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Saft aus Früchten, die in Braunschweig jeder pflücken kann

Ute Koopmann von der Volkshochschule freut sich auf den Apfeltag am 12. Oktober, an dem die Teilnehmer sicher kiloweise Äpfel in den Stadtgarten Bebelhof bringen werden. Foto: Henning Thobaben
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Für ihren Apfeltag im Oktober ruft die Volkshochschule in Braunschweig Bürger zur Mithilfe auf. Apfelbäume sollen in einer Karte erfasst werden.

Seit gut zehn Jahren ist das Projekt „Essbare Stadt“ in Deutschland bekannt. Die Idee: Auf urbanem Raum werden Nutzpflanzen gesetzt, Bürger sollen Obst und Gemüse später frei ernten dürfen. Mit dem Stadtgarten Bebelhof hat die Volkshochschule im Jahr 2015 einen Ort geschaffen, an dem das möglich ist. Am 12. Oktober möchte der Bildungsträger nun einen stadtweiten Apfeltag veranstalten und damit auf andere, im öffentlichen Raum erntbare Früchte aufmerksam machen. Dafür ruft die Bildungseinrichtung die Bürger schon jetzt zur Mithilfe auf.

Logo Braunschweiger ZeitungDieser Artikel ist zuerst erschienen am 04.05.2020 (Bezahl-Artikel)

Die Corona-Auszeit dauert auch jetzt noch für viele Menschen an. Bewegung an der frischen Luft unter Wahrung der Abstandsregel ist daher wichtig für Körper und Geist. Eine Möglichkeit für Touren durch die Natur bietet der Kleine-Dörfer-Weg, der viele Stadtteile auf einer Länge von fast 110 Kilometern verbindet. Wer sich demnächst eine Etappe vorgenommen hat, kann den Organisatoren des Aktionstages helfen: Alle entlang des Weges wachsenden Apfelbäume auf städtischem Grund sollen auf einer Karte erfasst werden. Am 12. Oktober können die Bürger diese Bäume dann gezielt mit dem Fahrrad ansteuern und die Früchte ernten. Die Äpfel werden im Stadtgarten Bebelhof gesammelt und zu Saft verarbeitet.

Ute Koopmann leitet das Projekt für die Volkshochschule und hat schon eine ungefähre Vorstellung von dem Nahrungsangebot am Wegesrand. Im Baumkataster der Stadt sind in unmittelbarer Umgebung des Kleine-Dörfer-Weges so einige Apfelbäume verzeichnet. Aber: „Apfelbaum ist nicht Apfelbaum. Es gibt beispielsweise Zieräpfel, die für unsere Aktion keinen Nutzen haben“, erklärt die Koordinatorin. Deshalb wünscht sie sich, dass die Bürger mithelfen und all jene Bäume melden, die im Herbst verwertbare Früchte liefern dürften.

Bei der Planung des Sammeltages hatten sich die Verantwortlichen zunächst das Ringgleis ausgeguckt. „Aber da gibt es zu wenige Apfelbäume, die infrage kommen“, berichtet Ute Koopmann. An das Ringgleis grenzten zu viele private Grundstücke an. Für das Ernten auf städtischem Grund hat die Verwaltung bereits grünes Licht gegeben. Um die Natur zu schonen, will die Volkshochschule noch einmal explizit auf einen rücksichtsvollen Umgang mit den Bäumen aufrufen. Nur so entstünde ein positiver Effekt: Sonst nicht abgeerntete und später vor sich hin faulende Früchte würden sinnvoll verwertet. Als kleine Belohnung für die Arbeit bekommt jeder Teilnehmer im Stadtgarten Bebelhof eine Halbliterflasche Apfelsaft aus seiner Ernte mit Logo vom Tag als Andenken geschenkt. Wer mehr Äpfel sammelt und diese mosten lassen möchte, kann dies gegen Bezahlung tun.

Im Stadtgarten wird Sascha Beil mit seiner mobilen Presse stehen. Der Familienvater hatte sich vor wenigen Jahren mit „Most wanted“ ein kleines Unternehmen aufgebaut und hat mit seiner Saftpresse schon zahlreiche Veranstaltungen begleitet. Aus zehn Kilo Äpfel entstünden rund fünf bis sieben Liter Saft, sagt Beil. Die Sorte spiele dabei keine Rolle. „Die Äpfel dürfen auch kleine Druckstellen haben, solange sie noch fest und nicht zermatscht sind“, erklärt er. Unter idealen Bedingungen könne er mit seiner Presse in einer Stunde bis zu 400 Liter Saft produzieren.

Die Volkshochschule möchte mit der Aktion auf das Thema „Essbare Stadt“ aufmerksam machen, auf die vielen Naschmöglichkeiten in der Natur. Denn die bleiben zu oft unbeachtet – selbst in Andernach am Rhein, einem Vorreiter für das Konzept. Die Stadt bepflanzt seit 2010 ihren Schlossgraben mit Nutzpflanzen. Wie eine Umfrage ergeben hat, haben 70 Prozent der Bürger das für sie angebaute Obst und Gemüse noch nie geerntet.

„Ich denke, dass es wichtig ist, den Unterschied zwischen einem billigem Saftkonzentrat aus dem Discounter und frisch gepresstem Saft zu kennen“, meint Ute Koopmann. Sie freut sich, dass bis dato eine Stiftung ihre Unterstützung zugesagt hat, ebenso weitere Kooperationspartner wie die Initiative „Essbare Stadt“, die „Mundraub“-Ortsgruppe Braunschweig, die Initiative „Critical Mass“ sowie „Heinrich der Lastenlöwe“, das Lastenradprojekt von ADFC und Stadt.

Hinweise zu Apfelbäumen am Kleine-Dörfer Weg an Ute Koopmann: ute.koopmann@vhs-braunschweig.de

Logo Braunschweiger ZeitungDieser Artikel ist zuerst erschienen am 04.05.2020 und erreichbar unter: https://www.braunschweiger-zeitung.de/braunschweig/article229036947/Saft-aus-Fruechten-die-in-Braunschweig-jeder-pfluecken-kann.html (Bezahl-Artikel)

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