Startseite Gesellschaft & Lebensstil Sie trauen sich bis ganz nach ...

Sie trauen sich bis ganz nach oben

Bei außerschulischen Aktionen lernen die Schüler der HS Pestalozzistraße, Aufgaben im Team zu lösen. Foto Niels Borkowski / AWO-Förderzentrum Lotte Lemke, Braunschweig
von

Auf dem Stundenplan der Hauptschule Pestalozzistraße steht, einmalig in Braunschweig, ein Projekt zur Steigerung von Schulmotivation und sozialer Kompetenz.

„Nur ein bis zwei Grundschüler pro Klasse wechseln nach Abschluss der vierten Klasse auf eine Hauptschule“, weiß Nils Borkowski, Mitarbeiter des AWO-Förderzentrums Lotte Lemke in Braunschweig, nur zu gut. „Hauptschüler haben meist einen schwierigen Start. Sie sehen sich nicht selten als Bildungsverlierer. Sie tun sich im neuen Umfeld schwer, weil sie mit dem Schulwechsel häufig ihr soziales Netzwerk verloren haben.“

Um die Bildungschancen der Hauptschüler ab Klasse fünf zu verbessern, hat der studierte Sozialpädagoge an der Braunschweiger HS Pestalozzistraße ein Extra-Förderprojekt an den Start gebracht, das in dieser Form in Deutschland einmalig ist. So genannte Beraterinnen und Berater der AWO helfen in Zusammenarbeit mit dem Lehrpersonal Hauptschülern der fünften, sechsten und siebten Klasse, Schulmotivation und soziale Kompetenz zu verbessern. An der HS Pestalozzistraße ist das Projekt seit dem Schuljahr 2012/13 dank der Unterstützung der Richard Borek Stiftung fester Bestandteil des Stundenplans und des Schulcurriculums – so etwas gibt es in Braunschweig nicht noch einmal.

Große Baustellen sind das unentschuldigte Wegbleiben vom Unterricht und mangelnde Fähigkeiten bei der Konfliktlösung. Beides birgt große Gefahren für die Schülerinnen und Schüler, manche müssen die Schule sogar deshalb verlassen. „Ziel ist das Verbleiben der Schüler an der Hauptschule Pestalozzistraße“, so der 34-Jährige. „Gemeinsam mit jedem Schüler formulieren wir Zielvereinbarungen, die realistisch sind.“

Das Projekt trägt Früchte: Durch das Förderprogramm, bei dem auch die Lehrer vor dem Start geschult werden und in regelmäßigen Abständen moderierte Workshops zur Weiterbildung stattfinden, seien beispielsweise die Fehlzeiten drastisch gesunken, erklärt Borkowski. Eine ganz wichtige Rolle spielen die außerschulischen Lernorte, an denen erlebnispädagogische Aktionen stattfinden. Auf dem AWO-Gelände gibt es einen Niedrigseilgarten und eine Kletterwand. Aber auch Mountainbike Touren mit Fahrsicherheitstraining, Gipfelwanderungen mit Geocaching, Floßbau und vieles mehr stehen auf dem Stundenplan.

„Plötzlich trauen sich die Teilnehmer beim Hochseilklettern auf die höchste Ebene. Die anderen sichern sie ab“, berichtet Borkowski über die erlebnisorientierten Teambuildingmaßnahmen und Vertrauensübungen unter freiem Himmel. So würden die Kinder und Jugendlichen lernen, ihre Freizeit sinnvoll zu gestalten. Es gibt weniger Streit mit Mitschülern und Eltern. Borowski, auch ausgebildeter Erlebnispädagoge, nennt einen ganz wichtigen Aspekt: „Die Kinder und Jugendlichen lernen, dass Nervenkitzel und Grenzerfahrungen sind auch möglich sind, ohne gleich mit dem Gesetz in Konflikte zu geraten.“

Bilboard 2 (994x118 px)