Skywalk und Design
Schloss Fürstenberg lockt Besucher mit seiner neuen Aussichtsplattform 80 Meter über der Weser und einer Sonderausstellung über Wilhelm Wagenfeld, einem der bedeutendsten deutschen Produktdesigner.
In diesem Sommer gibt es gleich zwei gute Gründe das Schloss Fürstenberg, knapp 150 Kilometer von Braunschweig entfernt, zu besuchen. Einerseits ist der erste Bauabschnitt des Sanierungskonzepts für das denkmalgeschützte Ensemble abgeschlossen. Andererseits lockt eine besondere Ausstellung ins Weserbergland, die mit Wilhelm Wagenfeld (1900-1990) einem der bedeutendsten deutschen Produkt-Gestalter gewidmet ist. Die Sonderausstellung heißt „Täglich in der Hand – Wilhelm Wagenfeld und das moderne Porzellan- und Glasdesign“. Sie dauert noch bis zum 31. Oktober und ist eine Kooperation mit dem Glasmuseum Boffzen. An beiden Standorten gibt es Präsentationen (Öffnungszeiten siehe unten).
Wilhelm Wagenfelds Glas- und Porzellanobjekte für den täglichen Bedarf gelten als praktisch und formschön zugleich. Im 25. Todesjahr des Designers zeigt das Museum der Porzellanmanufaktur Fürstenberg in der Alten Remise des Schlossensembles Wagenfelds Porzellan-Gestaltungen mit seltenen Originalen. Im Zentrum steht die Geschirrform Modell Nr. 639, die 1934 für Fürstenberg entstand. Das Glasmuseum Boffzen stellt Wagenfelds Arbeit für das Jenaer Glaswerk Schott & Genossen und die Vereinigten Lausitzer Glaswerke in Weißwasser in den Mittelpunkt. Es präsentiert aus einer Privatsammlung so legendäre Entwürfe wie das Teeservice aus feuerfestem Glas, die „Herzvasen“ oder die Gläserserie „Oberweimar“. Aber auch seltene Stücke, beispielsweise ein vom Maler Charles Crodel gestalteter Becher, sind zu sehen.
Wagenfeld entwarf von 1925 bis 1980 industriell hergestellte Haushaltwaren, die wegweisend für ihre Zeit waren. Die Ausstellungen betten Wagenfelds Schaffen in den Kontext der Produktgestaltung und in die politischen sowie gesellschaftlichen Zusammenhänge ihrer Zeit ein. Fürstenberg präsentiert auch Gestaltungen von Zeitgenossen des funktionalistischen Porzellandesigns, von Marguerite Friedländer, Trude Petri, Hermann Gretsch, Hubert Griemert und Siegfried Möller, Heinrich Löffelhardt oder Wolfgang von Wersien. Das Glasmuseum Boffzen verdeutlicht den Wandel von Gesellschaft und Politik von der Weimarer Republik zum Nationalsozialismus.
Die Sonderausstellung auf Schloss Fürstenberg wird in der Alten Remise präsentiert, weil das Museum im Schlossgebäude geschlossen ist und den zweiten Bauabschnitt der Sanierung und Modernisierung darstellt. Das Museum wird komplett neu gestaltet und neu konzipiert. Neben der Wagenfeld-Ausstellung werden aber weiter die bedeutendsten Objekte der Fürstenberg-Ausstellung gezeigt. Ausgestellt sind die wertvollsten alten Stücke, aber auch traditionelle und bis heute erhältliche Designs der verschiedenen Stilepochen sowie die modernen Linien, die gern bunt zusammengestellt werden. Weltweit einzigartig sind die Kristallglasuren auf Hartporzellan. Es ist eine ähnliche Vase ausgestellt, wie sie beispielsweise auch im Hotel Adlon in Berlin steht.
Im dritten Stepp des Masterplans für Schloss Fürstenberg wird schließlich der Fabrikverkauf modernisiert, in dem das komplette Angebot für zeitgemäße Tafelkultur erhältlich ist. Mit dem „Das weiße Gold des Weserberglands – Modernisierung und Umgestaltung des Schlossmuseums in Fürstenberg“ genannten Projekt soll auch ein Konzept zur Stärkung des Tourismus im Weserbergland umgesetzt. Dafür ist unter anderem ein neues Leitsystem installiert worden, dass Besuchern über die Nutzung ihrer Smartphones quasi eine exklusive Führung ermöglicht.
Das imposante und denkmalgeschützte Schlossensemble, das schon jetzt Jahr für Jahr rund 40.000 Besucher anlockt, glänzt dazu mit seinem neuen Skywalk. Die mit 14 Stahlbetonplatten überhängend konstruierte Aussichtplattform gibt einen atemberaubenden Blick über die Weser frei.
Öffnungszeiten für die Ausstellung:
April bis 31. Oktober 2015
Fürstenberg: Di-So. und Feiertage 10-17 Uhr (bis 1. November einschließlich).
Boffzen: Mi-So. und Feiertage 10-17 Uhr.
Kontakt
Museum im Schloss der Porzellanmanufaktur Fürstenberg, Meinbrexener Straße 2, 37699 Fürstenberg. Tel. (05271) 401-161, museum@fuerstenberg-porzellan.com.
Glasmuseum Boffzen, Bahnhofstraße 9c, 37691 Boffzen, Tel. (Vorsitzender Freundeskreis Glasmuseum Walter Waske) 05271-950304, walter.waske@t-online.de.
Info
www.fuerstenberg-porzellan.com
www.glasmuseum-boffzen.de.
Beitrag über die Modernisierung von Schloss Fürstenberg:
https://www.der-loewe.info/8-millionen-euro-fuer-schloss-fuerstenberg/