Schlossmuseum besteht seit zehn Jahren
Ein Jubiläums-Rundgang durch die eindrucksvoll hergerichtete Raumflucht mit Spiel- und Musikzimmer, Arbeitszimmer, Audienzzimmer und Thronsaal.
Das Schlossmuseum verleiht dem wieder aufgebauten Residenzschloss mit seiner eindrucksvollen und historisch hergerichteten Raumflucht seit nunmehr zehn Jahren Authentizität. In der Dauerausstellung entführen idealtypisch gestaltete Arbeits- und Wohnräume in die Zeit der Regentschaft von Herzog Wilhelm (1831–1884). Die Enfilade im Nordflügel besteht aus Spiel- und Musikzimmer, Arbeitszimmer, Audienzzimmer und Thronsaal. Die Räume sind nach dem Konzept eines Raumkunstmuseums mit originalen Möbeln, Gemälden und Kunstgegenständen gestaltet. Weil ein Rundgang physisch wegen der Corona-Pandemie zurzeit nicht möglich ist, stellt „Der Löwe“ anlässlich des Jubiläums die einzelnen Räume vor. Ein Termin für die Wiedereröffnung steht noch nicht fest. Das Museum wurde am 9. April 2011 der Öffentlichkeit übergeben.
Ein Raum des Müßiggangs
Das Spiel- und Musikzimmer ist ein Raum des Müßiggangs. Der Herzog nutzte den privaten Rahmen teils zu vertraulichen Gesprächen. Das Mobiliar ist leicht, so dass es möglich war, verschiedene Möbelgruppen für Spiel und Unterhaltung zu arrangieren. Als einziges erhaltenes Musikinstrument des alten Residenzschlosses bildet der Hammerflügel den Mittelpunkt des Raumes. Er gehört zu den kostbarsten Stücken des Schlosses und wurde um 1820 von der renommierten Firma Konrad Graf in Wien aus Tropenholz mit feuervergoldeten Bronzebeschlägen und eingelegten Mustern aus Perlmutt gefertigt. Eine besondere Geschichte prägt die Sitzgruppe mit dem goldgelbem Bezug: Nach der Novemberrevolution 1918 wurde sie an die damalige Staatsbank abgegeben, ging so in den Besitz der Nord/LB über und gelangte schließlich ins Braunschweigische Landesmuseum, das sie dem Schlossmuseum als Leihgabe zur Verfügung stellt.
Vorliebe für karierte Stoffe
Im Schlossbau des 19. Jahrhunderts gab es gleich mehrere Arbeitszimmer. Den Raum im Schlossmuseum prägen der Schreibtisch im spätklassizistischen Stil von Konstantin Uhde und der von Carl Theodor Ottmer entworfene rote Ledersessel. Die Karte auf der Tischplatte zeigt das Herzogtum um 1840, umgeben von den Königreichen Hannover und Preußen. Kräftige Grüntöne und markante Muster bestimmen die Möbelbezüge. Vor allem für karierte Stoffe hegte Herzog Wilhelm eine Vorliebe, weil er seine Jugend in London verbracht und dort auch die schottische Kultur kennengelernt hatte. Das Sofa und der Tisch aus kostbarem Palisanderholz gehörten zur Erstausstattung der Residenz. Die im Arbeitszimmer versammelten Gemälde befanden sich allesamt in den historischen Arbeits- und Sitzungsräumen des Schlosses. Im Mittelpunkt steht die Familie von Wilhelms Urgroßvater, Herzog Carl I.. Einige von ihm gegründete Institutionen gibt es noch heute. Darunter befinden sich die Technische Universität Braunschweig, die Braunschweigische Landessparkasse, die Öffentliche Versicherung sowie das Herzog Anton Ulrich-Museum und das Naturhistorische Museum.
Hoher repräsentativer Anspruch
Im Audienzzimmer empfing der Herzog Botschafter, Fürsten, Offiziere und angesehene Bürger empfangen. Mindestens drei solcher Räume gab es im historischen Braunschweiger Schloss. Die Möbelausstattung zeugt vom hohen repräsentativen Anspruch, den man an die Einrichtung eines Audienzzimmers stellte. Die beiden teilvergoldeten Sessel, der mittlere Tisch, die Beistelltische an der Wand und das Sofa entwarf Konstantin Uhde. Die beiden feuervergoldeten Tischleuchter wurden etwa um 1835 in Paris im Stil des französischen Spätempire angefertigt. Leuchter wie diese gab es früher mehrfach in den hochrangigen Schlossräumen. Der silberne Tafelaufsatz ist ein besonders exklusives Stück. Er stammt aus der Zeit um 1880 und wurde als Teil eines umfangreichen silbernen Prunkgeschirrs in London erworben. Der Teppich im Zentrum des Raums trägt in der Mitte das Große Staatswappen der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg.
