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Schon 1347 ein Zeichen der Grenze

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Arbeitsgruppe Heimatpfleger der Braunschweigischen Landschaft enthüllt Informationstafel zum Fährturm Hötensleben.

Mit dem Einzug der sowjetischen Besatzungstruppen am 3. Juli 1945 endete die Geschichte der Heyerschen Gaststätte in Hötensleben und spätestens mit der faktischen Errichtung der deutsch-deutschen Grenze auch jene des angrenzenden historischen Fährturms. An das nicht mehr existierende historische Ensemble erinnert jetzt die 33. Hinweistafel der Arbeitsgruppe Heimatpfleger der Braunschweigischen Landschaft.

Postkarte mit Fährturm-Motiv, 1905. Foto: Braunschweigische Landschaft

Der Fährturm war im 14. Jahrhundert von Herzog Magnus zur Sicherung der Grenze zwischen dem Herzogtum Braunschweig und dem Erzbistum Magdeburg errichtet worden. Er gehörte verwaltungs- und gebietsmäßig nach Schöningen, lag aber näher an Hötensleben. 2016 erfolgte der Abriss infolge des Aufschlusses des letzten Tagebaus, des Leerstands und aufgrund massiver Gebäudeschäden.

Hinweistafeln seit 1995

Text und Abbildungen der Tafel haben Mitglieder des Arbeitskreises Heimatgeschichte Hötensleben und des Heimatvereins Schöningen erstellt. Das Projekt wurde von der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz gefördert. Mit den seit 1995 aufgestellten archäologischen Hinweistafeln lädt die Arbeitsgruppe Bürgerinnen und Bürger zu spannenden Entdeckungsreisen an weniger bekannte, regionalgeschichtliche Orte im Braunschweigischen ein. Auf den gestalteten Schildern wird über die jeweiligen Hintergründe informiert. Die meisten Tafeln stehen an Rad- oder Wanderwegen und sind gut sichtbar angebracht.

Bei der Enthüllung dabei waren: (v.l.): Wulf Bialas (Arbeitskreis Heimatgeschichte Hötensleben) Malte Schneider (Bürgermeister Schöningen), Charlotte Nullmeyer (Helmstedter Revier), Hans-Georg Much (Heimatverein Schöningen), Harald Schraepler (AG Heimatpfleger Braunschweigische Landschaft) und René Müller, Grenzdenkmalverein und Gemeinde Hötensleben. Foto: Braunschweigische Landschaft

Streit mit Magdeburg

Hötensleben gehörte bis 1347 zum Land Braunschweig und dadurch zu Schöningen. Im Zuge von Auseinandersetzungen mit dem Erzbischof Otto von Magdeburg nahmen dessen Truppen Hötensleben und Schöningen ein. Um Schöningen braunschweigisch halten zu können, gab Herzog Magnus Schloss und Amt Hötensleben an Magdeburg ab. Die Aue wurde als Grenze zwischen dem Herzogtum Braunschweig und dem Erzbistum Magdeburg festgelegt. Weil die Gegend sehr sumpfig war, konnte die Grenze nur über eine schmale Furt bei Hötensleben überquert werden. Am errichteten Turm wurde Zoll erhoben und Wachsoldaten untergebracht.

Grenzöffnung am Fährturm, 1989. Foto: Braunschweigische Landschaft

Gesellschaftliche Bedeutung

Die unmittelbar angrenzende Gastwirtschaft erlangte großen gesellschaftlichen Wert. Von 1789 betrieb sie die Familie Heyer. Dort wurde zum Beispiel der Fußballclub Hötensleben 1911 gegründet. Von Hötensleber Seite sei der Besuch sehr gut gewesen, heißt es auf der Hinweistafel. Viele Vereine hätten sich dort getroffen. Später wurde auch ein Schützenhaus gebaut. Einer Kegelbahn gab es auch. Wie stark der Fährturm von Schöningern besucht worden ist, ist nicht belegt. Der Gastwirtschaftsbetrieb wurde 1945 stillgelegt, weil er sein wichtigstes Umfeld verloren hatte.

Weihnachtsgrüße „nach drüben“

Während der Zeit der deutsch-deutschen Grenze wurde am Fährturm stets in der Adventszeit ein Weihnachtsbaum mit elektrischen Lichtern aufgestellt. Chöre und versammelte Schöninger sangen Adventslieder, um so Weihnachtsgrüße „nach drüben“ zu schicken. Im Mai 1976 übergab der Bundesgrenzschutz am Fährturm bei Schöningen eine Aussichtsplattform, die einen besseren Blick nach Hötensleben gestattete.

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