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Sotheby`s Fehler ausgemerzt

Restauratorin Heike Billerbeck hängt das Gemälde von Herzogin Christine Luise im Audienzzimmer des Schlossmuseums auf. Foto: Schlossmuseum
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Gemälde von Herzog Ludwig Rudolf und Herzogin Christine Luise wurden für das Schlossmuseum restauriert.

Herzog Ludwig Rudolf von Braunschweig (1671 – 1735) und Herzogin Christine Luise von Braunschweig-Lüneburg (1671 – 1747) hängen wieder standesgemäß im Audienzzimmer des Schlossmuseums Braunschweig. Etwas angestaubt und glanzlos hatten sie ausgesehen in ihren goldenen Rahmen, bevor Heike Billerbeck, Konservatorin von Gemälden aus Braunschweig, und Thomas Sensburg, Restaurator von Holzobjekten aus Kaufbeuren, Hand anlegten. Im Auftrag der Richard Borek Stiftung wurden die Gemälde von Hofmaler Johann Conrad Eichler auf Vordermann gebracht.

Es war auch dringend nötig. Die Bilder waren in keinem guten Zustand mehr und bedurften der Restaurierung, bevor sie irreparabel Schaden nehmen konnten. Die Gemälde, in ölhaltiger Mischtechnik auf textilen Bildträgern gefertigt, stammen aus dem Jahr 1734. An den Werken hatte es seither wenige konservatorische, teilweise aber unsachgemäße Eingriffe gegeben. Die Bilder waren über die Jahrhunderte oberflächlich stark verschmutzt, wiesen Fehlstellen und Kratzer auf, und einige Partien lösten sich bereits vom Untergrund ab. Auffällig waren bräunliche Tropfen, die offenbar von einer Behandlung für Fotoaufnahmen für den Sotheby`s Katalog 2005 herrührten. Die verschmutzten Gemälde waren dafür mit Alkohol gereinigt worden, das Ergebnis blieb bescheiden. Die Rückstände indes waren recht unschön.

Heike Billerbeck restaurierte die Gemälde zwischen Juli und Dezember 2018 mit Akribie und sichtbarem Erfolg. Nach einer detaillierten Analyse erfolgte zunächst eine sachgerechte Reinigung. Fehlstellen wurden mit Störleim-Kreidekitt geschlossen, mit Schellack abgesperrt und mit Gouaschefarben strukturiert. Es folgte die detaillierte Bearbeitung mit Aquarell- und Alkydharzfarben, bevor zum Schutz eine umfangreiche Firnisretusche erfolgte. Abschließend wurden die Gemälde in die bereits restaurierten Zierrahmen gespannt. Zuvor hatte es auch dabei unsachgemäßen Umgang mit den Kunstwerken gegeben.

Ebenfalls ihrem Alter hatten die Bilderrahmen Tribut zollen müssen. Auch sie waren stark verschmutzt, wiesen einige Ausbrüche mit fehlender Vergoldung auf. Die Vergoldung war durchweg stark durchgerieben. Thomas Sensburg kittete nach intensiver Reinigung die Aufbrüche partiell mit Kreidegrund und brachte sie wieder auf Umgebungsniveau. Anschließend wurden die ergänzten Partien farblich angepasst. Die Fehlstellen wurden neu vergoldet und ein homogenes Gesamtbild geschaffen.

So rausgeputzt hängen die Bildnisse nun wieder an Ort und Stelle und dokumentieren die europäische Bedeutung der Welfendynastie im 17. und 18. Jahrhundert. Ludwig Rudolf und Christine Luise gelten als Stammelternpaar der bis 1884 regierenden Linie Braunschweig-Bevern. Die Eheleute sind in der Hängung leicht als zusammengehöriges Paar zu erkennen, denn beide sind in Trauerhaltung dargestellt, und die Gemälde haben identische Maße und Rahmen.

Als das Paar 1690 heiratete, verschaffte ihnen Herzog Anton Ulrich, der Vater des Bräutigams, eine eigene prunkvolle Hofhaltung auf Schloss Blankenburg, um einem Erbstreit zwischen seinen Söhnen, dem Thronfolger August Wilhelm und dem jüngeren Ludwig Rudolf, zuvorzukommen. Als August Wilhelm im Jahr 1731 kinderlos starb, übernahm Ludwig Rudolf schließlich die Regentschaft über das gesamte Herzogtum. Doch er starb früh, konnte nur vier Jahre regieren. Sein Bruder hatte ihm ein stark verschuldetes Herzogtum überlassen. Ludwig Rudolf kümmerte sich erfolgreich um die Sanierung des Staatshaushalt kümmern.

Dass die Bilder über einen längeren Zeitraum restauriert wurden, haben übrigens nur die wenigsten Besucher des Schlossmuseums bemerkt. Denn die Ersatzgemälde an ihrem angestammten Platz zeigten ebenfalls Porträts von Ludwig Rudolf und Christine Luise, die sogar auch von Johann Conrad Eichler gemalt worden waren.

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