Seit 450 Jahren ist die Klosterkirche reformiert
Der Riddagshäuser Kammerchor erinnert mit einem Konzert am 21. Oktober an die Einführung der Reformation.
Der Braunschweiger Herzog Julius (1528-1589), der am brandenburgischen Hof eine evangelische Erziehung genossen hatte, setzte 1568 die Reformation im Land durch und führte die luthersche Lehre als Staatsreligion im Herzogtum Braunschweig ein. Seither wird die Klosterkirche Riddagshausen als evangelisch-lutherische Gemeindekirche genutzt. Vorher waren die katholische Liturgie und die Marienverehrung der Mönche Alltag im Kloster. Der Riddagshäuser Kammerchor erinnert mit einem Konzert am Sonntag, den 21. Oktober an das 450. Reformationsjubiläum der Klosterkirche.
Dabei werden lateinische Messen und innerliche Frömmigkeit im Mittelpunkt stehen. Mit der selten gesungenen Missa Canonica von Johannes Brahms und der berühmten Deutschen Messe in As-Dur von Franz Schubert erklingen zwei Werke, die von katholischer Tradition geprägt sind. Mitwirken wird auch ein Bläserensemble mit Mitgliedern des Staatsorchesters Braunschweig. Die Leitung des Konzerts haben Kantorin i. R. Christiane Prinzing und Georg Renz.
„Der Eintritt ist kostenlos – aber nicht umsonst“, wie Renz bemerkt. Das Konzert wird von der Bibel+KulturStiftung und der Richard Borek Stiftung gefördert. „Trotz der großzügigen Förderung sind natürlich lange nicht alle Kosten gedeckt. Deshalb hoffen wir auf eine großzügige Kollekte zur Deckung der Unkosten“, erläutert Renz, „Dafür laden wir nach dem Konzert alle, die wollen, auf ein Glas Wein oder Wasser ein“.
Zum Hintergrund: Der Einführung der Reformation in Braunschweig war nicht etwa ein singuläres Ereignis, sondern ein jahrzehntelanger Prozess. Im Jahr 1517 hatte Martin Luther seine 95 Thesen in Wittenberg angeschlagen. Schnell fanden seine Positionen in den großen Städten, so auch in Braunschweig unter der Bevölkerung Anhänger. Der Rat jedoch lehnte die reformatorische Bewegung aus Rücksicht auf Kaiser Karl V. und Herzog Heinrich den Jüngeren von Braunschweig-Wolfenbüttel ab. , lange Zeit in dieser Hinsicht zurückgehalten. 1528 gab der Rat seine Zurückhaltung auf und beauftragte Johannes Bugenhagen, einen Vertrauten Luthers, mit der Erarbeitung einer neuen Kirchenordnung. Der Konflikt mit Herzog Heinrich dem Jüngeren, einer der schärfsten Gegner der Reformation, eskalierte. Das Hrerzogtum trat erst nach Heinrichs Tod (1568) zur Reformation über.
Das Kloster Riddagshausen wurde im Zuge der Streitigkeiten zwischen protestantischen Braunschweiger Bürgern und dem Herzog mehrfach zum Schauplatz von Kampfeshandlungen, zerstört und ausgeplündert. Nach der endgültigen Einführung der Reformation wurde der Konvent als protestantische Klosterschule erhalten. Der Leiter trug weiterhin den Titel „Abt“.
Im Jahr 1145 hatten Zisterziensermönche das Kloster Riddagshausen gegründet. Zwei Jahre später stellte Papst Eugen III. das Kloster unter seinen Schutz. Mit Zustimmung und Förderung Heinrichs des Löwen stiftete Ludolf von Wenden dem Kloster 45 Hektar Land. Nach einem Vorgängerbau wurde im Jahr 1216 der Grundstein für heutige Klosterkirche gelegt, die am 15. Juni 1275 geweiht wurde. Das Kloster Riddagshausen war zunächst eine Außenstation des Mutterklosters Amelungsborn. Unter Kaiser Otto IV., Sohn Heinrichs des Löwen, wurde die ursprüngliche romanische Klosterkirche abgerissen und durch den bis heute erhaltenen Bau ersetzt.
Die Zisterzienser haben nicht nur dort im Kloster Spuren hinterlassen. Auch die Teiche, allen voran das Aushängeschild Kreuzteich, haben sie angelegt und damit eines der schönsten Naherholungsgebiete im Braunschweiger Land geschaffen. Der Konzertbesuch lässt sich also ideal mit einem Spaziergang kombinieren und zu einem besonderen Sonntag mit einem fantastischen Mix aus Kultur und Natur entwickeln. Und das wie gesagt: kostenlos, aber keineswegs umsonst.
Mehr Informationen:
Reformation in Braunschweig: www.braunschweig.de/kultur/veranstaltungen/blickpunkte/bsm_artikel/reflangtext.html
Geschichte der Klosterkirche: www.klosterkirche-riddagshausen.de/geschichte
Über Riddagshausen: www.riddagshausen.net