Löwe und Welfenross präsent
Der Thronsaal bildet das prunkvolle, ganz im fürstlichen Rot gehaltene Herzstück des Schlossmuseums. Constantin Uhde entwarf den Thron anlässlich des 50. Thronjubiläums von Herzog Wilhelm (1881). Der Saal wurde mit seiner Ausstattung, der Wandbespannung, Fenstervorhängen, Saaldecke und Teppich nach historischen Fotografien, zeitgenössischen Beschreibungen und Verzeichnissen weitgehend originalgetreu rekonstruiert. Staatswappen und Wappentiere des Herzogshauses, Löwe und Welfenross, sind hier überall präsent. Bei Thronaudienzen saß der Herzog in dem erhöhten Thronsessel, während die Gäste um ihn herum zumeist standen. Ein Glücksfall ermöglichte die Nachbildung der Wandbespannung: Die Tapete aus Seidendamast wurde seinerzeit eigens im französischen Lyon angefertigt. Das Muster zeigt den Buchstaben „W“ für Herzog Wilhelm und das Welfenross, jeweils mit einer Krone von einem Lorbeerkranz eingefasst. Zwei originale Stoffstücke, ein chemisches Farbmuster und auf das Jahr 1866 datierte großformatige gerasterte Webkarten waren im Firmenarchiv noch erhalten geblieben. So war es möglich, bei der Neuanfertigung in Lyon nach 150 Jahren die Tapete exakt zu kopieren.
„Historisches Menü“
Zur Dauerausstellung gehören neben der Raumflucht weitere attraktive Räume. Der Weiße Saal diente einst als Speise- und Ballsaal. Entsprechend seiner früheren Nutzung ist das multimediale „historische Menü“ im Stil einer festlichen Tafel hergerichtet. An den zehn Bildschirmstationen lassen sich interaktiv die unterschiedlichen Epochen des Schlosses recherchieren. Zurzeit dient der Saal als Raum für die Sonderausstellung „Gesellschaft der Freunde junger Kunst“. Sonderausstellungen gehören von Beginn an zur Museumskonzeption. Besonders erfolgreich waren in der Vergangenheit „Europas letztes Rendezvous. Die Hochzeit von Victoria Luise und Ernst August“, „Schatzkammer Harz“ und „Revolution. Abdankung. Schloss.“.
Konzeption ausgezeichnet
Wegen seiner schlüssigen Konzeption aus Ausstellung, Vermittlung, Dokumentation und Forschung wurde das Schlossmuseum 2018 mit dem Gütesiegel des Museumsverbands Niedersachsen und Bremen e.V. ausgezeichnet. Das Prädikat erhalten Museen, die die Standards für Museen des Deutschen Museumsbundes in vorbildlicher Weise erreicht haben.
Engagierte Stiftungen
Die Umsetzung des schlossähnlichen Innenausbaus der Räume, der seinerzeit unter Oberbürgermeister Dr. Gert Hoffmann von einer breiten Ratsmehrheit aus CDU, FDP und SPD getragen wurde, war nur durch hohe finanzielle Beiträge der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, der Stiftung Nord LB/Öffentliche (heute Die Braunschweigische Stiftung) und der Richard Borek Stiftung möglich. Hauptleihgeber ist die Richard Borek Stiftung, die im Rahmen der Welfen-Auktion 2005 rund 1.000 Objekte mit Schlossbezug erwarb. Leihgeber sind zudem das Braunschweigischen Landesmuseum (u. a. Thron), das Städtischen Museum (u. a. Hammerflügel) sowie das Herzog Anton Ulrich-Museum und das Hoffmann-von-Fallersleben-Museum. Träger des Museums ist die Stiftung Residenzschloss Braunschweig, zu der neben den genannten Stiftungen auch die Stadt Braunschweig gehört.
Öffnungszeiten:
- Dienstag 10 – 17 Uhr
- Mittwoch 13 – 20 Uhr
- Donnerstag bis Sonntag 10 –17 Uhr
Eintritt: Erwachsene 4 Euro, Kinder bis 15 Jahre frei.
Zurzeit ist das Schlossmuseum geschlossen!
Kontakt:
Maria Heise
Tel.: 0531-470-3895
E-Mail: schlossmuseum@residenzschloss-braunschweig.de
Homepage: www.schlossmuseum-braunschweig.de