Schwäne drehen ihre Kreise auf dem Portikusteich
Multimedia-Künstlerin Alona Rodeh testete ihre Installation „Slow Swan Social Club“ für den Lichtparcours 2024
Der 6. Lichtparcours wirft rund 100 Tage vor dem Auftakt seine Schatten voraus. Alona Rodeh, Multimedia-Künstlerin aus Tel Aviv und Berlin, inszenierte zu Probezwecken Installation „Slow Swan Social Club“ auf dem Portikusteich im Bürgerpark. Das Projekt wurde speziell für das Festival in Braunschweig entwickelt.Der Test für das vom 15. Juni bis 6. Oktober stattfindende Festival gelang störungsfrei. Die beiden noch nicht gestalteten Schwanen-Tretboote drehten schon mal solide ihre Kreise. Zum Lichtparcours werden beide noch ordentlich in Schale geschmissen: Der eine wird edel weiß und der andere freakig pink lackiert. An diesem Nachmittag wurden sie quasi noch als „hässliche Entlein“ mit Muskelkraft bewegt, während des Festivals werden Elektromotoren die Schwäne antreiben und Sensoren sie auf Kurs halten.
Neugier und Vorfreude geweckt
Schon der Test weckte bei vielen Spaziergängern die Neugier und die Vorfreude auf den Lichtparcours. Wie ihre Vorgänger wird auch die 6. Auflage in diesem Sommer zigtausende Besucher aus nah und fern anlocken. Geschätzt haben bislang mehr als 1,5 Millionen Menschen die Lichtinstallationen in Braunschweig gesehen. Der erste Lichtparcours fand zur Weltausstellung EXPO 2000 statt. Es folgten die Festivals 2004, 2010, 2016 und 2020. Für den aktuellen Lichtparcours ist erneut die Nutzung des Wasserlaufs der Oker, ihrer Ufer, Brücken und aller von dort direkt erfahrbaren Räumen vorgesehen. Insgesamt werden 16 nationale und internationale Künstlerinnen und Künstler ihre Werke präsentieren.
Im Einklang mit dem Park
Die Arbeit von Alona Rodeh, die unter Berücksichtigung des Naturschutzes realisiert wird, lehnt sich an die lange Tradition der Tretboote, die noch heute auf der Oker fahren, und ebenfalls an die historischen Bilder von Schwänen, die im Portikusteich schwimmen, an. „Ein wundervoller, romantischer Ort. Ich freue mich sehr, beim 6. Lichtparcours mitwirken zu dürfen“, sagt die Künstlerin während des Checks. Die Vorgängerveranstaltungen hat sie nicht erlebt, deswegen ist sie sehr gespannt auf das, was da kommt. Ihr Werk steht optisch im Einklang mit dem Erholungszweck des Parks: Es wird weder fehl am Platz wirken noch auf Anhieb als Kunstwerk zu erkennen sein. „Während des Lichtparcours werden die Schwäne auf ihrer Kreisbahn von einem Lichtkegel verfolgt und ihre Augen werden leuchten. Dazu wird der Portikus dezent illuminiert“, erklärt Alona Rodeh ihr Projekt, das von der Richard Borek Stiftung unterstützt wird.
Romantische Bild historischer Ruinen
„Die Arbeit entspricht der ursprünglichen Idee des Bürgerparks als malerischem, idyllischem Ort der friedlichen Erholung und des kontrollierten Konsums der (vom Menschen geschaffenen) Natur. Es ist ein automatisiertes Liebeslied, eine zeitgenössische Anspielung auf das romantische Bild historischer Ruinen und Schwanensee-Choreografien des 19. Jahrhunderts. Die automatisierten Boote können als melancholisch wahrgenommen werden, die ewig im Dunkeln Kreise ziehen. Doch das Werk kann auch als Slapstick-Skulptur voller Humor, Überraschung und Verspieltheit gelesen werden“, heißt es auf der Internetseite von Alona Rodeh zu „Slow Swan Social Club“.
Eine besondere Sehenswürdigkeit
Der Park, vom Herzoglichen Promenadeninspektor Friedrich Kreiß (1842-1915) entwickelt, sollte in seiner frühen Phase eine Grünanlage für das gehobene Bürgertum werden. Durch die lange Entstehung flossen später auch Tendenzen der aufkommenden „Volksparkidee“ ein. Der Bürgerpark entstand in mehreren Bauabschnitten von 1886 bis 1925 und ersetzte den früheren Bahnhofspark. Neben dem hohen Nutzwert als Naherholungsgebiet stellt der Bürgerpark für Fachleute einen hohen Denkmalwert als kulturhistorisches Zeugnis des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts dar. Der das Bild prägende Portikus der ehemaligen Hauptwache wurde 1896 im Bürgerpark wieder errichtet. Während des Zweiten Weltkrieg wurde er schwer beschädigt und ging teilweise verloren. Die Reste wurden erst 1989 gesichert und wieder zusammengefügt. Heute ist der Portikus wieder eine besondere Sehenswürdigkeit in Braunschweig und verdient es, während des Lichtparcours besonders in Szene gesetzt zu werden.