Spül- und Scheuermittel strengstens verboten
Jährliche Objektreinigung und -revision als Teil der präventiven Konservierung von Kunstgegenständen im Schlossmuseum.
Wertvolle Ausstellungsstücke reagieren empfindlich auf äußere Einflüsse wie zum Beispiel Temperaturschwankungen, Luftfeuchtigkeit, falsche Beleuchtung, Schadstoffe oder Schädlinge. Restauratoren fassen die Einhaltung gewisser Standards zum Erhalt wertvoller Kunst- und Kulturgegenstände unter dem Begriff „präventive Konservierung“ zusammen. Ziel ihrer Aktivitäten ist es, den Verfall der Exponate zu verhindern, ohne in deren Substanz einzugreifen. Im Schlossmuseum findet zum Schutz des ausgestellten Kulturgutes jährlich eine sogenannte Objektrevision statt, über die Restauratoren und Restauratorinnen akribisch Buch führen, um jeder noch so kleinen Veränderung auf die Spur zu kommen.
Auf Schäden untersucht
Aktuell ist es wieder soweit. Die Restauratorin Katharina Geier ist dabei, die zahlreichen Ausstellungsstücke zu reinigen. Garnet Rösch-Meier führt die Objektbegutachtung für die Leihgaben des Städtischen Museums durch. Zu diesem Zweck dürfen sie den Objekten außergewöhnlich nah kommen: Zum Schutz der originalen Möbel, Gemälde und Kunstgegenstände halten im Alltag Absperrungen die Besucherinnen und Besucher zurück, um Berührungen zu vermeiden. Wer übrigens über die Absperrung greift, wird mit einem schrillenden Alarm aufgeschreckt.
Wertvoller Hammerflügel
Garnet Rösch-Meier ist für das Städtische Museum bei der Objektrevision dabei. Einige der Ausstellungsstücke im Schlossmuseum sind bekanntlich Leihgaben ihres Arbeitgebers. Besonders wichtig ist das korrekte Raumklima für den berühmten Hammerflügel. Er ist als einziges Musikinstrument des Braunschweiger Schlosses erhalten. Der Flügel zählt zu den kostbarsten präsentierten Stücken. Er wurde um 1820 von der renommierten Firma Konrad Graf in Wien aus Tropenholz mit feuervergoldeten Bronzebeschlägen und eingelegten Mustern aus Perlmutt sowie Schildpatt gefertigt. „Für den Hammerflügel sind ideale Temperatur und Luftfeuchtigkeit natürlich viel wichtiger als beispielsweise für das Porzellan, das ebenfalls aus unserem Haus stammt“, erläutert Garnet Rösch-Meier.
Silicagel in der Vitrine
Wie diffizil präventive Konservierung ist, wird an einem anderen Objekt im Schlossmuseum deutlich. In einer Glasvitrine wird die silberne Grundsteinlegungsplatte, die am 26. März 1833 in das Fundament des Residenzschlosses eingelassen worden war, aufbewahrt. Für sie wäre die Raumfeuchte, die für sämtliche weiteren Objekte im Raum optimal ist, aber ebenso schädlich wie für die Bleiplatte, in der sie knapp eineinhalb Jahrhunderte aufbewahrt worden war. Um die Luftfeuchtigkeit auf für Metall günstigere 40 Prozent zu reduzieren, ist in der Glasvitrine ein Beutel mit Silicagel unsichtbar verstaut. Das Material wirkt stark wasseranziehend.
Die massive Urkunde trägt die Namen des Bauherrn Herzog Wilhelm und der wichtigsten am Bau beteiligten Personen, darunter den des Baumeisters Carl Theodor Ottmer. Die Platte war 1972 bei der Beseitigung der Fundamente des 1960 abgerissenen Residenzschlosses von einem Baggerfahrer zufällig entdeckt worden. Die Bleikassette ist sehr stark zerbeult. Das beweist die großen Kräfte, die auf sie eingewirkt haben.
Spezielles Werkzeug nötig
Diplom-Restauratorin Katharina Geier ist von der Stiftung Residenzschloss Braunschweig speziell mit der Reinigung von Objekten beauftragt. Als Restauratorin hat sie sich bereits während ihres Studiums für eine Material- bzw. Objektgruppe entschieden. Geier war bereits bei der Einrichtung des Schlossmuseums 2011 beteiligt. „Es sieht vielleicht wie Saubermachen zuhause aus, aber das Werkzeug, das benutzt wird, ist speziell für die Säuberung und Pflege wertvoller Kunstgegenstände hergestellt worden. Das geht von einem speziellen Staubsauger bis zu einem Pinsel aus Ziegenhaar, das besonders weich ist. Bei falschem, unvorsichtigen Vorgehen können erhebliche Schäden entstehen“, berichtet Katharina Geier von ihrer Arbeit. Spül- oder Scheuermittel sind natürlich verboten!