. Unsere Serie „Verschwundene Kostbarkeiten“ hat das Ackerhofportal jetzt wieder in den Blickpunkt gerückt. Die Besonderheit: Es ist eine Kostbarkeit, die mit politischem Willen und Einsatzbereitschaft vieler zurückkehren kann!

„Besonderes Schmuckstück“

Christoph Bratmann, Fraktionsvorsitzender der SPD, und Helge Böttcher, Vorsitzender der Grünen, positionierten sich auf Anfrage neu in einer gestern übermittelten gemeinsamen Stellungnahme. „Wir sehen das Ackerhofportal als ein besonderes Schmuckstück, welches leider seit vielen Jahren auf dem städtischen Bauhof in Einzelteilen liegt. Zu gerne würden wir das wieder aufgebaute Ackerhofportal an einem geeigneten Standort in Schlossnähe sehen“, erklärten sie. Gleichwohl verhehlten sie nicht die finanziellen Schwierigkeiten dieses Unterfangens.

„Die insbesondere durch die Corona-Pandemie und energiepolitische Situation angespannte Haushaltslage machen es uns jedoch zurzeit sehr schwer, dieses Projekt finanziell aus eigener Kraft zu stemmen“, heißt es weiter. Sehr gerne seien sie aber bereit mit zivilgesellschaftlichen Akteuren wie beispielsweise der Bürgerschaft Magniviertel e.V. gemeinsam nach Möglichkeiten zu suchen, dieses Projekt endlich anzugehen. „Die Fraktionen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen werden dazu im neuen Jahr zu einem ersten Austausch einladen“, versprechen Bratmann und Böttcher. Sie werden damit offene Türen einlaufen.

Hohe Spendenbereitschaft

Dank Spenden wieder zu besteigen: Turm der St. Andreaskirche. Foto: Braunschweig Stadtmarketing GmbH/Bormann

In jedem Fall wäre die Richard Borek Stiftung bereit, sich wesentlich an den Kosten eines Wiederaufbaus zu beteiligen. Die Stiftung hatte ihre Bereitschaft bereits im Zuge der Schlossrekonstruktion signalisiert, 2018 mit den beauftragten Visualisierungen beim Architekturbüro Dr. Richi+Opfermann+Partner unterstrichen und hat sie aktuell nochmals bekräftigt. Die Richard Borek Stiftung macht sich seit Jahrzehnten um das Stadtbild verdient. Sie spendete unter anderem die Quadriga auf dem Dach des Residenzschlosses, unterstützt seit jeher viele Projekte gemeinsam mit der Stadt im Rahmen eines Denkmalvertrags und auch auf eigene Initiative hin wie aktuell bei den Stallscheunen im Quartier St. Leonhard und beim Hauptgebäude Ackerhof 2, das im Jahr 1432 als ältestes durch Inschrift datiertes Fachwerkhaus Deutschlands errichtet wurde.

Darüber hinaus hat sich Braunschweigs Bevölkerung bereits mehrfach durch enorme Spendenbereitschaft für herausragende Projekte in ihrer Stadt ausgezeichnet. Das frühklassizistische Portal, zunächst als Allee-Eingang zum Schlossgarten des 1830 abgebrannten Schlosses „Grauer Hof“ errichtet und zwischen 1791 und 1807 an den Ackerhof im Magniviertel versetzt, hat fraglos eine besonders motivierende Strahlkraft. Es hat das Zeug dazu, wieder ein städtebauliches Vorzeigeprojekt zu werden, das die Bedeutung Braunschweigs als einstige Residenzstadt unterstreicht und eine Wunde mehr heilt.

Namhafte Beispiele

Spenden und Drittmittel ermöglichten 1975 die Sanierung der Klosterkirche Riddagshausen. Foto: Der Löwe

Ein frühes Vorbild großer Spendenbereitschaft ist die Sanierung der Klosterkirche Riddagshausen, die 1975 zur 700-Jah-Feier wieder eröffnet werden konnte, und heute zu den beliebtesten Braunschweiger Kirchen zählt. Dank der Spenden aus der Bevölkerung ist es seit dem Jahr 2000 auch wieder möglich, die Turmstube der Andreaskirche in 72 Metern Höhe touristisch über 389 Stufen einer neuen Treppe zu erreichen. Zu den namhaften Beispielen, die über Spenden realisiert werden konnten, zählt auch die Versetzung der Reiterstandbilder von Karl Wilhelm Ferdinand (1735-1806) und Friedrich Wilhelm (1771-1815), dem „Schwarzen Herzog“. 2007 konnten sie ihr sprödes Exil an der Kurt-Schumacher-Straße verlassen und stehen seither wieder stolz an ihrem angestammten Platz vor dem Schloss.

Bürgerschaftliches Engagement holte den „Schwarzen Herzog“ zurück vor das Schloss. Foto: Der Löwe

Eine weitere Möglichkeit zur Finanzierung bedeutender Denkmalprojekte bietet das Einwerben von Drittmitteln. So hat sich die Deutsche Stiftung Denkmalschutz bei der Dachsanierung des Doms wesentlich eingebracht. Die Stiftung setzt sich nach eigenen Worten „kreativ, fachlich fundiert und unabhängig für den Erhalt bedrohter Baudenkmale ein“. Dieser Ansatz passt perfekt zum Ackerhofportal. Die Stiftung unterstützt jährlich etwa 600 Projekte bundesweit. Einen Versuch wäre das also allemal wert und auf jeden Fall weitaus besser als jahrzehntelang zu lamentieren, warum etwas nicht geht.

Mehr unter:

https://www.der-loewe.info/die-residenz-war-mehr-als-nur-das-schloss

https://www.der-loewe.info/es-ist-zeit-fuer-den-wiederaufbau-des-ackerhofportals

https://www.der-loewe.info/wiederaufbau-des-ackerhofportals-wird-zum-politikum

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